Neues von der Oberfläche

Verbände 10. 08. 2015
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Bericht über einen Workshop von Vecco und Eupoc in Würzburg

REACh hat, so die einführenden Worte des Vecco-Vorsitzenden Jochen Schmitt, inzwischen einen erheblichen Einfluss auf die Produktion genommen. Dabei ist die gesamte Lieferkette vom Chemielieferanten über den Beschichter bis hin zum Endabnehmer betroffen. Jochen Schmitt gab sich jedoch zuversichtlich, dass der Kreis aus kompetenten Fachleuten – Dr. M.-M. Zimmer, B. Sessler, U. Sievers und Dr. U. König – und den interessierten Fachleuten aus den teilnehmenden Unternehmen am Ende des Workshops am 7. Mai in Würzburg Hilfen für eine innovative Zukunftsarbeit erhalten haben.

Einführend stellte Dr. Malte Zimmer das ­erstaunliche Resultat einer durchgeführten Fragebogenaktion bei Beschichtungsunter­nehmen vor: So gaben etwa 80 Prozent der Befragten an, dass sie überhaupt keine Planung der zukünftigen Aktivitäten bezüglich­ ihrer Angebote und Entwicklungsarbeiten betreiben, da sie weit überwiegend kundengesteuert sind. Wie er weiter ausführte­ stellt sich momentan für viele Unternehmen das Problem, die angebrachte Art und Weise der eigenen Unternehmensentwicklung auswählen zu müssen, da die auftretenden Herausforderungen vielschichtig und nicht immer selbst beeinflussbar sind. Ganz besonders Wert legen die Veranstalter des Workshops auf die Erarbeitung von konkreten Zielen und konkreten Arbeiten, an denen sich die Teilnehmer aktiv beteiligen. Dabei wird das Aktive als Voraussetzung für Ergebnisse gesehen!

Markt und Wettbewerb

Im ersten Vortrag machte Berthold Sessler klar, dass die Veränderung der Märkte die Aufgaben der Marktteilnehmer vorgeben. So gehen momentane Prognosen davon aus, dass die Oberflächentechnik bis 2020 ein stetes Wachstum verzeichnen kann. ­Allerdings werden die Anforderungen an die Branche zunehmend vom internationalen Ausland vorgegeben.

Ein merkliches Problem der Branche in Deutschland ist das Defizit bei den Fachkräften, was unter anderem auf das nach wie vor schlechte Image zurückgeführt wird. Daneben spielt die Verknappung der Ressourcen an Material und Energie eine immer größere Rolle. Auf europäischer Ebene wird nach Überwindung der derzeitigen Wirtschaftsprobleme im Westen ein Wachstum erfolgen. Der Osten Europas wird eine anhaltende Investitionsneigung erfahren und damit zugleich seine Produkte immer stärker nach Deutschland und Westeuropa exportieren. Die USA und Asien können ebenfalls ein Wachstum verzeichnen sowie einen verstärkten Warenaustausch. Dies alles macht deutlich, dass der internationale Wettbewerb für deutsche Unternehmen zunimmt. Sessler zufolge werden Großkunden und Lieferanten einen immer stärkeren Einfluss nehmen, beispielsweise in Bezug auf die Einkaufs- und Verkaufspreise. Effekte des steigenden Wettbewerbs können beispielsweise die Forderung nach Aufzeigen von Mehrwert durch die Beschichtung oder auch eine Erhöhung der Innovationskraft der Anbieter sein.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind in zunehmendem Maße dadurch gekennzeichnet, dass die Geschäftsbeziehungen mit großen Unternehmen auf Seite der Chemielieferanten und Kunden geschlossen werden, was in der Regel eine andere Organisation erforderlich macht. Die notwendigen Investitionen erfordern eine bessere Kapitalausstattung, was wiederum mit Bedacht aufgebaut werden muss. Die Veränderung durch die Weiterentwicklung bei den Kunden macht sich durch deren wachsende Betriebsgröße sowie das veränderte­ Einkaufsverhalten bemerkbar. So sinkt beispielsweise durch den höheren Wettbewerbsdruck die Lieferantentreue.

