Die Ewald Dörken AG mit Sitz im westfälischen Herdecke feiert 2017 ihr 125-jähriges Firmenjubiläum. Das mittelständische Familienunternehmen in vierter Generation ist seit 2002 eine Holding mit vier selbstständigen Business Units. Drei operative Geschäftsbereiche beschäftigen sich mit dem Themenkomplex Lacke, Farben und Beschichtungen. Mit Bauverbundfolien als der vierten Business Unit wird mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes von rund 287 Millionen Euro erwirtschaftet.
Vier unternehmerisch denkende Männer planen 1892 im westfälischen Herdecke die Gründung eines Unternehmens: Carl Dörken, seine Söhne Carl und Ewald sowie der zukünftige Schwiegervater von Dr. Carl Dörken, Heinrich Stöcker. Mit einer Handvoll Mitarbeitern nimmt das junge Unternehmen im Jahr 1893 die Entwicklung und Produktion von Lacken, Lack- und Rostschutzfarben auf. Inzwischen hat sich die kleine Lackfabrik zu einer Unternehmensgruppe mit vier Business Units, rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von rund 287 Millionen Euro entwickelt. Mit Mut zur Innovation, anwendungsorientierter Forschung und Entwicklung sowie flexibler Anpassung an die Märkte hat sich das Unternehmen im Laufe der Jahre immer wieder neu erfunden und konnte so seine Marktposition im Umfeld multinationaler Konzerne mit Erfolg behaupten. Auch die Ewald Dörken AG wird heute immer multinationaler - ein mittelständisches Familienunternehmen aber ist sie geblieben.
Chinesisches Holzöl war um die Jahrhundertwende ein auf dem europäischen Markt noch unbekannter Rohstoff. Dr. Carl Dörken erkannte die Möglichkeiten dieses neuen Materials und entwickelte ein Verfahren zur Holzölverkochung. Ergebnis war ein holzölhaltiger Lack, der das junge Unternehmen schnell zum Marktführer avancieren ließ. Sieben Jahrzehnte lang war Eburit der führende Malerwerkstoff und sorgte für ein solides Wachstum des Unternehmens. Das ständig steigende Geschäftsvolumen führte schließlich 1929 zur Gründung der Ewald Dörken AG.
Erfolg in der Marktnische
Eburit ist nur ein Beispiel für die konsequente Innovations- und Marktnischenpolitik des Unternehmens. 1925 entwickelte man erstmals patentierte Maschinen zur Herstellung von Dachdichtungsbahnen für Eisenbahnwaggons. 1927 startet Dörken die Produktion von Nitro-Zellulose-Lacken und wird zu einem Wegbereiter dieser neuen Lackgeneration. Flexibilität und Ideenreichtum bewahrten das Unternehmen aber auch vor Einbrüchen in Krisenzeiten. Als zum Beispiel in den 1930er Jahren vegetabilische Öle nicht mehr in ausreichendem Maße zu bekommen waren, stellte Dörken Ersatzprodukte auf der Basis von Tallöl her, um die Lackproduktion zu sichern. Mitte der 1950er Jahre wird das traditionelle Klarlackprogramm um eine neue Buntlackpalette ergänzt. Damit entfällt für den Anwender das zeitaufwendige Anrühren und Nuancieren der einzelnen Farbtöne. Weitere Meilensteine sind der erste wasserbasierte Lack auf Alkydharzbasis im Jahr 1985 und ein erstes Buntlackprogramm auf Wasserbasis, das 1991 mit dem Blauen Engel ausgezeichnet wird.
Auch heute sieht sich die Baufarben-Tochter CD-Color GmbH & Co. KG als Spezialist und Problemlöser im Bereich Lacke, Lasuren und Dispersion und setzt dabei auf die konsequente Pflege der Marken Delta®, Lucite® und CWS Wertlack. Die traditionsreiche Premiummarke wurde mit vollständiger Übernahme des Bereichs Baufarben der CWS Lackfabrik im Jahr 2004 in Lizenz genommen. Das moderne Delta®-Sortiment wurde in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert und auf die neuen Bedürfnisse des Handwerks und der Industrie abgestimmt und systematisiert.
