Informationen von ZVO, DGO und VOA

Verbände 07. 12. 2020
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Zentralverband Oberflächen­technik e. V.(ZVO)

ZVO-Oberflächentage 2021: bis 31. Januar 2021 Vorträge einreichen

Die ZVO-Oberflächentage finden im kommenden Jahr vom 22. bis 24. September im Estrel Congress Center in Berlin statt. Vorträge können bis zum 31. Januar 2021 über die Kongress-Homepage online eingereicht werden. Aufgrund coronabedingter Vorgaben und Raumkonzepte wird sich die Anzahl der Vorträge deutlich reduzieren. Derzeit sieht die Planung drei parallele Vortragsessions vor, gegebenenfalls aber auch nur zwei. Der ZVO ruft für die Oberflächentage 2021 auf, Vorträge für folgende Schwerpunktthemen und ständige Themenbereiche einzureichen:

Die Schwerpunktthemen 2021 sind:

  • Unternehmensforum:
    Erfolgreiche Unternehmensstrategien in der Beschichtungstechnik
    Empfehlung aus und für die betriebliche Praxis (Best Practice)
    Unternehmens- und Personalführung im Alltag
  • Klimabilanz, Klimaneutralität und CO2-
    Footprint-Analysen für Galvaniken, Verfahrenslieferanten, Anlagenbauer
  • Digitalisierung in der Galvanotechnik:
    Prozesslenkung
    Simulation
    Künstliche Intelligenz KI
    Industrie 4.0
    Modellierung
  • Chemie- und Umweltregulierungen – Nachhaltigkeit durch offenen Umgang mit ihren Folgen: ganzheitliche Betrachtungen, Impact-Analysen und Wechselwirkungen
  • Edelmetalloberflächen für Hightech-Produkte
  • Anforderungen an die Oberflächenbeschichtung von Leichtbauwerkstoffen und hochfesten Stählen
  • Internationale Vortragssession

Ständige Themenbereiche sind:

  • Ergebnisse aus der Forschung – Junge Kollegen berichten
  • Ergänzende Technologien zur Galvano- und Oberflächentechnik
  • Galvanisiergerechtes Konstruieren
  • Fortschritte in der Anlagen- und Steuerungstechnik
  • Kathodischer Korrosionsschutz
  • Verschleißschutz
  • Neue Anforderungen an die Galvano- und Oberflächentechnik
  • Von der Prozessüberwachung zur Produktqualität
  • Funktionsschichten
  • Anwendungsnahe Zukunftstechnologien
  • Aktuelle High-End-Verfahren
  • Energieeffizienz in der Galvano- und Oberflächentechnik
  • Materialeffizienz in der Galvano- und Oberflächentechnik
  • Industrielle Bauteilreinigung und Vorbehandlung
  • Aus der Anwendungstechnik

Für einen Vortrag werden 30 Minuten inklusive zehn Minuten für die Diskussion angesetzt. Produkt-/Werbevorträge werden nicht angenommen. Dafür stehen die kostenpflichtigen Marketingvorträge zur Verfügung. Stichtag für die Anmeldung von Vorträgen für die Schwerpunktthemen 2021 oder die ständigen Themenbereiche ist der 31. Januar 2021. Die Einreichung von Vorträgen erfolgt ausschließlich online unter:

Jeder Vortrag muss mit einem Vortragsabstract sowie einer Kurzvita des Referenten und einem Profilfoto im jpg-Format versehen sein. Bis Ende März 2021 – nach Strukturierung des Gesamtprogramms – erfolgt die Benachrichtigung, ob der ­eingereichte Vortragsvorschlag angenommen wurde. Von jedem Referenten werden für die passwortgeschützte Einstellung des Vortrags unter

bis 31. August 2021 die Vortragsfolien benötigt. Eine Textlangfassung kann optional mit eingereicht werden; sie empfiehlt sich insbesondere für die redaktionelle Berichterstattung.

