Neue Technik für das Reparieren aus der Ferne

Saarbrücker Informatiker um Professor Thorsten Herfet haben ein Verfahren entwickelt, mit dem Wartungs- und Reparaturarbeiten aus der Ferne möglich sind. Foto: Oliver Dietze
Kommt es in einer Fabrik bei einer komplexen Produktionsanlage zu Fehlern, kann das Personal vor Ort das Problem oft selber nicht beheben. Experten, die sich mit der Technologie auskennen, müssen erst anreisen. Doch das kostet Zeit und Geld. Saarbrücker Informatiker haben eine Methode entwickelt, mit die Spezialisten über eine Plattform mit der betroffenen Firma in Kontakt treten können. Auf diese Weise können sie dem Personal vor Ort erklären, wo der Fehler liegt und wie es diesen beheben kann. Dabei ist der Experte immer live zugeschaltet, kann die Reparaturen überwachen und notfalls einschreiten.
Viele deutsche Unternehmen agieren heutzutage global: Sie entwickeln in heimischen Gefilden, produzieren aber in Ländern wie China, Brasilien oder Tschechien. Für Wartungen und Reparaturen müssen Ingenieure, die einst die komplexen Produktionsanlagen entwickelt haben, oft aus Deutschland anreisen. Ein neuer Ansatz von Informatikern um Professor Thorsten Herfet vom Lehrstuhl Nachrichtentechnik der Saar-Uni könnte hier Abhilfe schaffen: Eine Plattform, die den Ingenieur in seinem Büro live über den Computer mit dem Produktionsstandort zusammenbringt. Dabei werden Sensor- und Umgebungsdaten, Videosignale und Computergrafik in einer einzigen Anwendung verbunden, so Thorsten Herfet, der auch Direktor für Forschung und Entwicklung am Saarbrücker Intel Visual Computing Institute ist. Das System zeigt dem Nutzer auf seinem Bildschirm parallel mehrere Ansichten. Eine Kamera filmt die zu untersuchende Maschine. Das Video wird in Echtzeit auf den Rechner übertragen. Des Weiteren ist in einem anderen Fenster die Maschine als 3D-Modell zu sehen. Nutzer beider Standorte können das Modell interaktiv bedienen. Der Ingenieur kann so dem Personal vor Ort zum Beispiel zeigen, welches Teil der Maschine ausgetauscht werden muss. Die Plattform stellt darüber hinaus verschiedene Messdaten von Sensoren zur Verfügung, die etwa Aufschluss über Temperatur oder Druck geben und so auch Hinweise zur Schadensursache liefern können. Über eine Videokonferenzschaltung sind alle Akteure außerdem miteinander verbunden.
Die Technik, die für das Verfahren genutzt wird, ist relativ preiswert: Eine 3D-Kamera, eine Web-Kamera und ein Rechner. Über ein Firmennetzwerk wären die Standorte einfach miteinander zu verbinden. Um die Maschine als Modell darzustellen, könnten die Unternehmen auf Konstruktionsmodelle zurückgreifen. Die Saarbrücker Wissenschaftler setzen bei ihrem Verfahren erstmals auf mehrere Technologien gleichzeitig, um möglichst viele Schadensfälle mit ihrer Methode zu beheben. Neben den Informatikern des Lehrstuhls Nachrichtentechnik und des Intel Visual Computing Institutes sind auch weitere Forscher der Universität des Saarlandes und des Softwareclusters an dem Verfahren beteiligt.
www.uni-saarland.de
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