Bei den Verfahren der Oberflächenbehandlungen wird die Forderung nach Schichten mit mehreren Funktionen, nach geringerer Belastung der Umwelt, aber auch nach erweiterten Serviceleistungen wie Montage oder Transport stärker. Im Ergebnis führt dies zur Forderung nach einer Reduzierung der Kosten sowie einer Verbesserung des Images, beispielsweise durch Erhöhung der Material- und Energieeffizienz und den optimalen Einsatz von qualifiziertem Personal. Darüber hinaus sollte aber auch auf staatliche Hilfen zurückgegriffen werden.

Gegenüber dem Kunden muss die Außenwirksamkeit deutlich gesteigert werden. Dies kann unter anderem durch Hinwendung der Unternehmen zur übergeordneten Interessenvertretungen erfolgen. Erforderlich ist dazu eine starke Eigeninitiative der Marktvertreter.

Von der allgemein geforderten Aufgabe zur Schaffung von Innovationen steht derzeit REACh als nicht abschätzbare Herausforderung im Raum. Zwar gibt es die Vorstellung, dass REACh in vielen Ländern zur Einführung ansteht, wodurch sich – in der Theorie – kaum ein Nachteil für die einzelnen Staaten ergeben sollte. Deutschland kann mit den zur Verfügung stehenden Fachkräften auch eine vergleichsweise schnelle und gründliche Umsetzung realisieren. Andererseits besteht aber die Gefahr, dass zwischenzeitlich das steigende Preisniveau zu einer Abwanderung der Produktion in die kostengünstigeren Staaten führt.

Ein weiteres Aufgabenfeld wird in der Ausbildung von Fachkräften gesehen. Hier sind noch erhebliche Anstrengungen zu leisten, um die Oberflächentechnologie für Jugendliche attraktiv zu machen. Gleiches gilt im Übrigen auch bei der Darstellung von Mehrwert durch die Oberflächenbehandlung; die Leistung beispielsweise der Galvanotechnik ist stärker zu betonen. Dass dies erfolgreich sein kann, wird von einigen Unternehmen, die dies bereits aktiv tun, bestätigt. Unter Umständen sind für solche Aktionen auch staatliche Förderungen erhältlich und so endlich auch für einen breiteren Kreis der Marktteilnehmer zu realisieren.

Erkennbare Trends

Dr. Uwe König gab einen Einblick in die aktuellen Trends in der Oberflächentechnik. Er zeigte sich erfreut, dass in der Branche wenigstens etwa zehn Prozent der befragten Unternehmen sich mit Entwicklungen und Innovationen befassen. Als Hintergründe von Trends sind in erster Linie Kundenwünsche zu nennen. Darüber hinaus gibt es aber auch die Möglichkeit, dem Kunden zu zeigen, welche Entwicklungen aus der Technologie erwachsen können. Dies hat den Vorteil, dass der aktive Part bei den Unternehmen der Oberflächentechnik liegt, was das Image bereits positiv beeinflusst. Schließlich wirken sich auf Trends auch die politischen und gesetzlichen Vorgaben aus, was jedoch auf anderer Ebene kritisch hinterfragt werden muss.

Als Folgerungen aus solchen Überlegungen entstehen Roadmaps (Fahrpläne zur langfristigen Vorgehensweise), die sich mit den Umsetzungsmöglichkeiten neuer Entwicklungen unter Einbeziehung des eigenen Arbeitsumfeldes befassen. Dies schließt die kontinuierliche Bearbeitung von Entwicklungsthemen unter Nutzung von Fördermöglichkeiten und damit gerade von ­unternehmensübergreifenden Inhalten und Aktivitäten ein.

