Der Leiter der DGO-Bezirksgruppe Stuttgart, Axel Baus konnte mehr als 20 Teilnehmer zur Veranstaltung in Steinheim am Albuch begrüßen. Nach dem Besuchstermin im Mai bei Schlötter in Geislingen, der ebenfalls durch eine erfreuliche hohe Zahl an Teilnehmern gekennzeichnet war, war dies der zweite Unternehmensbesuch in diesem Jahr. Die Rieger Metallveredlung hatte eingeladen und bot zum einen die Möglichkeit, nähere Informationen über den Betrieb einschließlich einer Führung durch die Fertigung zu erhalten. Darüber hinaus stand in einem Vortrag von Dr. Benjamin Fiedler eine ungewöhnliche Betrachtung des Korrosionsschutzes von Aluminium im Fokus.
Die DGO-Bezirksgruppe Stuttgart war zu Gast bei der Rieger Metallveredlung in Steinheim/Albuch (Bild: HK)
Rieger Metallveredlung
Der Geschäftsführer der Rieger Metallveredlung, Franz Rieger, bedankte sich für das Interesse an seinem Unternehmen und freute sich über die große Teilnehmerrunde. Gegründet 1953 in Heidenheim und seit 1959 in Steinheim am Albuch ansässig, stand für das Unternehmen anfänglich vor allem die Beschichtung von Stahl mit Chrom im Vordergrund. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Unternehmensgründer von seiner Ausbildung her eigentlich keine Berührung mit der Galvanotechnik hatte und trotzdem durch Engagement und persönliches Interesse sich die notwendige Verfahrenstechnik aneignen konnte. Nach der Übersiedlung nach Steinheim verzeichnete der Betrieb ein stetiges Wachstum, unter anderem durch die Oberflächenbehandlung und Beschichtung von Aluminium. Der Erfolg und die Motivation wurden im Jahr 1988 durch die Verleihung des Dr. Rudolf-Ebert-Preises für innovative Forschung in der Galvanotechnik gewürdigt.
1997 übernahm sein Sohn Franz Rieger das Unternehmen und baute dieses stetig aus. Heute beschäftigt das Unternehmen 40 Mitarbeitende. Zweimal wurde die Rieger Metallveredlung als TOP-100-Arbeitgeber ausgezeichnet. Zudem kann das Unternehmen ein hohe Umweltverträglichkeit nachweisen und befasst sich intensiv mit der Nutzung von Ökostrom.
Heute werden vor allem Aluminiumteile mit Metall beschichtet und anodisiert. Des Weiteren wird die galvanische Beschichtung von Stählen mit Nickel, Kupfer, Chrom und Zinn angeboten. Zu den wichtigen Eigenentwicklungen zählt die galvanische Beschichtung von Aluminium, bei dem keine klassische Zinkatbeize eingesetzt wird. Neue Entwicklungsarbeiten befassen sich mit der Nutzung von Ultraschall für die Anodisation sowie der Verbesserung der Energieeffizienz. Angestrebt wird Energieautarkie.
Seit 2011 wird der Bestand an Photovoltaikanlagen sukzessive erweitert oder auch der Ersatz von elektrischen Motoren mit höchster Energieeffizienzklasse vorgenommen. Ebenso werden nach und nach Gleichrichter auf neue Modelle umgestellt, wobei die Energieeinsparung im Vordergrund steht. 2023 wurde die bisherige Ölheizung stillgelegt. Die Aktivitäten in Bezug auf Umweltfreundlichkeit werden seit 2022 durch die Ausweisung des CO2-Fußabdrucks nachgewiesen. Seit 2024 wird die Heizung durch Wärmepumpentechnik geleistet und seit diesem Jahr ist die Rieger Metallveredlung Mitglied im Klimabündnis Baden-Württemberg.
Korrosionsschutz für Aluminium
Dr. Benjamin Fiedler vom IFO gab einen Einblick in Entwicklungen bei der Herstellung von Schutzschichten gegen Korrosion auf Aluminiumteilen, wobei er seinen Vortrag unter der Titulierung Schutzschicht mit Geschmack in eine besondere Richtung lenkte. Hierbei kann der Begriff Geschmack sowohl für den Geschmack mit der Zunge als auch mit dem Auge verstanden werden. Mit zu den bekannten Verbindungen, die sowohl Einsatz in der Galvanotechnik finden als auch geschmacklich durchaus verführerisch sind, zählen einige Bleisalze, des Weiteren Verbindungen mit Beryllium und Yttrium.
Eine interessante Variante ist nach Ansicht von Dr. Fiedler Aluminium, dass geschmacklich neutral und gesundheitlich unbedenklich ist. So finden sich Aluminiumbeschichtungen auf Lebensmittel zur Glanzerzeugung. Für Lebensmittel in großem Umfang wird Aluminium bei Dosen eingesetzt, die allerdings in der Regel mit einer Beschichtung im Inneren versehen sind. Da diese Beschichtungen zum Teil den Geschmack der Lebensmittel reduzieren, wird versucht, auf die Beschichtung zu verzichten. Hierbei ist dann aber eine deutliche Korrosion der Aluminiumoberfläche festzustellen.
Ähnliche Erscheinungen in Art einer Lochkorrosion ist bei Fassaden und ähnlichen Teilen zu finden. Um farbliche Besonderheiten auf Aluminium zu erreichen, also ästhetischen Geschmack zu erzeugen, kann beispielsweise mit pigmentierten Lacken gearbeitet werden. Optimal ist der Einsatz von geringen Mengen an Bindemittel, was zum Beispiel durch Drucktechniken erreicht werden kann und dann zu sehr dünnen Schichten führt. Zur Erzielung einer besseren Beständigkeit wird auf derartige farbige Druckschichten eine transparente Schutzschicht aufgebracht.
Blick in die Fertigung
Franz Rieger und Geschäftsführer Igor Rudel führten nach einer kurzen Diskussion der Teilnehmer über den gehörten Stoff die Besucher in zwei Gruppen durch das Unternehmen. Bei diesen Führungen wurde eindrucksvoll klar, welchen Herausforderungen sich Betriebe im Bereich der Galvanotechnik stellen müssen und wie es trotzdem gelingt, Umweltschutz, Energieeinsparung und eine hohe Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Leitung und Teilnehmer der DGO-Bezirksgruppe bedankten sich für die interessanten Einblicke bei einem angenehmen Abschluss in einem Biergarten in Steinheim/Albuch. -hk-


Gemütlicher Ausklang im Biergarten