Die Teilsortimente tragen damit den Anforderungen eines modernen, gewerkeübergreifenden Materialeinsatzes Rechnung. Lucite® steht bei Profi-Verarbeitern für hohe Kompetenz und Innovationsfähigkeit bei den wasserbasierten Anstrichsystemen, gepaart mit Wirtschaftlichkeit in der Verarbeitung und Vereinfachung der Arbeitsabläufe auf der Baustelle. MixPlus ist die Servicemarke für innovative Tön-Technologie, die mit modernster Computer- und Anlagentechnik und einer innovativen Basen- und Pastengeneration eine große Vielfalt brillantester Farben in stets reproduzierbarer Farbtongenauigkeit und Qualität bietet.
Ein neues Standbein
Die 1960er-Jahre setzen einen weiteren Meilenstein in der Unternehmensgeschichte. Erstmals wurden Kunststoff-Folien, die so genannten ABC-Planen, hergestellt. Mit der Lizenznahme für Monofil-Gelege beim dänischen Unternehmen Polysheet schlägt dann 1964 die Geburtsstunde einer völlig neuen Produktsparte. Neben den Bereichen Bautenfarben und Industriebeschichtungen kann sich die neue Kunststoffabteilung schnell am Markt behaupten. So wird die gitterverstärkte Dachunterspannbahn Delta-Fol SPF in nur wenigen Jahren die Nummer eins auf dem europäischen Markt.
Seitdem das Unternehmen die erste Unterspannbahn auf den Markt brachte, haben die Innovationsleistungen der eigenen Entwicklungsabteilung immer wieder für Technologiesprünge gesorgt. 1987 wurde die erste diffusionsoffene Unterdeckbahn entwickelt, zehn Jahre später erfolgte der Einstieg in das Premiumsegment diffusionsoffener Schalungsbahnen. Heute ist die Dörken GmbH & Co. KG ein Qualitäts- und Technologieführer im Bereich der Steildachbahnen.
Anfang der 1980er Jahre schlug die Geburtsstunde der Noppenbahnen-Technologie. In schneller Folge entstanden neben Spezialbahnen für verschiedenste Anforderungen im Grundmauerschutz auch weitere Produktmodifikationen für spezielle Einsatzbereiche. Noppenbahnen werden heutzutage auch als Wasserspeicher und Dränage bei begrünten und begeh- beziehungsweise befahrbaren Flachdächern eingesetzt und finden vielfältige Anwendungen im Ingenieur- und Tunnelbau. Die verschiedenen Bahnen für den Grundmauerschutz, die Dränung und die Abdichtung sind inzwischen ein Maßstab für Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und Energieeinsparung.
Vision konsequent verfolgt
Zum 1. Januar 1981 erwarb Dörken die europaweite Lizenz für die Herstellung und den Vertrieb eines Mikroschicht-Korrosionsschutzsystems. Es ermöglicht Beschichtungen von Kleinteilen wie Schrauben und Federn im Mikroschichtbereich bei minimalen Lösungsmittelmengen. Und es hat noch andere entscheidende Vorteile. Es enthält weder Blei noch Kadmium und vor allem: Es kommt nach einigen Jahren eigener Entwicklungstätigkeit ganz ohne Chrom(VI) aus. Das passt in das Konzept des Unternehmens, das dabei ist, sich unter Umweltgesichtspunkten neu zu formieren und sich deshalb 1989 konsequent von dem konventionellen Industrielackgeschäft mit seinen hohen Lösemittelemissionen trennt. Anschließend wurde konsequent die Vision verfolgt, chrom(VI)freie Zinklamellensysteme als hoch leistungsfähigen Korrosionsschutz im Automobilbau zu etablieren. Der endgültige Durchbruch gelang mit der Umsetzung der EU-Richtlinie 2000/53/EG (Altautoverordnung), die den Einsatz chrom(VI)-
haltiger Beschichtungen im Pkw-Bereich ab 2007 praktisch verbietet.