Interessant sind Entwicklungen auf Ebene der Europäischen Union. So wurde erkannt, dass Dienstleistungen nicht das alleinige Heil sind. Deshalb soll nach dem Willen der EU-Politiker der Anteil der Industriefertigung am Bruttosozialprodukt von derzeit 16 Prozent auf 20 Prozent bis zum Jahr 2020 gesteigert werden. Hierfür wird die Umsetzung von technischen Fortschritten auf EU-Ebene unterstützt. Außerdem wird an der Behebung des gravierenden Fachkräfte- und Informationsmangels gearbeitet, aber auch die Akzeptanz der Oberflächentechnik bei den Kunden in den Vordergrund gerückt. Aktuell ist in diesem Zusammenhang als erfreuliche Tatsache zu nennen, dass Galvanotechnik und Ober­flächentechnik auch in Kommentierungen von EU-Papieren auftauchen.

Als Trends sieht der Referent neben Korro­sionsschutz und Qualität als neuere Punkte Produktionstechnik oder Stoffsicherheit. Neu hinzugekommen sind auch die Bereiche Mikrotechnik und Leichtbau. Themenfelder in der Mikrotechnik sind beispielsweise Verschleißprüfung, Plagiatsschutz, Selbstreinigung oder Sensorikaufgaben, die durch Galvanotechnik aufgebaut werden. Sehr intensiv wird die Nutzung von RFID-Strukturen mit Hilfe von Galvanotechnik diskutiert. Solche Strukturen unterstützen unter anderem die Lebensdauerverfolgung.

Beim Thema Leichtbau rückt die Beschichtung von Polymeren und faserverstärkten Kunststoffen, porösen Materialien oder Materialverbünden in den Fokus. Bei porösen Materialien entstehen aufgrund der großen Oberfläche und der daraus entstehenden großen Angriffsflächen mit sinkenden Beständigkeiten besondere Herausforderungen, die bisher einen breiten Einsatz verhindert haben. Als notwendige Entwicklungen im Bereich Leichtbau können unter anderem neue Werkzeuge zur besseren Bearbeitung der Materialien, aber auch neue Beschichtungen genannt werden. Neben Kunststoffen müssen zunehmend Magnesium oder Aluminium sowie Bioverbund­werkstoffe Berücksichtigung finden.

Dr. König sieht im Hinblick auf die Trends den Vergleich der Technologien als wichtige Komponente. Dazu sind Identifikationen von Vergleichsparametern, Kenngrößen der Werkstoffe, Einsatzfälle mit den verfügbaren Parametern oder die Marktfähigkeit der einzelnen Technologien und Verfahren notwendig. Auch hier wurden bereits erfolgreiche Ansätze im Zusammenhang mit EU-Unterstützungen durch WeGaNet erzielt, bei dem Forschung & Entwicklung für kleine und mittlere Unternehmen realisiert werden. WeGaNet unterstützt bevorzugt die Netzwerkschaffung zur Realisierung von Oberflächentechnologien, die bisher den Sprung von der Ideen in die Praxis nicht geschafft haben. Die Netzwerkpartner übernehmen hierbei im ersten Schritt die Strukturierung des Problems mit Lösungsansätzen. Wird der Lösungsweg als positiv eingeschätzt, so bringt das Netzwerk die richtigen Partner zusammen und betreut den Fortgang.

Insgesamt sind in WeGaNet 16 Unternehmen involviert, was branchenbezogen allerdings noch als unzureichend angesehen werden muss. In der Regel sind kleine Unternehmen mit dem bürokratischen Aufwand überfordert. Insbesondere sind inzwischen auch die notwendigen Dokumentationen für Förderprojekte so hochgeschraubt worden, dass sie sich im Prinzip nicht mehr lohnen, das heißt der Aufwand übersteigt die Höhe des Fördermittels. WeGaNet bearbeitet unter anderem aus diesem Grund nur Projekte mit Förderhöhen über 1 Million Euro.