Am ersten Tagungstag können Produktneuheiten in fünfminütigen Marketing-Impulsvorträgen vorgestellt werden, deren Vertiefung in der fachbegleitenden Industrieausstellung als Dialog mit den Interessenten fortgesetzt werden kann. Diese Marketingvorträge sind kostenpflichtig (1500 Euro für ZVO-Mitglieder, 3000 Euro für Nicht-Mitglieder, jeweils zzgl. MwSt.). Vorschläge für diese Vorträge sind bei Einreichung mit Marketingvortrag 2020 zu kennzeichnen.

Dritte ZVO-Umfrage zu ­Auswirkungen der Covid-19-Pandemie

Die ZVO-Mitgliedsunternehmen verspüren eine leichte Aufhellung des Geschäftsklimas. Dies ist das Ergebnis der dritten Umfrage zur Betroffenheit der Mitgliedsunternehmen durch die Corona-Krise, zur wirtschaftlichen Situation sowie zum Marketing-Instrument Messen. Die Umfrage wurde zwischen dem 24. September und 15. Oktober 2020 durchgeführt.

Die Ergebnisse der nach April und Juni dritten ZVO-Mitgliederbefragung zeigen, dass die Branche zwar negative Auswirkungen spürt, der Großteil jedoch nicht von langfristigen Folgen für sein Unternehmen ausgeht. Eine im Vergleich zu den Vorbefragungen optimistischere Einschätzung der Lage. 44 Prozent beurteilen ihre wirtschaftliche Situation aktuell als zufriedenstellend, 31 Prozent als schlecht beziehungsweise sehr schlecht, 25 Prozent jedoch auch als gut beziehungsweise sehr gut. Allerdings ist sie bei insgesamt 71 Prozent der befragten Unternehmen schlechter beziehungsweise sogar wesentlich schlechter als im Vorjahr.

Die Auftragslage hat sich seit dem Ausbruch der Pandemie im März 2020 gegenüber dem Vorjahr zum Teil deutlich verändert: Etwa 70 Prozent berichten aktuell von einer Reduzierung von bis zu 40 Prozent, bei 17 Prozent liegen die Einbußen noch darüber. Knapp 15 Prozent verzeichnen keine Änderung der Auftragslage. Im Vergleich zu den Ergebnissen der Befragungen im April und im Juni zeichnet sich hier jedoch eine leichte Erholung ab. Für die kommenden zwölf Monate erwarten 38 Prozent keine nennenswerten Veränderungen der wirtschaftlichen Situation, 34 Prozent eine Verbesserung und 28 Prozent eine Verschlechterung.

Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung lag im Oktober bei 74 Prozent. Bei knapp 60 Prozent der Unternehmen ist kein Personalabbau geplant. Eine etwaige Reduzierung der Beschäftigung wird überwiegend bei unter fünf Prozent liegen. Nur 40 Prozent der Betriebe haben (noch) Kurzarbeit. Zum Vergleich: Im April waren es noch 65 Prozent, im Juni 62 Prozent. Die Kurzarbeit betrifft Fertigung und Verwaltung nahezu gleichermaßen.

Rund 65 Prozent haben öffentliche Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch genommen. Der Anteil an Unternehmen, die Sofort­hilfe beziehungsweise Kredite beantragt haben, ist im Vergleich zu April und Juni leicht gestiegen auf rund 16 Prozent beziehungsweise 20 Prozent.

Als mögliche langfristige Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sehen die befragten Unternehmen nicht nur negative Aspekte wie eine Reduzierung der Unternehmensgröße, der Umsätze und der Beschäftigung, sondern auch eine Umstellung des Angebots beziehungsweise das Erschließen neuer Märkte, eine beschleunigte Digitalisierung, eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt oder eine Rückverlagerung der Produktion nach Euro­pa. Die Krise kann auch als Chance ­begriffen werden, aus der die Branche gestärkt herausgeht. Mit einer Normalisierung der Situation rechnen die meisten Unternehmen jedoch erst ab Mitte nächsten Jahres.

