Aluminium im Automobil

Oberflächen 04. 04. 2017

– Pluspunkte durch innovative Oberflächentechnik

Holder Oberflächentechnik erhält bemerkenswerte Unterstützung aus einem Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums

In breitem Umfang setzen nahezu alle Auto­mobilhersteller Aluminium zur Redu­zierung des Gewichts von Fahrzeugen ein. Der einige Zeit als großer Fortschritt in Betracht gezogene ­kohlefaserverstärkte Kunststoff hat sich in der Praxis nicht im vorgesehenen Maße durchsetzen können. Dies hat Aluminium als Werkstoff wieder deutlich stärker in den Vordergrund rücken lassen. Zugleich setzt sich der deutliche Trend zur Verwendung von hochfesten Stählen fort, wobei Aluminium und hochfester Stahl in Kombination verwendet werden.

Um jedoch alle Vorteile des Leichtmetalls Aluminium nutzen zu können und die Kombination mit hochfestem Stahl erst möglich zu machen, ist eine optimale Vorbehandlung beziehungsweise Beschichtung der Werkstoffe unumgänglich. Aluminium muss nach der Formgebung durch Gießen oder Umformen von Halbzeugen gebeizt und passiviert werden, um die notwendigen Verschweißungen in höchster Qualität zu gewährleisten. Im Weiteren müssen unterschiedliche Vorbehandlungen vorgenommen werden, um eine gute Lackhaftung zu erreichen. Die Stähle wiederum können nur nach einer Beschichtung mit Zink verbaut werden; vor allem die Legierung Zink-Nickel verhindert die Kontaktkorrosion zwischen Aluminium und Stahl und schützt die Stahloberfläche insgesamt vor Korrosion. Auf beiden Gebieten – der Aluminiumbehandlung und der galvanischen Verzinkung – ist die Holder Oberflächentechnik GmbH einer der Top-Lieferanten für alle europäischen ­Automobilhersteller.

Beschichtungsunternehmen wie die Holder Oberflächentechnik sehen neben der Aufgabe, den Kunden mit der bestmöglichen Oberflächentechnik zu bedienen, auch den Umweltschutz und die Energie­einsparung als wichtiges Unternehmensziel. Aus diesem Grund hat das Unternehmen eigene Untersuchungen und Entwicklungsarbeiten zur Verbesserung der Behandlungsverfahren durchgeführt. Entstanden ist ein neuer Prozess, der den Energieverbrauch beim Passivieren von Aluminium stark verringert und mit Stoffen betrieben wird, die keinerlei Bedrohung für die Umwelt darstellen.

Diese Weiterentwicklung ist so überzeugend, dass die Entwicklung mit Fördermitteln in Höhe von 1,3 Millionen Euro durch das Bundesumweltministerium bedacht wird. Der entsprechende Förderbescheid wurde im Rahmen einer kleinen Feier am 3. März im neuen Werk 4 der Holder Oberflächentechnik in Laichingen durch die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter überreicht. Zur Übergabe waren auch Vertreter der lokalen Politik, der Behörden (Landratsamt und Regierungspräsidium) sowie der bei der Projektgestaltung unterstützenden REM Capital erschienen.

Übergabefeier

Jochen Holder stellte den zur Feier erschienenen Gästen sein Unternehmen als mittelständischen Betrieb mit Stammsitz in Kirchheim/Teck vor, der sich in erster Linie mit der Beschichtung und Behandlung von verschiedenen Metallen, hauptsächlich für die Automobilindustrie, beschäftigt. Der Schwerpunkt des Unternehmens lag lange Zeit im Bereich galvanische Beschichtung, insbesondere auf dem Gebiet des ­kathodischen Korrosions­schutzes durch das Verzinken, mit den Hauptkunden aus der Automobilindustrie und diversen Zulieferern. Jochen Holder betonte die zentrale Rolle, die der Umweltgedanke im Betrieb stets gespielt hat. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, die Wiederverwendbarkeit von Rohstoffen und die Reduzierung der Umweltauswirkungen sind wichtige Aspekte für sein unternehmerisches Handeln. Aus diesem Umwelt- und Innovationsbewußtsein heraus entstanden in der Vergangenheit einige nennenswerte Eckpfeiler; so ist Holder der zehnte Betrieb in Baden-Württemberg mit einer Umweltzertifizierung oder einer der ersten in Baden-Württemberg mit Energiezertifizierung. Im Bereich Innovation ist vor allem die 2013 erfolgte Verleihung des Löhn-Preises der Steinbeißstiftung für herausragende Transferprojekte des Technologie & Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft für ein neues Verfahren zur Prüfung der Korrosionsbeständigkeit zu nennen.

Der stärkeren Nachfrage nach Verfahren zur Behandlung von Aluminium bei den Automobilherstellern kam die Holder Oberflächentechnik frühzeitig nach, sodass sich die Aluminiumbehandlung zur zweitgrößten Säule im Unternehmen entwickelt hat. Daraus entstand auch das jetzt vom Bundesumweltministerium unterstützte Projekt. Im Rahmen des Investitionsvorhabens wird die Holder Oberflächentechnik GmbH das neue, im eigenen Haus entwickelte Alupass2020-Verfahren erstmals in einer großtechnischen Anlage realisieren. Ziel ist es, bislang unerreichte Warenfenstergrößen für Aluminiumbauteile in einem innovativen und umweltschonenden Prozess zu reinigen und zu passivieren. Das Alupass2020-Verfahren ist namentlich geschützt und kombiniert ­neuartige Technologien mit bislang unerreichten Prozessparametern. Insbesondere im Hinblick auf die realisierten Funktionalitäten, die erreichte Ressourceneffizienz sowie die erzielten Umweltentlastungen im Bereich der Aluminiumbehandlung setzt Alupass2020 neue Maßstäbe.