Ressourceneffizienz

Udo Sievers warf in seinem Beitrag einen Blick auf das europäische Zentralthema Ressourcenffizienz, wobei hier als Ressourcen Energie und Material zu verstehen sind. Bei Rohstoffen, Betriebsstoffen und Energie­ ist nach Untersuchungen ein durchschnittliches Einsparpotenzial von zehn bis 15 Prozent zu sehen. Dabei fällt auf, dass die Lieferkette bisher kaum eine Priorität auf die Einsparung gelegt hat, sondern die Prioritäten vornehmlich auf Prozessoptimierung, Fertigungsoptimierung oder Mitarbeiterschulung gerichtet sind. Dabei konnte an einem Beispiel aus der Lieferkette einer ­Hydraulikstange von der Stahlerzeugung bis zur abschließenden Hartverchromung ein Einsparpotenzial von mehr als 50 Prozent (Rohstoff, Betriebsstoff, Energie) aufgezeigt werden.

Der Referent wies darauf hin, dass in erster Linie die Schnittstellen, das heißt die Diskussion zwischen den einzelnen Prozessfolgen, den Erfolg bringen. Konkret wurde diese Abfolge an einer Hydraulikstange ermittelt, bei der die Fehlersuche mehrere Monate gedauert hat, und Verluste von mehreren Hundertausend Euro verursachte. Damit fallen Kosteneinsparungen durch kostengünstiges, aber ungeeignetes Grundmaterial überhaupt nicht mehr ins Gewicht. Grundproblem ist dabei die Schwierigkeit, unterschiedliche Unternehmen innerhalb der Lieferkette zur umfassenden Kommunikation und Koordination zu bewegen. Unter innerhalb der Lieferkette ist nach einer ­Definition einer Branchenanalyse der EU-Kommission das zentrale Bindeglied zwischen Rohstoffverarbeiter und Kunden zu verstehen, was dort zugleich aber auch als die unsichtbare Branche bezeichnet wird. Auch dies legt nahe, dass die Branche der Oberflächentechnik sich mehr Aufmerksamkeit erarbeiten und die Beziehung zu den Kunden verbessern muss.

Nach Untersuchungen der IKB über die ­Automobilherstellung aus dem Jahr 2012 fällt auf, dass die Zahl der Patente drastisch gestiegen ist und sich zugleich der Anteil von Lieferanten zu OEMs stark zu den Lieferanten hin verschoben hat. Dies spiegelt den hohen Innovationsdruck wider, der von den großen zu den kleinen Unternehmen verschoben wurde. In einer weiteren Studie von VCI, VDMA und VW zeigt es sich, dass die deutsche Industrie nach wie vor stark auf nationale Lieferanten bei gleichem Preis baut.

Zunehmend setzen Produzenten auf eine Nachhaltigkeitsbetrachtung. Dies wurde explizit von BMW bei der Entwicklung des Elektrofahrzeugs BMW i3 vorgenommen. Die Nachhaltigkeitsleistung wird hierbei gemeinsam mit dem Lieferanten verbessert, wobei Ressourcen und Energie eingespart werden sollen. Enthalten sind in solchen Vorgaben gemeinsam erarbeitete­ Standards zur Erreichung der Ziele. Zur Umsetzung sind vor allem die Potenziale in der Lieferkette aktiv zu nutzen. Zugleich zeigen Aktionen aus Kooperationen bei Kunden ein deutlich höheres Gewicht als Einzelaktionen.

Aktionen

Wie Dr. Malte Zimmer einführend klarstellte, hat REACh die bisher gewohnte Betrachtung einer Einbahnstraße vom Bauteilhersteller als Kunde zum Beschichter umgekehrt. Jetzt ist es notwendig, dass der Beschichter mit seinem Kunden in Diskussion tritt und abklärt, welche Arten von Beschichtungen oder welche Alternativen dazu verfügbar sind.

Entstanden sind so die Herausforderungen durch die neuen und ständig im Wandel befindlichen Gesetze. Dabei gehen die Regelungen immer tiefer und sind detaillierter, wofür der Referent BREF als Beispiel nannte. Insgesamt ist der Umfang an zu bearbeitenden Anforderungen, die nichts mit dem Kerngeschäft zu tun haben, so hoch, dass die Technologien gegenüber der Erfüllung der gesetzlichen Regelungen als Arbeitsaufgaben in den Hintergrund rücken. Dabei steigt die Problematik der Bearbeitung durch die zunehmende Verflechtung des Markts. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen hat sich so die Anforderung erheblich erhöht, unabhängig an welcher Stelle das Unternehmen in der ­Produktionskette steht.