90 Prozent der befragten Unternehmen halten die Absage der Messe SurfaceTechnology Germany für die richtige Entscheidung. Für sie wäre eine Vorbereitung der Messe nicht zu leisten gewesen beziehungsweise unter den aktuellen Bedingungen wäre mit zu wenigen Besuchern zu rechnen gewesen. Ein Großteil der Befragten geht davon aus, dass die Covid-19-Pandemie auch weiterhin Auswirkungen auf das Marketinginstrument Messen haben wird: Für mehr als die Hälfte werden auch Messegesellschaften umdenken und hybride Formate mit Online-Beteiligungsmöglichkeit anbieten müssen. Für 16 Prozent geht es ganz ohne Messen, während zwölf Prozent davon ausgehen, dass Messen wichtiger werden, da der Markt nach der Pandemie die persönliche Begegnung in konzentrierter Form benötigt, um das Geschäft neu anzukurbeln. Nur 13 Prozent glauben, dass Messen nach der Pandemie wieder in gewohnter Form durchgeführt werden.

Diese Ergebnisse bildeten die Grundlage für die Präsentation des ZVO zur Situation der Branche auf der virtuellen Pressekonferenz zur SurfaceTechnology Germany und parts­2clean am 27. Oktober 2020, der sich insgesamt 26 Teilnehmer zugeschaltet hatten.

Neben ZVO-Hauptgeschäftsführer ­Christoph Matheis referierten Olaf Daebler, Global Director SurfaceTechnology und ­parts2clean, Deutsche Messe AG, Dr. Martin Riester, VDMA Oberflächentechnik, Dr. Michael Zöllinger, Schlötter Galvanotechnik GmbH & Co. KG, Frank-Holm Rögner, Fraunhofer Reinigung, und Ulrike Kunz, SurTec Deutschland GmbH/FiT-Mitglied. Sie teilten im Wesentlichen die Einschätzungen des ZVO. Der VDMA Oberflächentechnik rechnet mit einem Umsatzrückgang von im Schnitt etwa 20 Prozent im ­Gesamtjahr 2020. Für 2021 wird das Niveau von 2020 erwartet. 2019 war der Außenhandel laut VDMA Oberflächentechnik noch auf vier Milliarden Euro angewachsen. China führte dabei mit 21 Prozent die Rangliste an und hat damit Deutschland (15 %) in der Außenhandelsstatistik abgelöst. Deutschland bleibt jedoch Technologieführer. Zentrales Thema aller Branchen, Bereiche und Verbände ist die Digitalisierung.

Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e. V(DGO)

DGO verleiht DGO-­Plakette, DGO-­Nachwuchsförderpreis und Heinz-Leuze-Preis

Auch in diesem Herbst verleiht die ­Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächen­technik e. V. die DGO-Plakette für ­besondere Verdienste um die DGO, den DGO-Nachwuchsförderpreis 2020 an einen Nachwuchswissenschaftler und den Heinz-Leuze-Preis 2019 für eine herausragende Publikation aus dem Bereich der Galvano- und Oberflächentechnik. Wegen der Absage der ZVO-Oberflächentage 2020 in diesem Jahr konnten die Preise nicht persönlich im Rahmen des Kongresses erfolgen.

Dr. Werner John, habilitierter Werkstoffwissenschaftler und ehemaliger Leiter des Tribologischen Prüflabors der TU Chemnitz, wurde in Anerkennung seiner besonderen Dienste von DGO-Geschäftsführer Christoph ­Matheis die DGO-Plakette verliehen. Dr. John war seit Herbst 1991 an der Fachschule für Technik Solingen (heute: TBK Solingen) für die Ausbildung der Galvaniseure (später Oberflächenbeschichter) und die Weiterbildung der Galvanotechniker zuständig. Viele Jahre war er auch für die DGO-Fach- und Meisterlehrgänge zuständig. Darüber hinaus brachte Werner John seine langjährigen und umfangreichen Erfahrungen sowie sein fundiertes Wissen als Sachkundebeisitzer im Meisterprüfungsausschuss der HWK Düsseldorf und als Mitglied im Prüfungsausschuss der IHK Wuppertal ein. Er hat bei der Erarbeitung der neuen Meisterprüfungsordnung der Galvanomeister maßgeblich mitgewirkt und auch die Prüfungen – theoretische und praktische – selbst erstellt. Zudem ist er Autor des Buchs Technische Mathematik für die Galvanotechnik und Mitautor der Technologie der Galvanotechnik. Beide Titel sind Standardwerke bei der Ausbildung für Galvaniseure. Darüber hinaus brachte er das Handbuch Das Basiswissen des Oberflächen­beschichters heraus.

