Sonnenschutz: Ohne Fungizide gegen Pilze

Oberflächen 03. 02. 2017
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Deutsches Fachkolloquium Textil gibt Zukunftsimpulse für Oberflächen nach Maß

Ob Raumfahrt, Leistungssport oder Smart Home-Entwicklungen: Die Anwendungspalette textiler Hochleistungswerkstoffe einschließlich ihrer Hybridkomponenten aus Kunststoff, Metall oder anderen Materialien wird immer größer. Auch deren Oberflächeneigenschaften lassen sich inzwischen punktgenau komponieren. Neue Veranstaltungen wie das Deutsche Fachkolloquium Textil suchen deshalb gezielt die Nähe zur Oberflächenbranche.

Am Beispiel eines durch Wärme vor Vereisung geschützten Windanlagen-Rotorblattes stellt Dr. Mirko Bauer von der Tenowo GmbH aus dem sächsischen Reichenbach eine in Kunststoffverbund integrierbare textile Flächenheizung vor. Die mit Förderung des Bundesforschungsministeriums entstandene Lösung basiert auf einem mit leitfähiger Tinte aus Carbon-Nano­tubes bedruckten Vliesstoff. Er lässt sich gut an dreidimensionale Oberflächen anpassen und ohne neue Werkzeuge in Faserverbundwerkstoffe einbringen. Die sogenannte SmartHeatTex zeichnen eine schnelle Reaktionszeit und hohe Energieeffizienz aus. Das Wirkprinzip soll auf weitere Anwendungsbereiche wie den Flugzeug- oder Fahrzeugbau übertragen werden.

Solche punktuellen Erfahrungen, oft Ergebnis eigener Entwicklungen im Dialog mit Wissenschaftseinrichtungen, will das Deutsche Fachkolloquium Textil als neues­ Veranstaltungsformat auf die nationale Ebene heben. Von der Tagung Ende März in Verbindung mit dem Aachener Innovationstag Textil sollen Experten auch aus den Bereichen Material, Chemie, Veredelung und Funktionalisierung profitieren. Prof. Dr. Martin Möller vom gastgebenden DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien in Aachen betont die in den letzten Jahrzehnten gestiegene Themenvielfalt gerade bei technischen Textilien: Der daran interessierte Personenkreis ist längst über seine klassischen Grenzen hinausgewachsen

Sein Institut, das Strukturen von Oberflächen und Grenzflächen bis in den Mikro- und Nanometerbereich hinein erforscht und entwickelt, gestaltet Schnittstellen für die kontrollierte Interaktion mit umgebenden Flüssigkeiten, Partikeln, Zellen sowie polymeren und biologischen Bausteinen. In einem Gemeinschaftsprojekt mit der Universität Bayreuth wurden erst kürzlich für die Entkeimung von Wasser und Anwendungen in der Staubfiltration Komposite aus einem Trägertextil und supramolekularen Nanofasern erforscht – Grundlage unter anderem für neuartige Staub-Filterpatronen zum Einsatz in der Erdgas- und Erdölindustrie.

Atomlage für Atomlage exakt

Um funktionelle Schichten auf Textil mittels Atomlagenabscheidung geht es indes bei einem Verbundprojekt des Markisen- und Sonnenschutzhersteller Schmitz-Werke aus Emsdetten mit dem Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik (IST) aus Braunschweig. Im Ergebnis sollen dabei mit Hilfe von Nano- und Atmosphärendruck-Plasmaverfahren beschichtete Funktionstextilien entstehen. In Kombination mit klassischen nasschemischen Ausrüstungen entstanden auf diesem Wege bereits Gewebe mit hoher Resistenz gegen Wasser, Schmutz und Öl sowie mit ausgeprägter Selbstreinigungskraft. Bei Sonnenschutzmarkisen entfällt damit der Einsatz von Fungiziden gegen Pilzbewuchs.

Weitere multifunktionelle Effekte lassen sich nach Ansicht von Ralf Bosse, Produktionsleiter bei Schmitz-Werke, für zahlreiche Anwendungszwecke technischer Textilien mit der für die Textilindustrie relativ neuen ALD-Technologie (Atomic Layer Deposition) erzielen. Die jeweils gewünschte Schicht­dicke verschiedenster oberflächenaktiver Materialien könne dank Steuerbarkeit des Aufbaus Atomlage für Atomlage exakt auf die benötigten Eigenschaften eingestellt werden. Weitere Oberflächenthemen auf dem Fachkolloquium: PFC-freie Ausrüstungen; regenerierbare Filtermedien; Polycarbodiimide als Vernetzer für wässrige Beschichtungen; digitale Applikationsverfahren in der Textilveredlung.

 

Das DWI mit breiter Kompetenz in der Polymerchemie arbeitet zum Stichwort „maßgeschneiderte Oberflächen“ an der Beschichtung und Funktionalisierung von TextilienQuelle: Philipp Scheffler/DWI

 

Titelbild: In Zusammenarbeit mit Projektpartnern entstehen am DWI Hochleistungsfilter mit Nanofasern
Quelle: Helga Thomas/DWII

 

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