Additive Fertigung – Materialise startet neues Metall-Kompetenzzentrum

Werkstoffe 08. 10. 2021
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Materialise, einer der weltweit agierenden Anbieter von 3D-Druck-Software- und Dienstleistungen, hat am 21. April 2021 sein neues Metall-Kompetenzzentrum für 3D-Druck in Bremen bezogen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Belgien investierte rund 7,5 Millionen Euro in das Bauvorhaben. Der in eineinhalb Jahren planmäßig erstellte Neubau erstreckt sich über 3500 Quadratmeter Fläche. Er bietet Platz für über 120 Mitarbeiter und mehr als 30 industrielle Metall-3D-­Drucker sowie zugehörige Anlagen und Geräte zur Abdeckung der gesamten Prozesskette der additiven Metallfertigung. Ein Schwerpunkt bei der Forschung am neuen Standort wird die Steigerung der Nachhaltigkeit des 3D-Drucks sein. Eröffnungsfeierlichkeiten sind pandemiebedingt im September geplant.

Materialise betreibt in Bremen bereits seit 2011 einen Standort zur Entwicklung von Software für den Metall-3D-Druck sowie für deren Vertrieb. Im April 2016 kam in unmittelbarer Nähe ein Fertigungsbereich für den industriellen Metall-3D-Druck hinzu, wodurch das weltweit einzige Metall-Kompetenzzentrum für 3D-Druck des Unternehmens entstand. Der Neubau vereinigt und vergrößert nun diese beiden Bremer Standorte. Durch das Konzept einer integrierten Produktion und Entwicklung werden im neuen Metall-Kompetenzzentrum die Bereiche Forschung, Softwareentwicklung und Fertigung unter ­einem Dach zusammenarbeiten und wechselseitig noch stärker voneinander profitieren.

Der Neubau des Metall-Kompetenzzentrums für 3D-Druck war nach Aussage von Marcus Joppe, Geschäftsführer der Materialise GmbH in Deutschland in den letzten Jahren aufgrund laufend steigender Nachfrage immer wichtiger geworden. Durch die Corona-Pandemie hatte sich der Druck noch verstärkt. Denn angesichts instabiler internationaler Lieferketten hat sich die additive Fertigung auch im Metallbereich als eine Technologie bewiesen, die Unternehmen wegen ihrer Flexibilität und deren Möglichkeiten zur dezentralen On-Demand-Produktion widerstands­fähiger macht gegen äußere Krisen. Das hat zu einer Neubewertung und einem Strategiewechsel bei vielen Unternehmen geführt und wird die Nachfrage nach entsprechender additiver Fertigung und 3D-Druck-Software nach Überzeugung von Marcus Joppe nochmals steigen lassen.

Wie Dr. Ingo Uckelmann, technischer ­Leiter Metall-3D-Druck bei Materialise, ergänzt, werden mit dem Metall-­Kompetenzzentrum industrielle Kunden in aller Welt bedient. Gleichzeitig würden am Standort Forschungsprojekte durchgeführt und die Softwarelösungen weiter entwickelt. Durch die verstärkte Integration beider Bereiche kann das Unternehmen bei der Software besser von den Erfahrung aus den Fertigungsprozessen profitieren. Umgekehrt tragen die besonderen Software-Kenntnisse dazu bei, den 3D-Druck kosteneffizient umzusetzen und hochwertige Lösungen in verschiedenen Metallen zu realisieren.

Ein besonderer Schwerpunkt in der Forschungsarbeit in Bremen wird im Einklang mit den Unternehmenszielen von Materialise das Thema Nachhaltigkeit sein, so Markus Joppe. Denn Metall-3D-Druck ist nach seiner Überzeugung zwar eine Schlüsseltechnologie, um nachhaltigere Lösungen zu schaffen, etwa durch Leichtbau oder Funktionsverbesserungen. Aber die additive Metallfertigung selbst muss nachhaltiger werden, indem zum Beispiel die Druckprozesse weiter optimiert und energieeffizienter gestaltet werden. Auch eine konsequentere Rückgewinnung und Wiederverwendung von Metallpulverresten zählt zu den Ansatzpunkten.

Außer in der Medizintechnik, wo der 3D-Druck unter anderem wegen der erreichbaren Individualisierbarkeit zum Einsatz kommt, sowie in der Luft- und Raumfahrt, wo vor allem ihre Qualitäten in puncto Leichtbau gefragt sind, findet die Technologie heute zunehmend im Automobilbau, im Maschinenbau und vielen weiteren Branchen Verwendung. Die Anwendungen reichen von der Prototypenfertigung bis hin zur Herstellung von Kleinserienbauteilen, die etwa als Ersatzteile die Logistik vereinfachen oder in Produktionswerkzeugen zum Teil vollkommen neue Herstellungs- und Produktlösungen ermöglichen.

3D-Druck eröffnet bei der Gestaltung von Produkten und Bauteilen neue Möglichkeiten. In vielen Fällen entstehen Lösungen, die auf andere Weise nicht realisierbar sind. Zum Beispiel lassen sich – anders als bei einer Herstellung im Guss- oder Zerspanungsverfahren – hochkomplexe Strukturen schaffen, die etwa bei Prothesen das Verwachsen mit dem Körper erleichtern oder in Turbinen die Strömungseigenschaften verbessern. Andere Lösungen vereinfachen die Montage, benötigen weniger Platz oder sind länger haltbar. Der 3D-Druck begünstigt durch seine Flexibilität die Digitalisierung von Produk­tionsprozessen. Er ermöglicht eine dezentrale und vernetzte On-Demand-Fertigung. Industrielle Kunden und Designer können sich mit 3D-Druck entscheidende Wettbewerbsvorteile am Markt verschaffen.

Besondere Herausforderungen bei der additiven Metallfertigung bestehen zum einen darin, geeignete und sinnvolle Anwendungen zu identifizieren, zum anderen darin, die entsprechenden Entwicklungs- und Produktionsprozesse fortlaufend effizienter zu machen. Effizienzsteigerungen sind nicht nur aus Gründen des Wettbewerbs nötig, sondern auch, um immer neue Anwendungen bis hin zur individualisierten Serienfertigung lohnenswert zu machen.

Text zum Titelbild: 3D-Druckteile aus Metall(Bild: Materialise)

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