Den DGO-Nachwuchsförderpreis 2020 erhält Dr. Christoph Baumer, Collini AG, Dübendorf (Schweiz) für seine ­Promotionsarbeit mit dem Thema: A predictive model for the time dependence of concentrations in plating ­baths. In seiner Dissertation hat sich Baumer mit grundlegenden ­Fragestellungen zur Fähigkeit galvanischer Prozesse beschäf­tigt und hierbei ein Modell zur Stoff- und Reaktionsbilanz in galvanischen ­Prozessen entwickelt. Unter Anwendung von modernen numerischen Verfahren bei Einbeziehung ­gemessener Prozessparameter können Konzentrationsänderungen aller Stoffe im Bad relativ einfach vorausgesagt werden. Das am Beispiel von chemisch Nickel evaluierte Verfahren hebt das Qualitätsmanagement galvanischer Prozesse auf eine neue Stufe. Aufgrund der hohen Praxisrelevanz wird das Modell sicher breite Anwendung in der galvanischen Industrie finden und stellt ­somit einen wichtigen Schritt der Branche in Richtung Industrie 4.0 dar. Verbunden mit dem Preis, den DGO-Vorsitzender Dr. Martin Metzner und der Vorsitzende des Preiskuratoriums Prof. Wolfgang Paatsch verliehen, erhält der Preisträger eine einjährige DGO-Mitgliedschaft und ein Preisgeld in Höhe von 1000 Euro.

Den Heinz-Leuze-Preis für das Jahr 2019 verlieh die DGO, vertreten durch ihren Vorsitzenden Dr. Martin Metzner und den Vorsitzenden des Preiskuratoriums Prof. Andreas Bund, dem Autor Kevin Krautscheid für seinen Beitrag: Elektrochemische Charakterisierung und Anwendungsanalyse des galvanisch aufgebrachten Legierungssystems Zink-Nickel-Eisen, erschienen in der Zeitschrift Galvanotechnik. Das galvanisch abgeschiedene Legierungssystem Zink-Nickel ist Stand der Technik für den ­hochwertigen Korrosionsschutz von Stahlbauteilen. Durch Zulegierung von Eisen kann der Korrosionsschutz der Schichten weiter verbessert werden. Man findet das System Zink-Nickel-Eisen bisher allerdings kaum in der technischen Anwendung, da noch einige ­grundsätzliche Fragestellungen besser erforscht werden müssen. In seinem Fachaufsatz diskutiert Krautscheid auf wissenschaftlich hohem Niveau und didaktisch sehr gut ­aufbereitet die Abscheidung und Charakterisierung von Zn-Ni-Fe-Legierungen aus einem ­alkalischen Elektrolyten. Die Arbeit zeichnet sich durch eine sorgfältige elektrochemische und strukturelle Analyse dieses ternären Legierungssystems aus. Struktur, Gefüge und Zusammensetzung der Abscheidungen sind gut nachvollziehbar mit ihrem Korrosionsverhalten korreliert. Nach Passivierung weisen die Schichten exzellente Standzeiten im Salzsprühnebeltest ohne die bei Zink-­Nickel oftmals beobachtete Grauschleierbildung auf. Der Artikel zeigt eindrucksvoll das hohe Anwendungspotenzial von passivierten Zn-Ni-Fe-Schichten für den hochwertigen Korrosionsschutz von Stahl. Der Preis – eine Silberplakette und ein Preisgeld in Höhe von 1000 Euro – wird vom Eugen G. Leuze Verlag für bedeutende Publikationen zur Galvanotechnik gestiftet.