Besonders aus REACh erwachsen diverse­ Themenfelder: zum einen als unmittelbares Kerngeschäft in Fragen der konkret eingesetzten Technologien und zum anderen als mittelbares Kerngeschäft durch die formal-inhaltlichen Aufgaben. Diese können beispielsweise in Expositionsszenarien, Stoffeigenschaften, der Prüfung von technologischen Alternativen oder sozioökonomischen Betrachtungen bestehen. Insbesondere müssen alle Lösungen in allen Lieferketten alle Anforderungen (z. B. kundenspezifisch, regulativ, gesellschaftlich oder regional) erfüllen. Schließlich kommen politische, nicht-technologische sowie juristische Themen hinzu. Diese sind nicht branchenbezogen, sondern komplex über alle Lieferketten zu bearbeiten. Alles das führt zu einer immensen und kaum mehr zu überschauender Komplexität an zu bear­beitenden Themen.

Zur Bewältigung der Aufgaben bieten sich moderne, jedoch einfache Methoden der Informationsgewinnung, Informationsbearbeitung, Informationsdokumentation, Informationsweitergabe, Kooperation und Kommunikation an. Ganz besonders hoch zu bewerten ist die Kooperation, bei der Ziele definiert und der Zielkorridor für deren Erreichbarkeit festgelegt werden. Als Strukturen stehen derzeit beispielsweise Verbände, themenbezogene Netzwerke, externe Koordinationen oder Kunden-Lieferanten-Beziehungen zur Verfügung.

Alle diese Aufgaben können große Unternehmen durch die Bildung von Stabsabteilungen oder Arbeitsgruppen in der Regel problemlos erfüllen. Kleine und mittlere ­Unternehmen stoßen dagegen wegen fehlender Kapazitäten an Fachkräften und teilweise auch an finanziellen Mitteln an ihre Grenzen. Diese Aufgaben können Netzwerke oder Vereinigungen wie Vecco und Eupoc übernehmen. Sie stellen bei entsprechender finanzieller Unterstützung durch die Teilnehmer die notwendigen Fachkräfte und können sich voll auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren – mit dem Vorteil einer intimen Branchen- und Technologiekenntnis.

Einziger Nachteil ist die Tatsache, dass eine solche Zusammenarbeit nicht staatlich gefördert wird. Hier wiederum kommt dann aber WeGaNet als überregionales Netzwerk von Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Betracht. Ziel der Netzwerkarbeit ist in diesem Fall die gemeinsame Entwicklung neuer Technologien, um die Projektpartner auf Dauer wettbewerbsfähiger zu machen. Kooperationen wie WeGaNet oder Vecco/Eupoc können dann beispielsweise als ZIM-Netzwerk gefördert werden. Schließen sich hier ausreichend Unternehmen zusammen, kann die finanzielle Belastung damit auf eine Kostenbeteiligung in Höhe von wenigen Prozenten gesenkt werden; damit lassen sich möglicherweise auch die neuen, nicht-wertschöpfenden Herausforderungen aus der Regularien wie REACh und allem was daraus folgt bewältigen.

Fazit

Der Workshop ergab aus seinen Vorträgen und lebhaften Diskussionen vor allem folgende Erkenntnisse:

  • Die Anforderungen an kleine und mittlere Unternehmen gerade der Oberflächentechnik werden höher, sind aber nicht ­immer wertschöpfend
  • Entwicklungen in der Oberflächentechnik zielen auf Mehrwert und gesteigerte Funktionalität
  • Die Standards und Vorgaben von Großkunden schränken die Individualität der kleinen und mittleren Unternehmen zunehmend ein
  • Optimierungspotentiale erwachsen zunehmend betriebsübergreifend, vorzugsweise entlang der Lieferkette
  • In vielen Oberflächenbetrieben muss der Innovationsstau dringend beseitigt werden
  • Die modernen Herausforderungen können kaum durch Einzelunternehmen bewältigt werden

