Sparsame Motoren durch weniger Reibung

Oberflächen 06. 05. 2019
  • Autoren dieses Artikels
  • 1904x gelesen

Verbundvorhaben Prometheus entwickelt Oberflächentechnik für weniger CO2-Emissionen weiter

Gemeinsam mit der Autoindustrie haben Forscher des Fraunhofer IWS in den letzten Jahren Verfahren für reibungsmindernde Oberflächen von Motorenteilen entwickelt. Nun sollen durch Weiterentwicklungen der Oberflächentechnik die Kohlenstoffdioxidemissionen noch stärker sinken. Auf dieses Ziel arbeitet das Dresdner Institut mit verschiedenen Partnern im Verbundvorhaben Prometheus hin.

Mit neuartigen diamantartigen Beschichtungen und laserstrukturierten Oberflächen wollen Dresdner Fraunhofer-Forscher die CO2-Emissionen von Motoren deutlich verringern. Autos, LKW und Busse, aber auch Baumaschinen und Gasmotoren sollen auf diese Weise weniger Kraftstoff verbrauchen und die Umwelt schonen.

In jedem Motor reiben nach den Worten von Dr. Volker Weihnacht, der das Forschungsprojekt im Dresdner Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS leitet, Teile wie zum Beispiel Kolben und Zylinder aufeinander. Je mehr Reibungswärme entstehe, desto mehr Kraftstoff werde verbraucht und desto höher seien die CO2-Emissionen. Ziel sei es, die Oberfläche und den Schmierstoff bestmöglich aufeinander abzustimmen, um die Reibung zu reduzieren.

Oberfläche und ­Schmierstoff müssen harmonieren

Gegenwärtig gibt es Weihnacht zufolge bereits superharte, diamantartige Kohlenstoffbeschichtungen. Diese haben die Forscherinnen und Forscher am Fraunhofer IWS weiter optimiert und dazu unter anderem dem mittels Plasmaverfahren verdampften Graphit verschiedene Elemente beigemischt. Parallel dazu arbeiten wir an einer Mikrostrukturierung per Laser, die den jeweiligen Oberflächen eine Art Haifischhauteffekt verleiht und sie so besonders gleitfähig macht, fügt Weihnacht hinzu. Wichtig ist bei der Entwicklung vor allem das Zusammenspiel der Komponenten: Es gibt nach den Worten von Weihnacht nicht den idealen Schmierstoff und es gibt nicht die ideale Oberflächen­beschichtung und -struktur. Vielmehr sei entscheidend, alles miteinander in Einklang zu bringen und das im Zusammenspiel der verschiedenen Motorenkomponenten. Das sind unsere Stellschrauben, an denen wir drehen, erklärt Dr. Volker Weihnacht.

Die im IWS erzeugten Kohlenstoffschichten mit dem Markennamen Diamor® besitzen nach derzeitigem Stand der Wissenschaft das höchste Potenzial zur Reibungs- und Verschleißreduzierung. Sie bestehen aus bis zu 70 Prozent Diamant-Bindungsanteilen und werden mit dem speziell für diese Schichten entwickelten Laser-Arc-Verfahren erzeugt.

Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern

Um die optimale Abstimmung zwischen Schmierstoff und Oberfläche zu finden, arbeiten die Fraunhofer-Wissenschaftler eng mit Motoren- und Komponentenherstellern sowie Werkstoff- und Schmierstoffexperten zusammen. Insgesamt zwölf Partner aus Industrie und Forschung sind an dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Verbund-Forschungsprojekt mit dem ­Namen Prometheus beteiligt. Offizieller Start war Anfang Januar 2019. Die Laufzeit beträgt drei Jahre. Am Ende sollen Prototypen von reibungsarmen Motorenteilen entstehen, die wenige Jahre nach Projektende in die industrielle Serie überführt werden.

Mit unseren Entwicklungen gehen wir ­einen großen Schritt in Richtung verbrauchsärme­rer Verbrennungsmotoren für unterschiedlichste Anwendungen, sagt Dr. Weihnacht, der sich auf Grundlage der gewonnenen ­Erkenntnisse viele weitere Anwendungen vorstellen kann. So sei es denkbar, die gefundenen Lösungen neben Wälzlagern auch für Gleitlager einzusetzen, wie sie zum Beispiel in Pumpen vorkommen.

 
Text zum Titelbild: Mit neuartigen diamantartigen Beschichtun­gen und laserstrukturierten Oberflächen wollen Forscher des Fraunhofer IWS die CO2-Emissionen von Motoren deutlich verringern. Dabei könnte etwa die am Dresdner Institut entwickelte Diamor®-Beschichtung helfen, indem sie im Motorzylinder für weniger Reibung zwischen dem beschichteten Kolbenbolzen (im Bild) und der Pleuelbuchse sorgt (© Fraunhofer IWS Dresden)
 

Je mehr Reibungswärme entsteht, desto mehr Kraftstoff wird verbraucht und desto höher sind die CO2-Emissionen. Beschichtete Kolbenringe dichten den Brennraum gegen das Kurbelgehäuse ab und erzeugen beim Gleiten gegen die Zylinderwand weniger Reibung (© Fraunhofer IWS Dresden)

Relevante Unternehmen

Video(s) zum Thema

Werbepartner

Links zu diesem Artikel

Aus- und Weiterbildung

Top