Die Galvanotechnik entwickelt sich stetig weiter. Seit Jahren ist dabei auch die Digitalisierung ein wichtiges Thema innerhalb der Branche. Potenziale für eine erfolgreiche Nutzung von digitalen Technologien sind sicher ausreichend vorhanden, genauso jedoch auch Herausforderungen und Risiken bei der Umsetzung. Zentral ist und bleibt dabei die Frage, woraus sich ein Nutzwert ergibt und wie dieser erreicht werden kann.
Aus dem Alltag ist die Digitalisierung nicht mehr wegzudenken, egal ob es sich um digitale Services, Geschäftsmodelle oder Produkte handelt. Auch die Einsatzmöglichkeiten im Bereich der digitalisierten Produktion entwickeln sich kontinuierlich weiter, sind jedoch sicher nicht als ausgeschöpft anzusehen. Speziell für den Mittelstand bestehen Potenziale bezüglich Wertschöpfungs- und Produktivitätssteigerungen, erhöhter Effizienz sowohl im Bereich Energieeinsatz als auch beim Verbrauch von Materialien und Rohstoffen sowie einer verbesserten Flexibilität und Transparenz der Geschäfts- und Produktionsprozesse. Nicht unterschätzt werden dürfen dabei aber die Herausforderungen und Risiken. Als Hemmnisse werden häufig die IT-Sicherheit, Kosten und Know-how genannt [1].
Erfolgreich umgesetzten Anwendungsfällen einer Optimierung durch Digitalisierung, sogenannten Use-Cases, wird ein Nutzen bezüglich Durchlaufzeitreduzierung, Kostensenkung und Prozessqualität attestiert [2]. Als grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung einer digitalen Transformation innerhalb eines Unternehmens wird dabei eine individuelle und betriebswirtschaftlich sinnvolle Unternehmensstrategie genannt [3]. Für viele Betriebe stellt sich jedoch die Frage, wie eine solche Strategie aussehen kann: Wo steht der Betrieb überhaupt in Bezug auf einen Einsatz von digitalen Technologien? Welche Use Cases können welchen Nutzen bringen? Welche Soft- und Hardwarelösungen wären hierzu erforderlich? Und natürlich nicht zuletzt: Welche Kosten und sonstigen Aufwendungen sind zur Erreichung der Ziele erforderlich?
Am Fraunhofer IPA ist die Digitalisierung im Bereich der Galvanotechnik schon seit langem ein wichtiges Forschungsthema [4]. Mögliche Use Cases, auch spezifisch aus der Galvanotechnik, wurden im Rahmen von Entwicklungsprojekten untersucht [5] und werden kontinuierlich weiterentwickelt. Speziell der Bereich der Datennutzung, der Identifizierung von Use Cases, steht dabei immer wieder im Mittelpunkt der Arbeiten. Erst eine strukturierte Erfassung des Betriebs und seiner relevanten Daten ermöglicht die Ableitung von Optimierungen für Prozesse und die Verwendung von Daten für eine verbesserte Transparenz, Steuerung und Analyse.
Ausgehend von diesen Erfahrungen wurde das ZIM-Innovationsnetzwerk DiWeGa – Digitalisierte Wertschöpfungskette in der Galvanotechnik der Deutschen Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik DGO vom IPA unterstützt und begleitet [6]. Im Rahmen dieses Netzwerks wurden Bedarfe von Unternehmen ermittelt sowie Lösungsansätze entwickelt und diskutiert. Der Wunsch und die Bereitschaft zur Einführung von Digitalisierungslösungen zeigte sich dabei einmal mehr, jedoch sind die unterschiedlichen Ausgangspunkte und der unbekannte Weg bis zur Umsetzung eine oft erhebliche Einstiegshürde.
Um diese Probleme gezielt zu adressieren und Unternehmen mit kalkulierbarem Aufwand und Risiko beim Aufbau einer Unternehmensstrategie zu unterstützen, wurden am IPA entsprechende Methoden entwickelt. Ausgehend von einer Reifegradbewertung bis hin zu einem Roadmapping können Unternehmen qualifiziert begleitet werden. Die viel versprechendsten Potenziale werden frühzeitig identifiziert und die Maßnahmen bis hin zur Implementierung aufgezeigt.
Von besonderer Bedeutung ist dabei die Tatsache, dass am Fraunhofer-Institut IPA in Stuttgart über den Geschäftsbereich Digital Industries die Kompetenzen von verschiedenen Forschungsbereichen, wie zum Beispiel IT-Systeme, Künstliche Intelligenz und maschinelles Sehen sowie speziell natürlich Oberflächenverfahren und -techniken, zusammengeführt werden können. Nur durch diese Kombination können Unternehmen beim komplexen und herausfordernden Thema der digitalen Weiterentwicklung kompetent begleitet werden. Bei der Veranstaltung Galvanotechnik meets Digitalisierung am 26. November 2024 in Stuttgart gibt das IPA interessierten Unternehmen einen fundierten Einblick über die vielfältigen vorhandenen Möglichkeiten.
Literatur
[1] V. Demary, B. Engels, K.-H. Röhl et al.: Digitalisierung und Mittelstand; Eine Metastudie, Institut der deutschen Wirtschaft Köln Medien GmbH, Köln, 2016
[2] B. Pokorni, J. Mack, R. Hall et al.: Industrie 4.0 konkret. Eine internationale Kurzstudie zu erfolgreichen Anwendungsfällen und Praktiken; Stuttgart 2022; Internetadresse: https://www.ipa.fraunhofer.de/de/Publikationen/studien/industrie-40-konkret.html; zuletzt aufgerufen am 14.05.2024
[3] Hrsg.: DGO e.V., DECHEMA e.V., DGM e.V.: Ergebnispapier zum Workshop „Digitalisierung elektrochemischer Prozesse“; abrufbar unter: https://www.dgo-online.de/fileadmin/dgo/DGO-Redaktion/Forschung_InnoEMat_Projekt/Ergebnispapier_InnoEMat-Workshop_Digitalisierung.pdf
[4] A. Leiden, S. Kölle, S. Thiede et al.: Model-based analysis, control and dosing of electroplating electrolytes; Int. J. Adv. Manuf. Technol. 111 (2020), S. 1751–1766; https://doi.org/10.1007/s00170-020-06190-0
[5] P. Schwanzer, S. Kölle: SmARtPlaS-Lerngalvanik: Entwicklungsumgebung für Industrie 4.0-Ansätze in der Galvanotechnik am Fraunhofer IPA; WOMag (2023), 1-2, https://www.wotech-technical-media.de/womag/ausgabe/2023/01-02/19_schwanzer_smartplas_01-02j2023/19_schwanzer_smartplas_01-02j2023.php; zuletzt aufgerufen am 9.3.2023
[6] DGO e.V.: Digitalisierung in der Galvanotechnik: 1. DiWeGa-Netzwerktreffen in Stuttgar;. https://www.dgo-online.de/forschungsberatung/taetigkeitsfeld-zim/forschungsnetzwerk-digitalisierung/detailansicht/digitalisierung-in-der-galvanotechnik-1-diwega-netzwerktreffen-in-stuttgart; zuletzt aufgerufen am 13.9.2023




