Materialeffizienz statt Energieeffizenz im Auto der Zukunft

Kobalt und Gallium oder Neodym und Dysprosium, unter anderem diese kostbaren, teilweise sehr seltenen Elemente finden sich in unseren Autos – schon heute und erst recht in den Elektroautos der Zukunft. Nur wo, in welchen Bauteilen, Materialverbünden und Mengen? Wie lassen sie sich identifizieren sowie am Ende des Autolebens für den weiteren Einsatz im Wirtschaftskreislauf wiedergewinnen? Das sind nur ein paar der Fragen, mit denen sich Experten aus aller Welt vom 16. bis 18. Juni 2014 während des Workshops “Electro Mobility: Assessing the Shift from Energy Efficiency to Material Efficiency in the Automotive Life Cycle” am Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst beschäftigen werden.
Auf diesem Feld gibt es noch sehr viele ökologische und ökonomische Potenziale zu erschließen. In der Fahrzeugentwicklung und -produktion stehen derzeit besonders die Energieeffizienz und Energieträger im Vordergrund, doch die Industrie wird sich künftig sehr viel intensiver mit dem Einsatz neuer, teils knapper und umweltproblematischer Materialien und dem Lebenszyklus-Management auseinandersetzen müssen, so die Workshop-Initiatorin Dr.-Ing. Alexandra Pehlken. Sie ist Wissenschaftlerin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sowie Associate Junior Fellow des Hanse-Wissenschaftskollegs.
Autos sollen in der Zukunft mit anderen Antrieben unterwegs sein, beispielsweise mit Elektromotoren, und auch immer sicherer, sparsamer und intelligenter werden. Daher enthalten sie immer mehr elektrische und elektronische Bauteile wie Motoren, Sensoren, Bordcomputer oder Batterien, und damit auch einen wachsenden Anteil neuer Materialien und Materialkombinationen. Viele der dafür verwendeten Rohstoffe sind rar, kostbar und nur schwer sowie mit einer großen Belastung für die Umwelt zu gewinnen. Etliche davon zählen zu den Seltenen Erden, die meisten sind als strategische Rohstoffe klassifiziert, und für alle gilt: Nachhaltiges, wirtschaftliches Handeln erfordert eine bestmögliche Wieder-und Weiterverwendung dieser Stoffe.
Auf diesem Feld gibt es noch viele ökologische und ökonomische Potenziale zu erschließen. Doch es fehlt zumeist noch an Informationen über die Menge und Verwendung dieser Materialien sowie an den Technologien dafür, sie wieder aufzubereiten und neu einsetzen zu können. Auf genau diese Problematik konzentriert sich der Workshop. Die dort behandelten Themen: Konstruktion, Fertigung, Nutzung, Wartung, Product-Lifecycle-Management, Technologie sowie geschäftliche, strategische und politische Optionen.
International gefragte Experten aus Forschung und Industrie stehen Rede und Antwort. Der Workshop wird von der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten e. V., dem Fonds der chemischen Industrie (FCI) und der Universitätsgesellschaft Oldenburg e.V. (UGO) unterstützt. Alexandra Pehlken und Wolfgang Stenzel vom Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) konnten namhafte Mitstreiter und international renommierte Referenten dafür gewinnen. Sie kommen aus Großbritannien, Schweden, der Schweiz, Kanada sowie aus China und ermöglichen Einblicke in aktuelle Forschungen zu diesem weltweit diskutierten Zukunftsthema. Mitorganisator des Workshops und einer der Referenten ist Prof. Dr. Steven Young von der University of Waterloo (Kanada). Er forscht unter anderem zur nachhaltigen Materialwirtschaft, zu Lebenszyklusanalysen und zu industriellen Versorgungsketten.
Mit dem britischen Geowissenschaftler für Mineralien und Abfallstoffe Prof. Dr. Andrew Bloodworth von der „British Geological Survey“ ist eine weitere Koryphäe dabei. Erst im Januar dieses Jahres veröffentlichte er einen viel beachteten Artikel im internationalen Wissenschaftsmagazin „Nature“ zu diesem Thema. Sein „Critical Metals Handbook" aus dem Februar wird aktuell nicht nur in der Fachszene heiß diskutiert. Sehr schnell vergriffen, wird es gerade neu aufgelegt. Bloodworth ist Hauptredner (Keynote Speaker) der Veranstaltung und steht ebenfalls für Diskussionen bereit.
Auch Mathias Brucke, Clustermanager von Automotive Nordwest e. V. ist beteiligt. Das Netzwerk bündelt Interessen des Automotive-Sektors im Nordwesten Deutschlands und ist Kooperationspartner der Veranstaltung. Elektromobilität und Energieeffizienz haben viele Dimensionen. Dabei gehe es nicht nur um den Kraftstoffverbrauch. Wenn man bedenkt, dass ein Auto heute mittlerweile zu fast 40 Prozent aus elektronischen Bauteilen besteht, wird die Bedeutung der darin enthaltenen Wertstoffe für die Nachhaltigkeit deutlich. Sie verantwortungsvoll einzusetzen und mithilfe neuester Technik sowie zum Beispiel eines adäquaten Product-Lifecycle-Management für sich zu nutzen, wird künftig sicher einen Teil des Erfolges der Kfz-Hersteller ausmachen.
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