Korrosionsschutz im Automobilbau

Werkstoffe 04. 08. 2016

Bericht über die VDI-Fachkonferenz Korrosionsschutz im Automobilbau in Bad Gögging

Am 28. und 29. Juni veranstaltete der VDI die zweite Fachkonferenz Korrosionsschutz im Automobilbau im Tagungshotel The Monarch in Bad Gögging, etwa 35 Kilometer von Ingolstadt entfernt. Eine Vielzahl von Experten aus der Automobilindustrie, Zulieferern aus der Wirtschaft sowie dem Forschungsbereich nahmen an der Tagung teil. Prof. Dr. Christoph Strobl von der TH Ingolstadt, Fakultät Maschinenbau, Werkstoff- und Oberflächentechnik, sowie Dr.-Ing. Simon Oberhauser, Geschäftführer der InnCoa GmbH, leiteten die Konferenz.

Der erste Themenblock widmete sich in diesem Jahr verstärkt der Vorbehandlung und Beschichtung von Stückgut sowie Schüttware. Dr. Jörg Sander sprach in seinem Vortrag Der Weg zu modernen Vorbehandlungen im Automobilbau grundlegende Themen zur Vorbehandlung an. Im Anschluss informierte Dr. Sasa Jacob von der DGO, Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e. V., über die unterschiedlichsten galvanotechnisch relevanten Themen, wie beispielsweise REACh und die Notwendigkeit der Vernetzung der Unternehmen mit Forschungsstellen.

Dr. Corinna Weigelt, Chemikerin R&D Metal Pre-Treatment bei der Surtec International GmbH, zeigte in ihrem Referat unterschiedliche Vorbehandlungsmöglichkeiten auf Basis der Phosphatierung vor einer Lackierung auf. Völlig neue oberflächentechnische Ansätze und erste Ergebnisse für den Einsatz einer Beschichtung als temporäre Hochtemperaturschutzschichten präsentierte Dr. Marcel Roth, Dörken MKS-Systeme GmbH & Co. KG.

Dass zinkbasierte galvanische Schichtsysteme weiterhin zu den High-Performern in Sachen Korrosion und auch Tribologie gehören, stellten Falko Krambeer und Wolfgang Siegert von der Collini ACT GmbH an einer Reihe von Beispielen vor. Dem Thema Zink treubleibend präsentierte Dr. Thomas Pinger von ZINQ Technologie GmbH die Möglichkeiten, aber auch die besonderen Randbedingungen bei der klassischen Stückgutverzinkung sowie der Zink-Aluminium-Legierungsschicht mit einem Aluminiumanteil von 5 Prozent. Dr. Thomas Koll, Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH, befasste sich anschließend mit dem Thema Zink-Magnesium-Bandverzinkung, den Vorteilen hieraus unter anderem im Hinblick auf Korrosion und Tiefziehen.

Nahtlos daran an knüpfte die Präsentation von Dr.-Ing. Karl-Heinz Stellnberger von voestalpine Stahl GmbH, der die Ergebnisse von Dr. Koll nochmals an einigen Beispielen unterstrich. Er ging aber vor allem auf verschiedene Korrosionsmechanismen, wie Lackunterwanderung und Flanschkorrosion, im Detail ein.

Der folgende Tag begann mit dem Vortrag von Dr. Paul Oberhauser, AMAG rolling GmbH, der die Korrosion an 6xxx Aluminiumwerkstoffen sowie deren unterschiedliche Prüfungen behandelte. In einem sehr anschaulichen Vortrag, der die Kooperation von thyssenkrupp Steel Europe AG und der Benteler Automobiltechnik GmbH herausstrich, informierten die Vortragenden über die verschiedensten Seiten der Kontaktkorrosion bei Mischbau von Aluminium und Stahl. Sie stellten außerdem die im Rahmen der Kooperation erzielten Ergebnisse bezüglich Kontaktkorrosion vor.

Dr.-Ing. Cornelia Heermant, Böllhoff Verbindungstechnik GmbH, präsentierte die Korrosionsproblematik beim Fügen mit Verbindungselementen und schilderte die Herangehensweise im Hause Böllhoff. Dr. Martina Thies, InnCoa GmbH, stellte verschiedene, bei InnCoa bearbeitete Korrosionsschäden vor; ihr Schwerpunkt lag dabei auf der Spannungsrisskorrosion durch Eigenspannungen. Darauf aufbauend präsentierte Dr. Irina Sieber, ebenfalls InnCoa, verschiedene Prüfungen im Vorfeld zur Vermeidung von Korrosionsarten, wie zum Beispiel Kontaktkorrosion oder interkristalline Korrosion, mittels elektrochemischen sowie klassischen Korrosionstests.

Dr. Oliver Mamber, Mahle Behr GmbH & Co. KG, informierte über die strömungstechnische Untersuchung von Korrosionsprüfkammern mittels CFD-Simulation am Beispiel einer Salzsprühkammer zur Verteilung des Salznebelniederschlags über die Kammerfläche. Die simulierte Korrosionsprüfung offenbarte erhebliche Schwankungen bei den getesteten Prüflingen, die stark von Feineinstellungen der Düse sowie von Winkeln abhängt. Prof. Dr.-Ing. Ralf Feser von der Fachhochschule Südwestfalen stellte ein Verfahren zur Beurteilung von Kontaktkorrosion bei CFK-Verbindungen auf Basis elektrochemischer Methoden sowie ein ­eigens dafür entwickeltes portables Messgerät vor.

Zinn-, Silber- und Goldbeschichtungen für Kontakte präsentierte Dr.-Ing. Helge Schmidt, TE Connectivity Germany GmbH, im Hinblick auf Korrosion und Degradationsverhalten. Korrosion durch Verunreinigungen beziehungsweise elektro­chemische Migration als Schadensmechanismus bei elektronischen Baugruppen stellte Dr.-Ing. Helmut Schweigart von Zestron Europe vor. Die Veranstaltung endete mit einem Vortrag von Jens-Hendrik Klingel, KC Kunststoff-Chemische Produkte GmbH, der mögliche Abhilfemaßnahmen durch Lackieren beziehungsweise Vergießen von elektronischen Baugruppen zur Vermeidung von Korrosion darstellte.

Neben den zahlreichenden Vorträgen gab es für die Teilnehmer ausreichend Möglichkeiten für angeregte Diskussionen und den Austausch mit anderen Teilnehmern. Prof. Strobl bedankte sich bei den Teilnehmern für die zahlreichen, fachlich guten Beiträge sowie die angeregte Diskussion zu den Vorträgen auch in den Pausen. Er fasste die Korrosion mit einem Augenzwinkern als Don Quijoterie zusammen. Am Ende wird demnach immer die Thermodynamik gewinnen, aber der Korrosionsspezialist kann die Zeitspanne, also die Kinetik der Korrosion, durch Auswahl der Werkstoffe, Einsatzbedingungen und Konstruktion direkt beeinflussen. Nach dem sehr positiven Feedback der Teilnehmer plant der VDI eine Wiederholung der Konferenz in zwei Jahren.Simon Oberhauser

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