Internationales Kooperationsprojekt zur Berufsbildung in der Galvanotechnik

Oberflächen 09. 06. 2020

Von Dominique-Navina Pantke und Klaus Schmid, Fraunhofer IPA

Galvanotechnik spielt national und international eine bedeutende Rolle. Wie in WOMag 4/2020 berichtet, arbeiten das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart, und das Metallurgy and Materials Science Research Institute (MMRI) der Chulalongkorn Universität Bangkok zusammen, damit auch die Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Galvanotechnik künftig ihrer weltweiten Bedeutung besser Rechnung trägt. Bei einer Untersuchung der thailändischen Galvanikbranche in den Jahren 2016 und 2017 wurde deutlich, dass die thailändische Industrie nicht über genügend und ausreichend ausgebildete Fachkräfte verfügt. Das Projekt SCHOOLPLATE soll das nun ändern.

Das Fraunhofer IPA und das MMRI verbindet mittlerweile eine langjährige Zusammenarbeit. Gemeinsam mit dem neu gegründeten Industrieverband TEPNET, dem Thailand Electroplating Professional Network, wurden im Rahmen des Projekts ECOPLATE eine Umfrage sowie verschiedene Workshops und Diskussionen durchgeführt, um die Anforderungen und Probleme der Galvanotechnik-Branche zu ermitteln. Neben den Themen Energieeffizienz und Schadensfallanalyse wurde auch die berufliche (Aus-)Bildung lebhaft diskutiert. Die thailändischen Kollegen berichteten dabei von fehlenden Fachkenntnissen ihrer Belegschaft und von zu wenigen und zu schlecht ausgestatteten Ausbildungseinrichtungen, die junge Menschen an die Oberflächentechnik heranführen sollen.

In Thailand sind Berufsschulen, sogenannte Technical und Vocational Colleges, fest im Bildungssystem verankert; es besteht die Möglichkeit, einen Abschluss über einen rein schulischen Weg, einen dualen Zweig oder mittels verschiedener Kurzprogramme zu erlangen. Gerade im dualen Bereich jedoch sind Kooperationen mit Betrieben nicht so etabliert wie beispielsweise in Deutschland, was auf den ersten Blick auch die fehlenden Fachkenntnisse erklärt. Zudem genießen Hochschulabschlüsse in Thailand generell ein höheres Ansehen als eine berufliche Ausbildung, weshalb viele Menschen diesen Weg erst gar nicht einschlagen.[1]

Nach Gesprächen mit deutschen sowie thailändischen Einrichtungen wurde das Projekt Berufliche Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für Galvanotechnik in Thailand (SCHOOLPLATE) ins Leben gerufen. Unter Federführung des Fraunhofer IPA arbeitet das Team, das auch aus KollegInnen des MMRI und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) besteht, an einem zukunftsfähigen Konzept, um als übergeordnetes Ziel den Fachkräftebedarf der thailändischen Galvanikindustrie zu decken. Mithilfe der Expertise aller beteiligten Projektpartner kann dies sowohl auf fachlicher als auch auf pädagogischer Ebene gelingen.

Das Projekt ist in mehrere Phasen unterteilt; im ersten Jahr werden zunächst die wesentlichen Eckpunkte bezüglich der örtlichen und beruflichen Bedarfe der thailändischen Betriebe ermittelt. Aufgrund der aktuellen Reisebeschränkungen muss dies leider hauptsächlich per Online-Fragebogen erfolgen. Die notwendige Validierung durch Besuche vor Ort wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Ziel dieser Sondierungsphase ist es, bis zum Jahresende den Status quo festzustellen: zu wissen, wie viele Betriebe in welcher Region wie viele Mitarbeitende benötigen, welchen Wissensstand diese im Idealfall mitbringen sollten oder bei einer Tätigkeitsaufnahme in einem einschlägigen Betrieb ­gegebenenfalls erweitern müssen. In einer angestrebten zweiten Phase sollen dann auf Basis der erlangten Daten konkrete Möglichkeiten für eine Ausbildungsgestaltung erarbeitet und erprobt werden.

Text zum Titelbild: Auftakttreffen im Januar 2020 und gemeinsame Unterzeichnung des Kooperationsvertrages durch das BIBB und das Fraunhofer IPA (Quelle: BIBB)

 
 
 
 

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