PEO: Bis 26. Februar 2021 zum DIN-Arbeitsausschuss anmelden

In einer gemeinsamen Initiative von DGO und Vertretern aus Industrie und Forschung wurde beim DIN-Normenausschuss Nichteisenmetalle (FNNE) im Frühjahr ein Normungsantrag zum Thema Plasmaelektrolytische Oxidation von Aluminium (PEO) gestellt. Jetzt hat der zuständige DIN-Fachbereichsrat Aluminium in seiner jüngsten Sitzung am 20. August diesem Antrag zugestimmt. Im nächsten Schritt soll im Juni 2021 ein eigenständiger DIN-Arbeitsausschuss gegründet werden, um die Norminhalte festzulegen und zu konkretisieren. Aus diesem Grund ruft die DGO-Geschäftsstelle interessierte Unternehmen dazu auf, sich aktiv in diesem Arbeitsausschuss einzubringen.

Die plasmaelektrolytische Oxidation (PEO), auch bekannt unter den Bezeichnungen MAO (micro arc oxidation) und ANOF (anodische Oxidation unter Funkenentladung) ist ein oberflächentechnisches Verfahren zur anodischen Konversionsschichtbildung, bei dem die Schichtbildung primär durch komplexe thermochemische Reaktionen in einem Gasphasen-Festkörper-Plasma erfolgt. Die keramischen PEO-Schichten erreichen eine ­Dicke von üblicherweise 50 μm bis 200 μm und aufgrund einer kristallinen Mikrostruktur sehr hohe Mikrohärten (bis zu 2000 HV). Die Anwendungsfelder erstrecken sich von hochverschleißfesten sowie hitzebeständigen Schutzschichten auf Aluminiumbauteilen über optisch ansprechende oder korrosionsschützende Schichten für Magnesium bis hin zu bioinerten und bioaktiven Beschichtungen für medizinische Titanimplantate.

Das aktuelle Normungsvorhaben zielt darauf ab, die Anwendungsbreite von PEO-Schichten zu vergrößern und die zugehörigen Kunden-Lieferanten-Beziehungen zu harmo­nisieren.

Entwickler, Nutzer oder Endanwender im Bereich des PEO-Verfahrens, die Interesse an einer aktiven Mitwirkung im DIN-Arbeitsausschuss Plasmaelektrolytische Oxidation von Aluminium haben, können sich bis spätestens 26. Februar 2021 in der DGO-Geschäftsstelle bei Dr. Daniel Meyer (E-Mail: d.meyer@dgo-online.de) melden.

Verband für die Oberflächen­veredelung von Aluminium e. V.(VOA)

VOA-Benchmarkstudie für Oberflächenveredler

Aluminium bietet wie kaum ein anderer Werkstoff erhebliche Recyclingmöglichkeiten. Mit Quoten von teils über 90 Prozent bei einer äußerst energie- und ressourcenschonenden Wiederaufbereitung gehört die deutsche Aluminiumindustrie dabei zu den Spitzenreitern in Europa. Doch durch das recycelte Aluminium ergibt sich eine ­echte Herausforderung: Wie lässt sich die Qualität der Oberflächenveredelung auf recyceltem Material sicherstellen? Um hier Klarheit für die Branche der Oberflächenveredler zu schaffen, führte der Verband für die Oberflächenveredelung von Aluminium e. V. die Benchmarkstudie Oberflächenveredelung von Aluminium aus Recyclingmaterial durch, an der die Verbandsmitglieder exklusiv teilnehmen konnten. Ziel war es, einen Status quo zum Stand der Technik ihrer Produk­tionsanlagen im Hinblick auf die Veredelung von Aluminium aus Recyclingmaterial zu erhalten und diesen mit den anderen Teilnehmern vergleichen zu können. Die Ergebnisse wurden nun vorgestellt.

Die technisch optimale Oberflächenveredelung, die die VOA-Mitgliedsunternehmen seit Jahrzehnten erfolgreich erbringen, ist eine Grundvoraussetzung für die Verwendung von Aluminium. Die Schwierigkeit für die Unternehmen der Oberflächenveredelungsindustrie besteht aktuell vor allem darin, dass die chemische und physikalische Zusammensetzung des Rohmaterials für einen Beschichtungs- oder Eloxalbetrieb im Wareneingang in der Regel nicht prüfbar ist. Bei unterschiedlicher Beschaffenheit des zu veredelnden Aluminiums hinsichtlich Legierungszusammensetzung und Metallografie kann es in der Beschichtung zu verschiedenen Korrosionsschutzergebnissen beziehungsweise im Eloxalprozess zu unterschiedlichen Schicht­eigenschaften und voneinander abweichenden Farbtonausprägungen kommen.

