TU Graz entwickelt neuartige Beschichtung gegen Eis

Oberflächen 07. 03. 2024
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Das Material verzögert die Bildung von Eiskristallen und verringert die Adhäsion von Eisschichten. Dank einer innovativen Fertigungsmethode ist die Beschichtung sehr robust und haftet auf zahlreichen Oberflächen.

Eisabweisende Beschichtungen gibt es schon länger, bislang sind sie aber sehr empfindlich und lösen sich recht schnell von den zu schützenden Oberflächen. Einem Forschungsteam um Anna Maria Coclite und Gabriel Hernández Rodríguez vom Institut für Festkörperphysik der TU Graz ist es nun gelungen, diesen Mangel zu beheben. Sie haben nach Mitteilung der TU Graz eine stark eisabweisende Beschichtung entwickelt, die auf verschiedensten Materialien haftet und sehr widerstandsfähig gegen Abrieb ist.

Gradueller Übergang der zwei Komponenten

Erreicht haben die Forschenden diesen Entwicklungssprung durch den Einsatz der sogenannten initiierten chemischen Gasphasenabscheidung. Damit ist es möglich, ein stark haftendes Grundierungsmaterial graduell in die eisabweisende Verbindung übergehen zu lassen. Dieser stufenlose Übergang gelingt, indem die beiden Materialien als sich veränderndes Gasgemisch auf die zu beschichtende Oberfläche aufgetragen werden. Zunächst besteht das Gasgemisch rein aus dem Grundierungsmaterial, der Anteil des eisabweisenden Materials wird während des Auftragens kontinuierlich erhöht, von anfangs 0 auf schließlich 100 Prozent. Das Ergebnis ist eine Beschichtung mit einer stark haftenden Unterseite und einer Oberseite, die Eiskristallen keinen Halt bietet.

Zufällige Ausrichtung der ­Moleküle sorgt für eisabweisenden Effekt

Bei ihren Versuchen haben Anna Maria Coc­lite und Gabriel Hernández Rodríguez entdeckt, worauf die eisabweisende Eigenschaft ihrer Beschichtung beruht. Das eisabweisende Material besteht nach Aussage von Gabriel Hernández Rodríguez aus länglichen Molekülen, die in senkrechter oder waagrechter Ausrichtung auf der Grundierung haften bleiben. Je dicker wir das Material aufgebracht haben, desto zufälliger wurde der ­Wechsel zwischen senkrechten und waagrechten Molekülen. Und je zufälliger die Anordnung an der Oberfläche, desto größer wurde der eis­abweisende Effekt. Dieser Mechanismus war bislang unbekannt. Die Ergebnisse wurden in dem Fachjournal ACS Applied Material and Interface veröffentlicht.

Anwendung in Luftfahrt und Sensorik denkbar

Für die neuartige Beschichtung sind vielfältige Anwendungen denkbar, etwa in der Luftfahrtbranche: Das Enteisen von Flugzeugen könnte durch solch eine Beschichtung beschleunigt werden und mit weniger Frostschutzmitteln auskommen, sagt Anna Maria Coclite. Auch der Witterung ausgesetzte Sensoren, die durch Eis gestört werden, könnten profitieren.  Philipp Jarke

Originalpublikation

G. Hernández Rodríguez, M. Fratschko, L. Stendardo, C. Antonini, R. Resel, A. M. Coclite: Icephobic Gradient Polymer Coatings Deposited via iCVD: A Novel Approach for Icing Control and Mitigation; ACS Applied Material and Interface, 24. Februar 2024, DOI: https://doi.org/10.1021/acsami.3c18630

Kontakt

Gabriel Hernández Rodríguez, M.Sc. Ing., TU Graz, Institut für Festkörperphysik,
E-Mail: ghernandezrodriguez@tugraz.at

Text zum Titelbild: Gabriel Hernández Rodríguez mit tiefgekühlten Proben von beschichtetem Plexiglas (Bild: Lunghammer/TU Graz)

 

Die eisabweisende Beschichtung ist hauchdünn. Für ihre Versuche haben Anna Maria Coclite und Gabriel Hernández Rodríguez (im Bild) sie in Stärken zwischen 300 und 500 Nanometer aufgetragen (Bild: Lunghammer/TU Graz)

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