Doch die Teilnehmer beließen es nicht bei diesen Feststellungen. Sie vereinbarten vor Ort eine vertiefte Zusammenarbeit. Noch in 2013 soll ein offizielles, gefördertes Netzwerk aufgebaut werden, das konkrete Projekte ausarbeiten wird. Wenn die Branche diese Aktivität aufrecht erhalten kann, wird sie in wenigen Jahren ihre Position deutlich verbessert haben – in jeder Beziehung!

Neues von Vecco e.V.

Auf der letzten Versammlung des Vecco e.V., die am Vortag des Workshops in Würzburg stattgefunden hat, wurden vor allem bezüglich geänderten Aktivitäten Änderungen des Namens und der zukünftigen Zielrichtung getroffen. So wurde der bisherige Namen

  • Verein zur Wahrung von Einsatz und Nutzung von Chromtrioxid und anderen Chrom(VI)-Verbindungen in der Oberflächentechnik e.V. (VECCO)

geändert und lautet jetzt

  • Verein zur Wahrung von Einsatz und Nutzung von Chromtrioxid und anderen Chemikalien in der Oberflächentechnik e.V. (VECCO)

Im Sinne dieser Änderung ist es, andere durch REACh zu erwartende Verbotsstoffe für die Mitglieder des VECCO zu betreuen, ohne für jeden Stoff einen eigenen Verein zu gründen. Die pro Sparte anfallenden Kosten sollen auf die jeweilige Sparte aufgeteilt werden, damit jedes Mitglied nur für die Stoffe zahlt, die für es relevant sind. Mit der Gründung einer Nickelsparte ist der erste Schritt in diese Richtung getan.

Des Weiteren wurde die Aufnahme von Ehrenmitgliedern beschlossen. Zusätzlich zu dem bisherigen Ehrenmitglied Klaus Szameitat sind als Ehrenmitgliedern Andrea Thoma-Böck und Dr. Martin Metzner einstimmig gewählt worden.

 

Deutsche Gesellschaft für Materialkunde e. V. (DGM)

DGM-Jahresbericht 2012 erschienen

Ob Auszeichnungen, Jubiläen und Leistungen ihrer Mitglieder, Tagungen oder Fortbildungen im Bereich Materialwissenschaft und Werkstofftechnik (MatWerk), internationale Vernetzung, Nachwuchsförderung, Initiativen der Fachausschüsse oder ihrer Arbeitskreise – im 158 Seiten starken Rechenschaftsbericht der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde e. V. (DGM) werden alle Themen präsentiert, die im letzten Jahr im Zentrum der Arbeit der DGM standen. Der Jahresbericht gibt nach Aussage von Dr.-Ing. Frank O. R. Fischer, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der DGM, einen spannenden Einblick in die vergangenen Aktivitäten und Würdigungen der DGM-Mitglieder, bietet aber auch einen Gesamtüberblick über die wichtigsten Termine im letzten Jahr. Er freut sich, diesen Bericht nicht nur DGM-Mitgliedern präsentieren zu können, sondern der gesamten MatWerk-interessierten Öffentlichkeit.

MatWerk-Höhepunkt 2012 war sicherlich die internationale Breitbandtagung MSE Materials Science and Engineering in Darmstadt, die einen Besucherrekord von 1330 Teilnehmern verzeichnen konnte. In zehn parallelen Sessions tauschte sich die Wissenschaftswelt über neueste Forschung und Entwicklungen im Bereich MatWerk aus. Darüber hinaus bot die MSE 2012 Gelegenheit für zahlreiche weitere Veranstaltungen, unter anderem die gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft organisierte Podiumsdiskussion über die Konsequenzen der Energiewende für das Fachgebiet MatWerk. Hier trafen namhafte Größen aus Energiewirtschaft und Forschung zusammen.

