Innovationen im automobilen Leichtbau

Werkstoffe 08. 06. 2017
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Die Fraunhofer-Gesellschaft und die Technische Universität im polnischen Opole starten ein Projekt zur gemeinsamen Forschung und Entwicklung im automobilen Leichtbau. Ein entsprechendes Memorandum of Understanding wurde vor kurzem unterzeichnet.

Der Leichtbau in der Automobilfertigung gehört zu den großen technologischen Herausforderungen, wenn es um eine besonders effiziente und ressourcenschonende Fertigung geht. Um diesem Ziel einen großen Schritt näher zu kommen, haben sich das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU und die Technische Universität Opole in Polen zusammengetan. Sie haben ein Memorandum of Understanding (MoU) ausgearbeitet, das eine intensive Zusammenarbeit bei der Erforschung und Entwicklung des automobilen Leichtbaus vorsieht. Unterzeichnet wurde das Memorandum von Prof. Marek Tukiendorf, Rektor der Technischen Universität Opole, Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, und Prof. Dirk Landgrebe, Institutsleiter am Fraunhofer IWU. Das MoU für das Polish-German Fraunhofer Research Center for Automotive Lightweight Construction (ALC) bestimmt die Ziele des Projekts, nennt konkrete Arbeitsbereiche und legt Spielregeln für die Nutzung von Patenten fest. Schon bald soll aus der Kooperation ein Fraunhofer Project Center entstehen.

Die Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Gesellschaft ist für die Technische Universität Opole nach Aussage von Marek Tukien­dorf nicht nur eine außerordentliche Chance für die Zukunft, sondern auch eine besondere Verpflichtung für die beteiligten Fachleute und die ganze akademische Gemeinschaft. Ohne Zweifel sei es aber ein Meilenstein in der Entwicklung der Universität. Die Initiative ergänzt gleichzeitig die Ziele und Handlungen der Stadtregierung in Richtung des Aufbaus einer Innovativen Stadt.

Bei der Unterzeichnung des MoU ebenfalls anwesend war der polnische Minister für Finanzen und wirtschaftliche Entwicklung Mateusz Morawiecki. Er erklärte, dass die Unterzeichnung ein guter Tag für die polnisch-deutsche Zusammenarbeit sei. Das Projekt sei ein Motor für die engen, freundschaftlichen Beziehungen in Wirtschaft und Forschung. Durch die Kooperation wird ein produktiver Transfer von Erkenntnissen und Know-how in Gang gesetzt und es werden innovative Lösungen für die Industrie geschaffen. Davon profitieren die Menschen in beiden Ländern.

Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer betonte, dass die Spitzenforschung heute von fachübergreifender Zusammenarbeit und internationaler Kooperation lebe. Deshalb sei die Zusammenarbeit mit den polnischen Partnern sehr zu begrüßen. Das Fraunhofer IWU verfügt über viel Erfahrung im Leichtbau und wird sein Know-how im Umgang mit modernen Werkstoffen einbringen. Die Forscherinnen und Forscher der Technischen Universität Opole bringen ihre Stärken ein, beispielsweise bei der Simulation von Verfahrenstechnik und Prozessen. So können gemeinsam Mehrwerte geschaffen, der Wissenstransfer intensiviert und die Innovationskraft der Unternehmen gestärkt werden. Prof. Landgrebe vom Fraunhofer IWU ergänzt: Basierend auf der jahrzehntelangen Erfahrung im Automobilbau, angefangen von den Bauteilen über Prozesse und komplexe Maschinensysteme bis hin zur ganzen Fabrik, liegt der Fokus der Forschungsarbeit auch auf nichtmetallischen Werkstoffen – insbesondere Kunststoffe und Faserverbunde. Die Kooperation mit der Universität Opole erweitere auch die Möglichkeiten des IWU.

