3D-Druck: Neue Hightech-Anlage für Bremer Materialwissenschaften

Werkstoffe 07. 02. 2020
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Am Wissenschaftsstandort Bremen wird für hervorragende Innovationen gern zusammengearbeitet – so wie in der Material­forschung, wo sich mit dem MAPEX Center for Materials and Processes an der Universität Bremen ein starkes Netzwerk etabliert hat. Dieses Konsortium hat nun 2,2 Millionen Euro bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingeworben, um eine Anlage zum dreidimensionalen Laserauftragschweißen für die Hochdurchsatzentwicklung neuer Legierungen und Verbundwerkstoffe aufzubauen.

Laserauftragschweißen – auch Laser Metal Deposition (LMD) genannt – ist ein additives, pulverbasiertes Fertigungsverfahren für Metalle. Bei dieser Art von 3D-Druck entstehen große Bauteile und sehr feine Strukturen, beides mit vergleichsweise hohen Aufbau­raten. Mithilfe von LMD können Strukturen sogar auf bestehende Teile und Flächen aufgebaut werden. Das Schweißverfahren kann zum Herstellen, Beschichten, Reparieren und Modifizieren von 3D-Bauteilen eingesetzt werden. Genutzt wird es unter anderem in der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie zunehmend auch im Automobilbau und Maschinenbau. Es ist von hoher Relevanz auch für die Industrie in Bremen.

Neue Materialien, neue Eigenschaften

Die neue LMD-Anlage bietet den Material­wissenschaftlern ganz neue ­Möglichkeiten zur Erforschung von neuen metallischen Werkstoffen: Gleich mehrere Pulverförderer kommen parallel zum Einsatz, um verschiedene Metalle in einem Arbeitsgang zu nutzen und schnell viele verschiedene Proben herstellen zu können. So werden effizient völlig neuartige Legierungen mit bisher unerreichten Eigenschaften entwickelt und hergestellt oder Verbundmaterialien gedruckt. Vollgepackt mit modernster Messtechnik liefert die Hightech-Anlage Daten zum wissenschaftlichen Verständnis der zugrundeliegenden Prozesse beim Pulvermischen und -fördern, dem eigentlichen Laserauftragschweißen und einer In-situ-Wärmebehandlung. Ziel der Bremer Wissenschaftler ist die Nutzung und Evaluation der neuen Möglichkeiten dieser 3D-Drucktechnologie für eine schnelle, zielgerichtete Materialentwicklung.

Spitzenforschung am Standort Bremen

Wir erbringen in vielen Bereichen exzellente Spitzenforschung – auch in den Materialwissenschaften, wie dieser Erfolg belegt, freut sich der Rektor der Universität Bremen, Prof. Bernd Scholz-Reiter. Die neue hochmoderne Anlage werde die Bremer Materialforschung ein großes Stück voranbringen und die Zusammenarbeit über die Grenzen der Institutionen hinweg fördern, ganz im Sinne unserer kooperativen Universität, so Prof. Bernd Scholz-Reiter. Das bestätigt auch MAPEX Sprecher Prof. Kurosch Rezwan. Die Erforschung neuer Materialien und Technologien in der Materialbearbeitung ist nach seinen Worten ein wichtiger Baustein auf dem Weg in eine material- und energieeffizientere Zukunft. Bei der Menge an Prozessen und Daten, die wir inzwischen abbilden können, wird der interdisziplinäre Austausch immer wichtiger.

Das MAPEX Center for Materials and Processes unterstützt seit 2014 die Zusammenarbeit von verschiedenen Fachbereichen der Universität Bremen und ­außeruniversitären Forschungsinstituten. Neben dem ­geplanten Großgerätezentrum für die ­Materialanalytik, das in den kommenden Jahren aufgebaut wird, ergeben sich an der ­Universität Bremen mit der neuen DFG-geförderten Hightech-LMD-Anlage neue Forschungsmöglichkeiten und -kooperationen im MAPEX-Verbund.

Die Anlage wird in Zukunft von Forschenden aus verschiedenen Fachbereichen der Universität Bremen, dem Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien (IWT) und dem BIAS – Bremer Institut für angewandte Strahltechnik gemeinsam genutzt. Nach Auffassung von Prof. Frank Vollertsen, Institutsleiter des BIAS, wird dies den wissenschaftlichen Austausch und die Zusammenarbeit am Standort weiter stärken und Bremen in dem bedeutenden Forschungsfeld der additiven Fertigung voranbringen. Es ist geplant, die Hightech-LMD-Anlage in die gemeinsame Grundlagenforschung des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1232 Farbige Zustände zu integrieren. Dieser SFB der Universität Bremen entwickelt eine Hochdurchsatzmethode für das Finden von gänzlich neuen und nachhaltigen Legierungskonzepten. Dieses Großgerät ist ein ideales Werkzeug für flexible und besonders schnelle Probenerzeugung und wird dem SFB 1232 gänzlich neue Möglichkeiten eröffnen, freut sich Prof. Lutz Mädler, Sprecher des SFB 1232 und einer der Direktoren des IWT.

An dem erfolgreichen Antrag im Rahmen der DFG Großgeräteinitiative Laser-Auftragschweißen für Hochdurchsatzuntersuchungen und additive 3D-Fertigungen komplexer Legierungen und Verbundwerkstoffe waren sieben MAPEX-Wissenschaftler aus vier verschiedenen Einrichtungen beteiligt:

Prof. Dr.-Ing. Lucio Colombi Ciacchi (HMI, Universität Bremen), Prof. Dr. phil. nat. Rolf Drechsler (Arbeitsgruppe Rechnerarchitektur, Universität Bremen), Dr.-Ing. Nils Ellendt, Geschäftsführer SFB 1232 Farbige Zustände, Prof. Dr.-Ing. habil. Lutz Mädler (Mechanische Verfahrenstechnik, IWT), Prof. Dr.-Ing. Vasily Ploshikhin (ISEMP, Universität Bremen), Dr.-Ing. Matthias Steinbacher (Materials Engineering/Metals, IWT), Prof. Dr.-Ing. Frank Vollertsen (Welding Technology and Related Processes, BIAS).

Text zum Titelbild: Hightech in der Uni Bremen: Beim Laserauftragschweißen werden im 3D-Druckverfahren metallische Teile und Strukturen hergestellt (Bild: Anika Langebeck, Bias GmbH)

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