BAM, TU Clausthal und DLR wollen erstmals Werkzeug in der Schwerelosigkeit fertigen| WOTech Technical Media

BAM, TU Clausthal und DLR wollen erstmals Werkzeug in der Schwerelosigkeit fertigen

Die Bundesanstalt für Materialforschung und-prüfung (BAM) will erstmals Werkzeug per 3D-Druck in der Schwerelosigkeit herstellen. Zusammen mit der Technischen Universität (TU) Clausthal und dem DLR Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik in Braunschweig testete die BAM bei der 31. Parabelflugkampagne des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) vom 6. bis 8. März ihr innovatives additives Fertigungsverfahren in Schwerelosigkeit. Ziel der Experimente ist es, zu zeigen, dass Astronauten auch auf einer Weltraummission Werkzeuge oder Ersatzteile bei Bedarf selbst herstellen können.

Additive Fertigungsverfahren sind die Zukunft der nachhaltigen Produktion, so Prof. Dr. Ulrich Panne, Präsident der BAM. Gerade in der Raumfahrtindustrie wo jedes Kilo zählt, können damit enorme Kosten gespart werden, wenn nur ein Drucker und Pulver anstatt eines ganzen Werkzeugkoffers und Bauteile mit an Bord genommen werden müssen.

Im aktuellen Experiment wurden erstmalig metallische Pulver unter Schwerelosigkeit verwendet. Diese ermöglichen ein vollständiges Verschmelzen des Pulvers mittels Laserstrahlung zu einem fertigen ready to use Bauteil. Die Herausforderung besteht dabei in der Handhabung eines Pulvers, welches potentiell brennbar oder explosiv ist. Die Forschungsgruppe hat daher ein neues Verfahren entwickelt, das das Verarbeiten metallischer Pulver unter einer Schutzgasatmosphäre erlaubt.

Für den Schichtauftrag des Pulvers, der gerade unter Schwerelosigkeit sehr schwierig ist, hat das Konsortium aus BAM, TU Clausthal und DLR Braunschweig eine neue Technologie entwickelt. Um das Pulverbett mit dem eingeschlossenen Bauteil auch ohne Schwerkraft zu stabilisieren, nutzen die Wissenschaftler einen kontinuierlichen Gasstrom, der durch die Pulverschichten gesaugt wird und so die Partikel ansaugt.

Während des ersten Mitflugs bei der 30. DLR-Parabelflugkampagne im August 2017 konnten die Wissenschaftler ihr Verfahren bereits erfolgreich testen und erste kleine keramische Bauteile in der Schwerelosigkeit herstellen, so Prof. Dr. Jens Günster, Projektleiter und Leiter des Fachbereiches Keramische Prozesstechnik und Biowerkstoffe an der BAM. Jetzt wollen sie einen Schritt weiter gehen und das Potenzial ihres Verfahrens für die additive Fertigung metallischer Bauteile für Weltraummissionen zeigen.

Die zum Einsatz kommenden Verfahren im Projekt Pulverbasierte additive Fertigung unter Schwerelosigkeit wurden zum Teil bereits international patentiert: Sie gehen auf zwei Patentfamilien zurück, die innerhalb Deutschlands gemeinschaftlich von der BAM und der TU Clausthal und außerhalb Deutschlands von der BAM alleinig anmeldet wurden.

Zum Team von Prof. Dr. Günster, der zugleich als Professor für Hochleistungskeramik an der TU Clausthal tätig ist, zählen neben Dr. Andrea Zocca und den Doktoranden Jörg Lüchtenborg sowie Gunther Mohr aus der BAM auch Thomas Mühler, Doktorand an der TU Clausthal, und Marc Sparenberg, Doktorand am DLR-Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik in Braunschweig.

Weitere Informationen zum Projekt und zu den Parabelflug-Experimenten der BAM und TU Clausthal finden Sie unter

www.bam.de/parabelflug

www.bam.de

Aktuelle Onlineartikel

Top