Vor dem Hintergrund der Elektrifizierung der Antriebsstränge beziehungsweise des Automobilantriebs in der Automobil­industrie sowie der grundsätzlichen Herausforderung, die CO2-Schadstoffemis­sionen auf ein Minimum zu reduzieren, spielen Leichtstrukturbaustoffe eine immer bedeutendere Rolle. Das innovative Alupass2020-Verfahren leistet hierbei einen entscheidenden Beitrag: das eingesetzte und zunehmend wichtiger werdende Aluminium kann damit außerordentlich ressour­censparend und umweltschonend bearbeitet werden. Auf Grundlage aktueller Berechnungen können durch die Umsetzung dieses Verfahrens im Vergleich zum Stand der Technik der Frischwasserbedarf um jährlich 12 700 Kubikmeter, der Chemikalieneinsatz um 19 500 Kilogramm sowie der Energiebedarf um nahezu 3 000 000 Kilowattstunden (was einem CO2-Äquivalent von 670 Tonnen entspricht) reduziert werden. Realisiert werden diese Umweltentlastungen durch die Kombination neuartiger Technologien im Zusammenspiel mit exakt definierten Prozessparametern, innovativen Tensiden und optimierten Konzentrationsniveaus sowie einer zielführenden Einführung von Prozesswasserkreisläufen.

Die bislang beim Stand der Technik unerreichte Warenfenstergröße, die hohe Anlagenflexibilität zur Realisierung aller gängigen Herstellerspezifikationen sowie die herausragende Ressourceneffizienz und Umweltentlastung sind dabei entscheidende Vorteile des Investitionsvorhabens. Jochen Holder wies insbesondere auf die gegenseitigen Wechselwirkungen der innovativen Anlagenkomponenten und Prozessparameter hin. In Kombination kann eine herausragende Effizienz bei den eingesetzten Ressourcen Erdgas, chemische Einsatzstoffe, Wasser und Strom erzielt werden – und somit die erreichten Umweltentlastungen als Referenzobjekt und Maßstab dienen.

In diesem Zusammenhang wies Jochen Holder auf die guten Bedingungen aus dem Erwerb einer frei gewordenen Industrieimmobilie in Laichingen hin, die er vor kurzem übernehmen konnte. Dadurch wurde der günstige Standort des Unternehmens entlang der Autobahn A8 erweitert. Das Werk bietet dem Unternehmen eine optimale Herstellernähe und bietet zugleich enorme Erweiterungsmöglichkeiten. Die derzeit vor der Vollendung stehende Behandlungsanlage wird durch zwei weitere Anlagen ergänzt werden. Die vorhandene Bürofläche soll beispielsweise durch weitere Einrichtungen zur Ausbildung genutzt werden, um auch zukünftig über das benötigte Fachpersonal verfügen zu können.

Die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter zeigte sich erfreut, den Förderbescheid im Bereich Umwelt- und Ressourcenschutz zu überbringen. Mit den zur Verfügung gestellten 1,3 Millionen Euro aus einem Umweltinnovationsprogramm für den Schutz von Aluminium durch eine besondere Technologie werden die Ziele der Bundesregierung zur Reduzierung von Treibhausgasen deutlich unterstützt. Sie freute sich darüber, dass durch den Aluminiumeinsatz nicht nur Treibstoff eingespart wird, sondern auch die E-Mobilität gefördert wird – ein weiteres Ziel der Bundesregierung. Vorteilhaft ist die Tatsache, dass solche Innovationen auch Kosteneinsparungen für die betroffenen Unternehmen bedeuten. Für das Ministerium ist es wichtig, dass derartige Entwicklungen Multiplikatoreffekte haben und nicht zuletzt die Standorte in Deutschland erhalten bleiben.

Der Bürgermeister der Gemeinde Laichingen Klaus Kaufmann gratulierte Jochen Holder namens der Gemeinde zum Förderbescheid. Für die Gemeinde, die in einer Wasserschutzzone liegt, ist die Umsetzung des Umweltschutzgedankens wichtig. Zudem wird mit dem schrittweisen Ausbau des Gebäudes der SüdDekor ein Leerstand beseitigt und weitere Arbeitsplätze geschaffen.

Marketingleiter Peter Oberkircher stellt zum Abschluss die Arbeiten rund um das geförderte Verfahren vor. Seinen Ausführungen zufolge ist Leichtbau wichtig, um die Klimaziele zur Reduzierung des Ausstoßes an Treibhausgas zu erreichen. Dafür muss das Leichtmetall Aluminium so gestaltet werden, dass funktionelle und zugleich leichte Bauteile entstehen. Ergänzt werden die Anstrengungen durch den Wandel zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Gefordert ist die Oberflächenbehandlung um die Basis zu schaffen für das Fügen durch Schweißen und Kleben, aber auch für eine Lackierung und als Korrosionsschutz. Die notwendigen Schritte bestehen vor allem aus einer gründlichen Reinigung und anschließenden Konversionsbehandlung. Die Anlagen bei Holder sind darauf ausgerichtet, sehr große Teile zu bearbeiten, unter Einhaltung einer gewissen Flexibilität. Die wird mit der neuen Anlagentechnik und Betriebsstätte in Laichingen erreicht.

  • www.holder-oft.de
 

Text zum Titelbild: Die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter überreicht Jochen Holder den Förderbescheid

 

Die Teilnehmer erhielten die Möglichkeit zur Besichtigung des ­neuen Werks 4

 

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