Im Fokus der Anstrengungen der DGM stand und steht aber auch die Nachwuchsarbeit. Neben den schon seit längerem etablierten Nachwuchskarriereworkshops, MatWerk-Akademien und der internationalen Tagung Junior Euromat bot die DGM 2012 erstmals das Nachwuchsforum an. Auf dieser Plattform für junge Wissenschaftler und Praktiker fanden im Mai 2012 circa 80 junge MatWerker zusammen und erarbeiteten gemeinschaftlich Konzepte für eine Jung-DGM.

Der Jahresbericht ist online auf www.dgm.de/dgm-info/bericht zu sehen. Außerdem kann er kostenfrei in gedruckter Form über die DGM-Geschäftsstelle bestellt werden (E-Mail: dgm@dgm.de).

Die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde e. V. ist die größte technisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik in Europa. Sie fördert mit ihren interdisziplinären Fachausschüssen, Veranstaltungs- sowie Fortbildungsreihen den Dialog zwischen Wissenschaft und Industrie. Der Verein mit Sitz in Frankfurt sorgt für eine deutschlandweite und internationale Vernetzung der Experten, organisiert europaweit Tagungen und Kongresse und bezieht auch den Nachwuchs ein. Mit Exkursionen, vergünstigtem Zugang zu Fortbildungs- und Tagungsplätzen, einer Jugendvertretung (Jung-DGM) und speziellen Nachwuchsveranstaltungen unterstützt die Organisation junge Materialwissenschaftler und Werkstofftechniker. Die Fachausschüsse der DGM decken nahezu alle Materialklassen, Prozesstechniken zur Materialherstellung und -verarbeitung, Erkenntnis- und Anwendungsfelder im Bereich der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik ab.

Verein Deutscher Ingenieure e. V. (VDI)

Richtlinienreihe VDI/VDE 3519 erschienen

In der Verfahrenstechnik ist der Füllstand eine der wichtigsten Messgrößen. Große Anlagen beinhalten einige hundert Füllstands- und Grenzschichtmessungen. Jede ist individuell auf die jeweilige Messauf­gabe abzustimmen. Zu berücksichtigen sind Einbaubedingungen, Umgebungseinflüsse, Genauigkeitsanforderungen und die Eigenschaften des Messstoffs.

Das macht die Projektierung von Füllstandsmesstechnik aufwändig und schwierig. Entsprechendes Wissen ist erforderlich, das die Richtlinienreihe VDI/VDE 3519 Füllstandmesstechnik nun in aktueller Form zusammenstellt. 
Die Richtlinienreihe beschreibt die Füllstandsmessung von Flüssigkeiten und Feststoffen, zum Beispiel bei Schüttgütern. Blatt 1 beurteilt die prinzipielle Eignung der Messverfahren, die Folgeblätter gehen auf die Details ein. Sie geben auch Erläuterungen, Bewertungen und Hinweise für die geeignete Anwendung der verschiedenen Verfahren. 
Herausgeber der Richtlinienreihe VDI/VDE 3519 Füllstandmesstechnik ist die VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik (GMA). Die Richtlinie ist in deutsch/englischer Sprache beim Beuth Verlag in Berlin (www.beuth.de) erhältlich.

Neue Richtlinie VDI 2102 Blatt 2

Die Verfügbarkeit von Rohstoffen, insbesondere von metallischen Rohstoffen, ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie. Deshalb ist es wichtig, langfristig den Anteil an Recyclingrohstoffen zu steigern. Rund ein Drittel der Kupferproduktion eines der größten Kupferproduzenten Deutschlands stammt bereits heute aus Altkupfer und anderen Recyclingrohstoffen. Die neue Richtlinie VDI 2102 Blatt 2 trägt dazu bei, dass das zunehmende Recycling von Kupfer und Kupferlegierungen die Gesundheit der Bevölkerung nicht gefährdet und die Umweltbelastungen minimiert werden.