Heute sind diese Systeme aus dem Automobilbau nicht mehr wegzudenken und sie erschließen sich zunehmend auch andere Anwendungsbereiche, vor allem in der Windkraft-, Luftfahrt- und Bahnindustrie, bei Land- und Baumaschinen und in der Bauindustrie. Der Erfolg der Zinklamellensysteme und ihre hohe Akzeptanz vor allem in der Automobilindustrie haben das Tochterunternehmen Dörken MKS-Systeme GmbH & Co. KG zu einem Global Player gemacht. Die Entwicklung der Produktpalette geht dabei kontinuierlich weiter, denn es ist das erklärte Ziel, sich bis zum Jahr 2020 als der Korrosionsexperte zu etablieren - Experten, die für jedes Korrosionsproblem eine hoch leistungsfähige Lösung haben.
Die Welt bunter machen
Um Farbe im eigentlichen Sinne geht es bei der Protec® Systempasten GmbH, die 1995 gegründet und 2005 ein Tochterunternehmen der Dörken-Gruppe wurde. Das Unternehmen entwickelt und produziert Farbpasten zur Abtönung von Baufarben und Putzen. Ihr Einsatzort: die Farbmischanlagen bei Farbenherstellern, großen Industrieunternehmen und im Farbenfachhandel. Bereits 2006 kommt mit DecoTint® Premium HP ein echtes Multitalent unter den Pastensystemen auf den Markt, das auf der eigenen Selektion besonders farbintensiver organischer und anorganischer Pigmente basiert. In kurzer Folge entstehen danach unter anderem eine neue Pastenreihe als Antwort auf die VOC-Richtlinie 2010, eine wässrige Pastenreihe für Fassadenfarben und farbige Putze und ein Pastensystem speziell für den industriellen Serieneinsatz.
Ergänzt wird das Angebot durch ein Servicepaket, das dem Kunden bei der Neuinstallation, der Erweiterung oder der Umstellung eines Tönsystems größtmögliche Unterstützung bietet. Heute gilt das Unternehmen als Experte in der Töntechnik für den Einsatz bei Baufarben und Putzen und bei industriell eingesetzten Farben. Dabei ist Protec® der einzige Pastenhersteller in der EU, der eine Gesamtkompetenz in der Farbmischtechnik – von Pasten über Rezepturen bis hin zur Hard- und Software - vorweisen kann.
Weltweit präsent
Die Unternehmen der Dörken-Gruppe haben im Durchschnitt eine Auslandsquote von über 57 Prozent. In über 50 Ländern weltweit werden Produkte verarbeitet, in vielen davon ist das Unternehmen über eigene Tochter- oder Vertriebsgesellschaften vertreten. Die Tochterunternehmen im kanadischen Ontario und in der Türkei haben sogar eine eigene Produktionsstätte für Noppenbahnen, denn dies sind Volumenprodukte mit einem relativ hohen Frachtkostenanteil. Auch der Dienst am Kunden kann über Ländergrenzen hinweg in Anspruch genommen werden: sei es bei der einheitlich hochwertigen Produktqualität, beim zuverlässigen und schnellen Lieferservice oder bei der anwendungstechnischen Beratung vor Ort.
Neben der konsequenten Produkt- und Servicequalität tragen vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu bei, durch Innovation und das kreative Vermarkten neuer, aber auch bestehender Produkte die Dörken-Gruppe weiter voranbringen. So wurde 2015 mit der Multitexx GmbH & Co. KG ein eigenes Unternehmen gegründet, das für die Spinnvliese, die in erster Linie als Trägermaterial für diffusionsoffene Unterdeckbahnen dienen, neue Märkte erschließt: sei es im Hygienebereich, als Unterspann- oder Verkleidungsvlies in der Möbelbranche, zur Geräuschdämmung im Innenraum von Fahrzeugen oder zur Filtration von Flüssigkeiten und Feststoffen.
Für seine Innovationskultur wurde Dörken 2016 bereits zum fünften Mal mit dem Gütesiegel Top 100 als eines der innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand ausgezeichnet. Neue Ideen werden in einer eigenen Innovationsdatenbank gesammelt. Ausdrücklich willkommen sind dabei auch abstrakte Ideen, die mit dem derzeitigen Produktportfolio des Unternehmens zwar wenig zu tun haben, die aber den Kern für ein neues Geschäftsfeld vielleicht schon in sich tragen.
Keep Moving: Das ist nicht nur ein Motto, das über dem Jubiläumsjahr 125 Jahre Dörken steht. Es hat im Unternehmen eine lange Tradition und es wird auch in Zukunft weiter gelebt werden. Dagmar Riefer
- www.doerken.de