Schutzfolierung von Aluminiumoberflächen

Verbände 05. 04. 2025
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Ergänzung der nützlichen Merkblattserie des VOA

Viele Industriebranchen verwenden Folierungen auf Aluminiumoberflächen zum temporären Schutz vor Beschädigungen; vor allem für Architekturanwendungen kommen sie häufig zum Einsatz. Doch wenn Folien- oder Klebe­rreste auf beschichtetem oder anodisiertem Aluminium zurückbleiben, wirken sie sich nicht nur negativ auf das optische Erscheinungsbild aus, sondern können auch die Haftungseigenschaften der Oberfläche reduzieren. Der Verband für die Oberflächenveredelung von Aluminium e. V. (VOA) beschäftigte sich zusammen mit seinen Mitgliedsunternehmen und einschlägigen Fachfirmen aus seinem weitreichenden Netzwerk intensiv mit diesem komplexen Thema und führte umfangreiche Tests mit verschiedenen Folien auf veredelten Aluminiumoberflächen durch. Nun fasst der Verband basierend auf der branchenübergreifenden Expertise das gesammelte Fachwissen kompakt in dem neuen Merkblatt A 09 B 07 Schutzfolierung von Aluminiumoberflächen zusammen und richtet sich damit an Anodisierer, Beschichter und alle Interessierten.

Die Endabnahme eines neuen Gebäudes steht an: Mitarbeiter entfernen im letzten ­Moment die Schutzfolien auf den Bauelementen, die beim Transport oder der Montage gute Dienste leisteten. Doch darunter wartet unter Umständen eine böse Überraschung, denn durch zu langes Belassen der Folie auf der Oberfläche, durch Sonneneinstrahlung, stark schwankende Temperaturen oder die Verwendung eines ungeeigneten Klebers verbleiben nach dem Abziehen Klebereste auf der Oberfläche. Das sieht nicht schön aus und beeinträchtigt eventuell auch die Eigenschaften der Oberfläche. Hier können unterschiedliche Einflussfaktoren zusammenwirken und verschiedene Fehlerbilder erzeugen. Die Behebung ist nicht nur ärgerlich – gerade bei einem neu erbauten Gebäude –, sondern erfordert ungeplante Maßnahmen, meist zeit- und kostenintensiv.

Die professionelle Arbeit der Oberflächenveredelungsbranche beinhaltet selbstverständlich, eine optimale Qualität sicherzustellen und eine gelungene Oberfläche am Gebäude zu liefern. Um dies gerade im Baubereich zu gewährleisten, ist es auch wichtig, die Oberflächen entsprechend zu schützen, damit sie keinen Schaden nehmen. Das gilt für alle Unternehmen im Bereich der Oberflächenver­edelungsindustrie. Darüber hinaus wissen gerade die Lizenznehmer der internationalen Qualitätszeichen Qualanod für ­anodisiertes und Qualicoat für beschichtetes ­Aluminium, für die der VOA in Deutschland als Generallizenznehmer fungiert, dass die Kunden hier besonders hohe Qualität erwarten.

Auf Anregung der VOA-Mitgliedsunternehmen gründete sich die interdisziplinäre Projektgruppe Folierung, in der unterschiedliche Unternehmen aus den Bereichen Anodisa­tion und Beschichtung, Hersteller von Profilsystemen, Pulverlacken, Chemikalien und Folien sowie Sachverständige und Prüfinstitute zusammenarbeiteten, berichtet der VOA. Das Ziel: Alle Praxiserfahrungen zu sammeln, durch Simulation von unterschiedlichen Klebern auf den Oberflächen zu erweitern und in einem VOA-Merkblatt festzuhalten, um praxistaugliche Tipps für die Unternehmen in der Oberflächenveredelungsindustrie geben zu können. Die VOA-­Projektgruppe führte nach Mitteilung des VOA umfassende Tests zu Folien- und Kleberesten auf veredeltem Aluminium durch. Insgesamt kamen vier Pulverlacke von zwei Herstellern zum Einsatz. Die damit beschichteten Werkstücke wurden mit vier verschiedenen Schutzfolien – ­ausgelegt für den Architekturbereich – von ebenfalls zwei Herstellern versehen, einmal glatt aufgeklebt und einmal mit Faltenwurf. Für ein noch aussagekräftigeres Ergebnis verwendete der VOA Schutzfolien mit unterschiedlicher Klebecharakteristik.

Zwei Prüfungen folgten: Einmal der sogenannte QUV-B Test 313 nm über 350 Stunden mit wechselnder Bestrahlung bei 60 °C sowie Feuchtebelastung bei 40 °C und einmal der Klimawechseltest in Anlehnung an die Volkswagen-Werksnorm VW PV 1200. Am Ende lagen je nach Paarung aus den vier verschiedenen Pulverlacken und Folien teilweise stark unterschiedliche Ergeb­nisse vor. Die Tests verdeutlichten, dass bei der Auswahl der geeigneten Schutzfolien sehr viele Aspekte eine Rolle spielen, auf die der VOA in seinem neuen Merkblatt eingeht.

Das Fazit der Projektgruppe: Es gibt keine einfache Standardlösung im Sinne einer universell einsetzbaren Folie für alle Anwendungen und Untergründe bei oberflächenveredeltem Aluminium. Dies machten auch die Folienhersteller immer wieder deutlich. Es empfiehlt sich daher für VOA-Mitgliedsunternehmen und Kunden, vorab vergleichende Untersuchungen bei verschiedenen Anbietern durchführen zu lassen, um die optimale Folie für den jeweiligen Anwendungsfall unter Berücksichtigung der wichtigsten Pulverlacke zu finden.

Mit seiner Merkblattserie stellt der VOA seinen Mitgliedern sowie interessierten Personengruppen breite, fundierte Informationen für die tägliche Arbeit im Unternehmen zur Verfügung. Im Schnitt alle vier Jahre unterzieht die VOA-Projektgruppe Aktualisierung der Merkblätter diese einer Prüfung im Hinblick auf den aktuellen Stand der Technik sowie der aufgeführten Normen und Literaturhinweise. Turnusmäßig stand für den Bereich Anodisation die Aktualisierung der Merkblätter A 03 Farbtoleranzen bei der dekorativen Anodisation und A 04 Wasserqualität beim Verdichten und mögliche Störeinflüsse an. Außerdem überarbeitete der VOA das Merkblatt G 01 Informationen zur Anodisation und Beschichtung, das grundlegende Informationen zu den beiden Bereichen der Oberflächenveredelung enthält. Nun veröffentlicht der Verband die drei Merkblätter in der jeweils überarbeiteten Version. Großer Dank gilt den Ordentlichen Mitgliedern und Fördermitgliedern des VOA, die ehrenamtlich in der Projektgruppe Aktualisierung der Merkblätter mitarbeiten.

Für Mitglieder des VOA stehen die Merkblätter des Verbands kostenfrei in gedruckter Form oder als pdf-Datei zur Verfügung. Merkblätter, die in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden, wie dem Verband ­Fenster + Fassade e. V. (VFF) entstanden sind, erhalten sie vergünstigt. Nicht-Mitglieder können die Merkblätter über die Homepage des Verbands kostenpflichtig im Shop des Verbands oder über die Geschäftsstelle bestellen.

Text zum Titelbild: Prüfstücke Klimawechseltest (Bild: VOA)

 

Prüfstücke Kleberückstände nach Klimawechseltest (Bild: VOA)

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