Blatt 2 der Richtlinie VDI 2102 beschreibt dabei den aktuellen Stand der Technik von Kupfer- und Kupferlegierungsschmelzanlagen sowie der geeigneten Emissionsminderungsmaßnahmen. Darüber hinaus gibt sie Anleitungen für Emissionsmessungen und zeigt beispielhaft Möglichkeiten, die Energieeffizienz dieser energieintensiven Prozesse zu steigern beziehungsweise anfallende Abwärme sinnvoll zu nutzen.

Der Anwendungsbereich umfasst Anlagen, in denen Kupferkathoden, Legierungsmetalle, Rücklaufmaterialien sowie kupferhaltige Schrotte eingeschmolzen und anschließend zu Formaten weiterverarbeitet werden. Die Richtlinie gilt auch für Anlagen, in denen aus Kupfer- und Kupferlegierungen metallische Pigmente hergestellt werden. Sie wendet sich gleichermaßen an Betreiber, Anlagenbauer, Planer sowie Aufsichts- und Überwachungsbehörden.

Herausgeber der Richtlinie VDI 2102 Blatt 2 Emissionsminderung – Kupfer- und Kupferlegierungsschmelzanlagen ist die Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN. Die Richtlinie ersetzt den Entwurf von August 2011 und ist ab sofort zum Preis von 164,80 Euro in deutsch/englischer Sprache beim Beuth Verlag in Berlin erhältlich. Weitere Informationen und Möglichkeiten zur Onlinebestellung sind unter www.vdi.de/richtlinien oder www.beuth.de zu finden.

Neue Richtlinie VDI 3674
– Abgasreinigung mit Polizeifilter

Ob Öl- oder Kohlekraftwerke, Schiffsdieselmotoren oder Prozessgas- und Abluftströme – Abgase fallen in vielen Bereichen an und müssen fachgerecht von Schadstoffen gereinigt werden. Wie eine Abgasreinigung durch Adsorptionsverfahren geschehen sollte, beschreibt die neue Richtlinie VDI 3674 der Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN (KRdL).

Die Richtlinie VDI 3674 behandelt die Prozessgas- und Abgasreinigung durch Adsorption, welche ein bedeutsamer Bestandteil der Techniken zur Minderung von gas- und dampfförmigen Emissionen ist. Sie kann sowohl als einzige Reinigungsstufe als auch in Verbindung mit anderen Techniken angewendet werden. In einzelnen Fällen hat sie die Funktion eines sogenannten Polizeifilters und sorgt so für eine funktionierende Abgasreinigung bei einem eventuellen Ausfall von vorgeschalteten Abgasreinigungsstufen.

Bei der Adsorption zur Abgas- und Prozessgasreinigung werden unerwünschte Gas- und Dampfmoleküle auf der inneren Oberfläche eines hochporösen Feststoffs angelagert. Dieses Verfahren wird seit einem knappen Jahrhundert großtechnisch angewandt und ist aus vielen Gasreinigungsprozessen nicht mehr wegzudenken.

Die Richtlinie behandelt die Reinigung von Prozessgas- und Abluftströmen, die durch gasförmige beziehungsweise dampfförmige­ luftfremde Stoffe verunreinigt sind. Dabei werden nicht nur organische und anorganische Schadstoffe entfernt, sondern auch geruchsintensive Stoffe effektiv beseitigt. VDI 3674 vermittelt zudem einen Überblick über die verfahrenstechnischen Grundlagen, die Auslegung und die konstruktive Ausführung der Anlagen, die Verfahrens­varianten und deren Betrieb sowie typische Anwendungsbeispiele.

Herausgeber der Richtlinie VDI 3674 Abgasreinigung durch Adsorption – Prozessgas- und Abgasreinigung ist die Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN. Die Richtlinie ersetzt den Entwurf von Januar 2012 und ist ab sofort zum Preis von 155,10 Euro in deutsch/englischer Sprache beim Beuth Verlag in Berlin erhältlich. Weitere Informationen hierzu und Möglichkeiten zur Onlinebestellung sind unter www.vdi.de/richtlinien oder www.beuth.de zu finden.

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