Durch Materialinnovationen Deutschland stärken – Förderung der Materialforschung effizienter gestalten

Werkstoffe 07. 10. 2018
  • Autoren dieses Artikels
  • 806x gelesen

Der Verband der Chemischen Industrie e. V.,VCI, hat mit der Dechema und der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) Empfehlungen erarbeitet, wie die Förderprogramme und Ausschreibungen des Bundes zur Materialforschung weiter verbessert werden können.

Hintergrund und ­Inhalt des Papiers in Kürze

Neue Materialien sind der Schlüssel, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Nahezu 70 Prozent aller Innovationen hängen direkt oder indirekt von neuen Werkstoffen und Materialien ab. Diese ermöglichen beispielsweise einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, eine nachhaltige Energieversorgung, Mobilität oder neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten im Gesundheitswesen. Die Rolle der Chemie als Innovationstreiber in der Materialforschung gewinnt hierfür zunehmend an Bedeutung. Umso wichtiger ist, dass die Forschungsprogramme und Ausschreibungen des Bundes dieser Entwicklung Rechnung tragen.

In ihrer Analyse der ­Förderausschreibungen stellten VCI, Dechema und GDCh jedoch fest, dass Materialinnovationen in der Forschungsförderung nicht angemessen genug berücksichtigt werden. Der Grund: Die Fördermittel für dieses umfangreiche Forschungsgebiet haben nicht vom Aufwuchs der Haushaltsmittel für Forschung angemessen profitiert. Damit verliert die traditionell starke Basis für Kooperationen zwischen der Chemieindustrie und der Wissenschaft in der Materialforschung in Deutschland deutlich an Stabilität. Diesem Trend muss der Bund durch eine verstärkte Unterstützung von Kooperationen in Verbundprojekten mit anwendungs- und technologieorientierten Ausschreibungen und der Zusammenarbeit über Netzwerke aus Industrie und Wissenschaft entgegenwirken.

Die drei Chemieorganisationen setzen sich besonders dafür ein, dass ­Verbundprojekte über aufeinander aufbauende ­Projektstufen (Folgeprojekte) gefördert werden können. Dabei sollen erfolgreiche Projekte auch in anwendungsnäheren Stufen der Innovations­kette im Grundkonzept der Förderung durchgehend gefördert werden können: und zwar beginnend bei der Grundlagenforschung über die Verfahrensentwicklung bis zum Demonstrator. Das unterstützt eine lückenlose Förderung. Damit könnte man nach Auffassung der Organisationen die im internationalen Wettbewerb kritische Phase time-to-market verkürzen. Darüber hinaus empfehlen sie, Förderausschreibungen sehr breit oder sogar vollständig themenoffen anzulegen.

VCI, Dechema und GDCh setzen sich weiter dafür ein, Förderprozesse zu vereinfachen, auf detaillierte Nachweise beispielsweise für die Projektabwicklung zu verzichten und mehrere Einreichungsfristen pro Ausschreibung einzuführen. Die Chemieorganisationen sind davon überzeugt, dass ihre Empfehlungen die Materialforschung in Deutschland im Rahmen der Förderprogramme der Bundesressorts und besonders des Programms Vom Material zur Innovation stärken können.

Zusammenfassung und ­Kernempfehlungen

Die Entwicklung neuer Materialien zur Lösung drängender Zukunftsfragen ist eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Neue Materialien sind der Schlüssel für die Gestaltung der Zukunft, nahezu 70 Prozent aller Innovationen hängen direkt oder indirekt von Materialinnovationen ab. Sie ermöglichen unter anderem einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, eine nachhaltige Energieversorgung, Mobilität, Güter des täglichen Bedarfs sowie neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten im Gesundheits­wesen. Beispiele für Materialinnovationen sind unter anderen Katalysatoren, Kunststoffe aus CO2, OLEDs oder 3D-Druck-Materialien. Dabei nimmt die Bedeutung der Chemie als ein Innovationstreiber in der Materialforschung stetig zu. Dieser Bedeutung wird die Forschungsförderung nach Meinung der drei Organisationen aktuell nicht gerecht.

  • Die notwendigen Materialinnovationen am Beginn der Innovationskette als Basis für weitere Systementwicklungen werden in der Forschungsförderung nicht adäquat berücksichtigt. Die staatlichen FuE-Fördermittel sollten zu einem höheren Anteil in der industriellen Schüsseltechnologie Materialforschung allokiert werden, um die real feststellbare Reduzierung der Fördermittel in diesem Bereich in den letzten Jahren zu korrigieren.
  • Die traditionell starke Basis für Kooperationen zwischen der chemischen Industrie und den wissenschaftlichen Partnern in der Materialforschung am FuE-Standort Deutschland verliert an Stabilität. ­Diesem Trend muss durch eine verstärkte Förderung von Kooperationen in Verbundprojekten mit anwendungs- und technologie­orientierten Ausschreibungen und – wo sinnvoll – der Zusammenarbeit über Netz­werke aus Industrie und Wissenschaft entgegengewirkt werden.
  • Um die im internationalen Wettbewerb kritische time-to-market zu verkürzen, sollten die Forschungsprogramme eine ­lückenlose Förderung der verschiedenen ­Abschnitte der Innovationskette (TRL-Level) ermöglichen. Darüber hinaus sollten im Rahmen von Verbundprojekten vermehrt auch grundlagenorientiere Projekte im Bereich niedrigerer Technology Readiness Level (TRL) berücksichtigt werden.
  • Die Etablierung von thematisch breit angelegten beziehungsweise ­themenoffenen Förderausschreibungen mit Bezug zu inno­vativen Materialien oder, wo möglich, vollständig themenoffene Ausschreibungen werden empfohlen.
  • Die Effizienz von Förderverfahren und die Kooperationsformen müssen weiter verbessert werden. Notwendig sind unter anderen Prozessvereinfachungen (Fristen zum Förderbeginn), die Verringerung der detaillierten Nachweisführung bei Vorkalkulationen und die Etablierung mehrerer Einreichungsfristen pro Ausschreibung.

Die gemeinsamen Empfehlungen Durch Materialinnovationen Deutschland stärken von Dechema, GDCh und VCI stehen im Down­load-Bereich der VCI-Website auch als sogenannte Langfassung (PDF) zur Verfügung.

  • www.vci.de

Relevante Unternehmen

Video(s) zum Thema

Werbepartner

Links zu diesem Artikel

Aus- und Weiterbildung

Top