Die Unterzeichnung fand auf Einladung von Tukiendorf im Rahmen eines ganztägigen Kolloquiums an der Technischen Universität in Opole statt. An der Veranstaltung nahm auch Tower Automotive teil, ein international bedeutender Hightech-Zulieferer von Karosserieteilen. Vertreten wurde das Unternehmen durch Pär Malmhagen, Präsident von Tower International, dem Mutterkonzern von Tower Automotive. Das Unternehmen wird als Projektpartner eng in die Kooperation eingebunden. Mit der Einbindung in den starken Verbund des geplanten Fraunhofer Projektzentrums Automobil-Leichtbau in Opole verbindet Pär Malmhagen hohe Erwartungen. Diese Initiative spiegelt nach seiner Ansicht wesentliche Elemente der Strategie von Tower International wider und ermöglicht eine kontinuierliche Weiterbildung der Kollegen im Unternehmen und Studenten. Mit der Unterstützung durch die Politik würden beste Voraussetzungen für die Region geschaffen, um sich den aktuellen und bedeutsamen Herausforderungen der Automobil­industrie zu stellen.

Leichtbau ermöglicht umweltschonende Fertigung

Das Fraunhofer Research Center for Automotive Lightweight Construction (ALC) verbindet die Grundlagenforschung der Technischen Universität Opole mit der angewandten Forschung der Fraunhofer-Gesellschaft. Die Fusion der Technologien im Leichtbau beispielsweise ermöglicht das Zusammenführen von bisher getrennten Fertigungsprozessen bei der Verarbeitung von unterschiedlichen Werkstoffen, wie Metallen, Kunststoffen und technischen Textilien. Auto­mobile können dann kostengünstig, energieeffizient und umweltschonend produziert werden. Davon profitiert letztlich auch die europäische Automobilindustrie. Alle Branchen, in denen Leichtbau- und Mehrkomponenten-Bauweisen zum Einsatz kommen, können darüber hinaus nach Ansicht von Prof. Neugebauer die neuen ressourcenschonenden Fertigungstechnologien erproben. Sie leisten damit einen Beitrag zum Klimaschutz.

Das Forschungsfeld Leichtbau gilt bei allen Experten als zukunftsweisende Schlüsseltechnologie. Das demonstriert auch das bundesweite Exzellenzcluster MERGE, an dem sich unter Leitung der Technischen Universität Chemnitz auch das Fraunhofer IWU als Mitglied aktiv beteiligt. Ziel von MERGE ist es, Technologien aus Bereichen wie Kunststoff, Metall, Textil und Smart Systems weiterzuentwickeln und optimal miteinander zu kombinieren, um so eine ressourcenschonende Fertigung und nachhaltige Produkte zu ermöglichen. Die Partner des Excellenzclusters bringen ihre Erfahrungen auch in die neue Kooperation ein.

Das ALCist ein weiterer Baustein in der traditionell guten Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland. Gerade in Wissenschaft und Wirtschaft hat sich die Partnerschaft nach dem EU-Beitritt Polens am 1. Mai 2004 intensiviert. Die Grenzregionen verfügen heute über ein gut ausgebautes Netz von Technologie-, Innovations- und Forschungs­zentren. Viele Technologiezentren der Region unterstützen auch Unternehmen in ihrer Existenzgründung, indem sie Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit polnischen Partnern austauschen. .

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die führende Organisation für angewandte Forschung in Europa. Unter ihrem Dach arbeiten 69 Institute und Forschungseinrichtungen an Standorten in ganz Deutschland. 24 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzielen das jährliche Forschungsvolumen von 2,1 Milliarden Euro. Davon entfallen 1,9 Milliarden Euro auf den Leistungsbereich Vertragsforschung. Über 70 Prozent dieses Leistungsbereichs erwirtschaftet die Fraunhofer-Gesellschaft mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten. Internationale Kooperationen mit exzellenten Forschungspartnern und innovativen Unternehmen weltweit sorgen für einen direkten Zugang zu den wichtigsten gegenwärtigen und zukünftigen Wissenschafts- und Wirtschaftsräumen.

  • www.iwu.fraunhofer.de

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