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FRED: Der PCF-Calculator für die Galvano- und Oberflächentechnik!

Bild: FRED / ZVO
Am 12. Juni 2023 wurde ZVO-Mitgliedern im Rahmen eines ZVO onlineDialogs das FRED-Tool vorgestellt. Der ZVO-Vorstand entschied sich am 6. Juli einstimmig für die Beteiligung an der FRED GmbH und die gemeinsame Entwicklungsarbeit. ZVO und die FRED GmbH entwickeln nun ein speziell auf die Galvano- und Oberflächentechnik zugeschnittenes Tool zur Ermittlung von Product Carbon Footprints (PCF). Das Footprint Reduction Tool (kurz FRED) basiert auf primären Daten von Mitgliedsunternehmen, deren Erfassung in Kürze beginnt. Zuvor findet am 7. September 2023 (13:00 - max. 16:00 Uhr) ein virtuelles Kick-off-Meeting statt. Einladungen zu dieser Veranstaltung erfolgen in Kürze als Kalendereinladung.
Die OEMs im Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau fordern von ihren Zulieferern bereits jetzt zunehmend einen produktbezogenen CO2-Fußabdruck und machen im Rahmen ihrer Unternehmensstrategien zur Reduzierung der Emissionen von Kohlenstoffdioxid den Product Carbon Footprint (PCF) von zugelieferten Produkten sukzessive zur Lieferbedingung. Galvanikunternehmen und Beschichter werden daher immer öfter nach konkreten PCFs für abgeschiedene Oberflächen gefragt. Um die Unternehmen bei der Angabe von belastbaren Aussagen zum CO2-Abdruck ihrer Schichten zu unterstützen, wird der ZVO eng mit dem IT-Dienstleister Prosimalys zusammenarbeiten und dafür sorgen, das PCF-Kalkulationstool FRED für die Galvano- und Oberflächentechnik zu adaptieren. Unterstützt werden sie dabei von ZVO-Mitgliedsunternehmen, deren Angaben zu energierelevanten Vorgängen anonymisiert und aggregiert in die hinterlegte Kalkulation einfließen.
Das Werkzeug FRED
FRED ist ein webbasiertes Kalkulationstool zur Ermittlung des CO2-Fußabdrucks von Produkten und Unternehmen, das ursprünglich für den Bereich Massivumformung entwickelt wurde. Es basiert auf Echtdaten realer Industriebetriebe sowie den Anforderungen der ISO 14067 und des Greenhouse Gas Protocols. Neben dem jeweils aktuellen CO2-Abdruck können – im Gegensatz zu anderen Footprint-Rechnern – unter anderem auch Reduzierungspotenziale analysiert und simuliert werden. Auch die Anbindung an bestehende Systeme, wie zum Beispiel ERP-Systeme, ist über offene Schnittstellen möglich. In Kürze beginnt die Erfassung der von Galvanikbetrieben/Beschichtern gelieferten Daten zu Energie- und Materialverbräuchen, die zu generischen Daten verarbeitet und in die Referenzdatenbank übernommen werden. Galvanikbetriebe/Beschichter starten bei der Ermittlung des PCF ihrer abgeschiedenen Oberflächen in Zukunft somit mit einem oberflächenspezifischen Grunddatensatz, den sie stetig um ihre standortspezifischen Daten erweitern.
Die Software FRED nutzt umfangreiche grundlegende Daten (Bild: FRED)
Akzeptanz in der Lieferkette
Ziel der Arbeiten ist, FRED zu einem PCF-Kalkulationstool für die automobile Zuliefererindustrie zu erweitern und bei den Automotive-OEMs als zertifizierten PCF-Kalkulator zu etablieren. Die Aufnahme der Daten erfolgt daher regelkonform zur OEM-Datenplattform Catena-X. BMW und ZF haben die Methodik zur PCF-Berechnung bestätigt; eine Zertifizierung nach DIN EN ISO 14067 durch GutCERT liegt vor. Die Vorteile von FRED lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Referenzdatenbank mit Primärdaten aus Betrieben
- modularer, erweiterbarer Aufbau
- Abbildung individueller Prozessketten sowie aller Einflussparameter mit Berechnung der Gussteilfertigung einschließlich Berechnung der daraus entstehenden CO2-Emissionen
- Ausweis des PCF nach Prozessschritten (Hotspot-Analyse) und nach Scope 1 bis 3
- Simulation von CO2-relevanten Effekten aus Material-, Prozess-, Konstruktions- oder Energieträgeranpassungen
- einfache modulare Handhabung und iterative Bedienung
- systemunabhängige (Web-basierte) IT-Lösung
- Konformität mit ISO 14067 und Greenhouse Gas Protocol GHG
Standard der Zulieferbranche
Der Weiterentwicklung von FRED als besonders für KMUs geeignetes PCF-Tool der Zulieferbranche ist ein Abgleich mit den Anforderungen der OEMs als KMU-Kunden sowie mit den KMUs aus dem Catena X-Netzwerk vorausgegangen. Daraus ergab sich ein positives Feedback der OEMs hinsichtlich Methodik, Usability, Expertenansatz und Aussagekraft der Ergebnisse. Vor allem die Datenbasis des Projekts, die aus realen Prozessen und auf verbandlicher Ebene ermittelt wurde, stieß auf Zustimmung. Ein Ergebnis, das sich mit der Rückmeldung der KMUs deckte.
Einer für alle
Der Nutzen eines einheitlichen Standards für die PCF-Ermittlung mithilfe eines etablierten PCF-Tools liegt auf der Hand. Mit der Ausweitung von FRED auf andere Branchen und seine Anbindung an Catena-X im Rahmen einer Verbändeinitiative setzt die mittelständische Industrie darüber hinaus da aktiv die Standards, die sie ihren Kunden anbietet, wo sie vorher nur auf Anforderungen verschiedener Kunden oder Vorgaben von unterschiedlichen Dienstleistungs- und IT-Konzernen reagierte.
FRED wird der gesamten Galvano- und Oberflächentechnik offenstehen. ZVO-Mitglieder erhalten innerhalb der mittelstandskonformen Preisstruktur die Teilnahme und Nutzung des Werkzeugs zu Sonderkonditionen.