Zukunftsweisendes Forschungsprojekt: Wissenschaftler mehrerer Einrichtungen entwickeln gemeinsam neue Materialien
Ressourcenschutz und Energiesparen sind nach Aussage der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Theresia Bauer zentrale Aufgaben für unsere Gesellschaft: Angesichts einer stetig wachsenden Weltbevölkerung sowie schwindender Ressourcen sei die Einsparung von Gewicht, Material und Energie eine Grundvoraussetzung für eine zukunftsfähige intakte Welt. Dem Leichtbau komme hier eine zentrale Rolle zu: Je weniger Gewicht beispielsweise ein Flugzeug aufweise, desto weniger Kerosin verbrauche es, oder allgemein: Je leichter gebaut werde, desto geringer der Ressourcenverbrauch.
Dafür bedarf es neuer Werkstoffe, die leicht sind und zugleich genau definierte Eigenschaften aufweisen. Über alle Branchen hinweg wird nach ihren Worten derzeit nach solchen neuen Materialien und Werkstoffen gesucht, die dabei helfen, Gewicht zu reduzieren. Ich freue mich, dass sich die Hochschulen Pforzheim, Karlsruhe und Reutlingen mit dem Karlsruher Institut für Technologie, dem Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut an der Universität Tübingen sowie dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie in Pfinztal zusammenschließen und ihre Kräfte für diese wichtige Aufgabe bündeln. Damit sich die Wissenschaftler dem ambitionierten Projekt intensiv widmen könnten, unterstützt sie das Land mit eigenen und Strukturfondsmitteln der Europäischen Union. Die Wissenschaftsministerin übergab am 2. März 2017 an der Hochschule Pforzheim den Förderbescheid über knapp 1,5 Millionen Euro an die breit aufgestellte Forschungsallianz – und gab damit zugleich den Startschuss: Die Wissenschaftler werden ab jetzt in den kommenden drei Jahren innovative Schaumstrukturen für effizienten Leichtbau entwickeln und fertigen.
Schaum: Ideale Basis für neue Werkstoffe
Nach den Worten von Prof. Dr. Norbert Jost, der Sprecher des Forschungsverbunds, weisen die innovativen metallischen Schaumstrukturen allein schon durch ihre Struktur ein deutlich geringeres Gewicht auf. Durch die Kombination mit anderen Stoffen könnten maßgeschneiderte Materialien entwickelt werden, deren Eigenschaften und Verhalten ganz gezielt auf den jeweiligen Anwendungsfall abgestimmt werden könnten. Das Potenzial und die Anwendungsvielfalt von diesen neuen Werkstoffen scheine beinahe unerschöpflich, so Prof. Jost. Diese innovativen und leichten Zukunftsmaterialien werden vielseitig einsetzbar sein, unterstrich die Ministerin – von der Fahrzeugindustrie über den Maschinenbau bis zur Luft- und Raumfahrt, in der Energietechnik wie auch in der Biomedizin. Denkbar sei auch die Entwicklung neuartiger medizinischer Implantate. Trotz des großen Potentials befindet sich die Entwicklung solcher Werkstoffe allerdings noch im Anfangsstadium, eine industrielle Fertigung ist noch nicht etabliert. Bauer zeigte sich überzeugt, dass es auch von größtem Interesse für die Wirtschaft ist, wenn die Hochschulen und Forschungsinstitute Baden-Württembergs jetzt in diesem Feld vorangehen.
Technologietransfer: Wirtschaft und Wissenschaft Hand in Hand
Der Leichtbau gilt als eine der bedeutendsten Zukunftstechnologien. In Baden-Württemberg biete sich der Leichtbau nach den Worten Theresia Bauers als Anwendungsfeld für kleinere und mittlere Unternehmen besonders an, denn hier verfügten Unternehmen wie Forschungseinrichtungen über eine herausragende Expertise im Bereich Forschung, Entwicklung und Anwendung. Der neue Forschungsverbund werde innovative Produktionsprozesse anstoßen und neue Anwendungsfelder für die baden-württembergische Wirtschaft erschließen.
Um die Marktpotenziale und Fertigungsmöglichkeiten der neuen Werkstoffe anwendungsnah weiterzuentwickeln, beteiligen sich auch zahlreiche Unternehmen an dem Vorhaben, darunter unter anderem die Indutherm Erwärmungsanlagen GmbH aus Walzbachtal, die Tinnit GmbH und die BTE GmbH aus Karlsruhe sowie die Mayser GmbH in Lindenberg und die cirp GmbH aus Heimsheim. Der stetige Austausch zwischen Theorie und Praxis wird durch die Landesagentur Leichtbau BW sowie die Industrie- und Handelskammern Nordschwarzwald und Karlsruhe begleitet.
Folgende Hochschulen und Forschungsinstitute sind beteilitg (mit Ansprechpartnern):
- Hochschule Pforzheim, Prof. Dr. Norbert Jost
- Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Prof. Dr. Britta Nestler
- Hochschule Karlsruhe, Prof. Dr. Britta Nestler, Prof. Dr. Frank Pöhler
- Hochschule Reutlingen, Prof. Dr. Rumen Krastev
- Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen
- Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT in Pfinztal
- www.mwk.baden-wuerttemberg.de