Die positive Resonanz sowohl der Pulverbeschichtungs- als auch der ­Eloxalbetriebe beweist nach den Worten von VOA-Geschäftsführerin Dr. Alexa A. Becker, dass dem Thema von Seiten der Mitglieder hohe Bedeutung zukommt. Insgesamt nahmen 48 VOA-Mitgliedsunternehmen, mit 39 Beschichtungs- und 44 Eloxallinien an der Benchmarkstudie teil. Probestücke einer im Markt bereits eingeführten Recyclinglegierung sowie einer definierten Referenzlegierung wurden auf den Produktionsanlagen der Mitgliedsbetriebe vorbehandelt und pulverbeschichtet beziehungsweise eloxiert. Auf speziellen vom VOA entwickelten Dokumentationsbögen hielten die Firmen ihre Prozessdaten fest. Nach der Auswertung durch den VOA bekam jedes Unternehmen eine umfangreiche Dokumentation der Messwerte zugeschickt, darunter seine sowie die anonymisierten Ergebnisse der weiteren Teilnehmer. So erhielten die teilnehmenden Betriebe eine fundierte Einschätzung, inwieweit sie mit ihren Prozessen technisch auf die Veredelung von Recyclingmaterial vorbereitet sind und wo sie im Vergleich zu den anderen Teilnehmern stehen. Mit den Ergebnissen für die Oberflächenveredelung des Aluminiums als Werkstoff der Zukunft können die Unternehmen ihre Prozesse optimieren und damit auf dem weltweiten Markt noch besser agieren.

Bei einer digitalen Sitzung der Technischen Kommission des VOA am 29. September 2020 wurden der Kern der Ergebnisse verbandsintern vorgestellt und Handlungsfelder skizziert. Bei den Beschichtungslinien zeigten sich sowohl Unterschiede zwischen den verschiedenen Vorbehandlungsprozessen als auch generelle Unterschiede zwischen den bearbeiteten Recycling- und Referenzlegierungen. Auf dem untersuchten Recyclingmaterial in dieser Zusammensetzung und in diesem Gefügezustand ist mit den am Markt befindlichen und getesteten Vorbehandlungstechnologien ein adäquater Korrosionsschutz herstellbar. Chromatierungen waren dabei nicht im Vorteil, auch mit chromatfreien Vorbehandlungsprozessen wurden vergleichbare Korrosionsschutzergebnisse erzielt. Beim Essigsäure-Salzsprühtest kam es zu weniger Abweichungen als bei der Filiformkorrosionsprüfung. Bei den Eloxal­linien ergaben sich unterschiedlich stark ausgeprägte Abweichungen in Farbe und Glanz. Das untersuchte Recyclingaluminium weist hierbei durchgängig höhere Glanzwerte auf als das Referenzaluminium. Bei 29 Eloxallinien wurde der Farbtonunterschied zwischen Recycling- und Referenzmaterial als akzeptabel eingeschätzt.

Wir freuen uns, dass wir unseren Mitgliedern eine individuelle Benchmark für ihr Unternehmen geben können, so Dr. Becker. Und sie ergänzt: Ziel des VOA sei es, seinen Mitglieds­unternehmen zu helfen, den ­hohen Qualitätsstandard von oberflächenveredelten Produkten gewährleisten zu können. Selbstverständlich arbeite der VOA nun auch an den neuen Handlungsfeldern, die sich aus den Erkenntnissen der Studie ergäben. Darüber hinaus bringe der VOA die interessanten Ergebnisse der Benchmarkstudie auf europäischer Ebene ein. Hier arbeiten wir mit ESTAL, dem europäischen Dachverband der Oberflächenveredelung von Aluminium, zusammen, um die Branche der Oberflächenveredelung noch weiter nach vorn zu bringen, so Dr. Becker.

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