Verlängerte Werkbank

Werkstoffe 08. 09. 2016

Die Entwicklung der industriellen Techniken hat in den letzten 100 Jahren zu immer leistungsfähigeren Maschinen und Anlagen für die Produktion geführt. In der Regel sind solche Maschinen und Anlagen in der Anschaffung kostspielig, so dass die Steigerung der Auslastung zu einer der wichtigsten Gesichtspunkte für Unternehmen geworden ist. Daraus entstand die sogenannte verlängerte Werkbank – Unternehmen, die ihre Aufgabe in der Fertigung von Teilen oder Systemen 

unter Einsatz von Spezialmaschinen sehen. Die Anlagen und Maschinen erzielen dadurch die sinnvollen höheren Auslastungen. Damit verbunden ist eine Steigerung der technischen Fertigkeiten der Personen, die mit den Technologien umgehen – diese Spezialisten fördern die technische Weiterentwicklung bei den entstandenen Zulieferunternehmen.

Eine etwas andere Richtung genommen hat die Entwicklung zwischen Zulieferern und deren Kunden, zum Beispiel der großen Hersteller der Automobilbranche. Hier ist der Blick mehr auf die Herstellungskosten und nicht mehr allein auf den technischen Fortschritt gerichtet. Synonym für diesen Wandel ist José Igancio López de
Arriortúa, der als Manager für Opel, General Motors und Volkswagen tätig war. Durch dessen Aktivitäten wurde der Fokus bei den Zulieferunternehmen stark auf die Reduzierung der Kosten gelenkt; eine Entwicklung, die oftmals die Möglichkeiten zur Steigerung der Produktqualität oder der Durchführung von Weiterentwicklungen erheblich erschwert. Nicht verschwiegen werden darf allerdings, dass viele der heute üblichen Produkte zu geringen Preisen erhältlich sind und so zu Massenprodukten werden konnten.

Die Fokussierung auf die Kosten hat vermutlich stark dazu beigetragen, aus der früher weit verbreiteten partnerschaftlichen Zusammenarbeit ein Konkurrenzgeschäft zu machen, mit dem primären Ziel, Marktmacht und Gewinnmaximierung zu erreichen. Jüngstes Beispiel der daraus entstehenden Gefahren war der Streit zwischen Volkswagen und den Zulieferern ES Guss und Car Trim. Die tatsächlichen Hintergründe wurden zwar nicht im Detail bekannt, aber der Streit um Kosten für Entwicklungsarbeiten hatte wohl maßgeblich dazu beigetragen.

Wird von der früher üblichen Sichtweise einer verlängerten Werkbank ausgegangen, so kann nur eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Zulieferer und dessen Kunden ein funktionierendes Zusammenspiel garantieren. Dabei sollten sowohl Entwicklungen als gemeinschaftlich – in Bezug auf Ziele, Ablauf sowie die entstehenden Kosten – betrachtet werden, als auch entstehende Belastungen durch Schwankungen der Energieversorgung, der Rohstofflieferungen oder der Erfüllung von gesetzlichen Vorgaben wie beispielsweise REACh. Bei Grabenkämpfen, wie dem kürzlich stattgefundenen, gibt es nur Verlierer!

Charlotte Schade
Dipl.-Ing. (FH)
WOTech GbR

 

Editorial

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