Oben drauf innovativ – Zahlreiche Oberflächen-Weltneuheiten auf BMWi-Innovationstag
Unter den mehr als 200 Exponaten auf dem Innovationstag Mittelstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) am 2. Juni in Berlin werden auch etliche Neuentwicklungen der Oberflächentechnik sein. Deren Entstehung wurde über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des BMWi unterstützt.
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung und des Laser-Laboratorium Göttingen präsentieren auf der Hightech-Show eine Technologie zur Reduzierung von Zellanhaftungen bei Trauma-Implantaten und Marknägeln. Beide werden als Platten oder Stifte – zumeist aus medizinischem Edelstahl oder Titan – nach Knochenbrüchen eingesetzt, damit die Knochenfragmente in der richtigen Position zusammenwachsen. Für eine möglichst komplikationsfreie Entfernung ist eine geringe Zellanhaftung zwischen Implantat und Knochen vorteilhaft. Die aktuelle Forschung konzentriert sich nach Aussage von Projektleiter Dr. Christopher Dölle hauptsächlich auf das optimierte Einwachsen, einer leichteren Entnahme wird weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Ziel muss es daher sein, die Haftkräfte zwischen Knochenzellen und Metallplatten zu reduzieren. Dazu sollen die Implantate so funktionalisiert beziehungsweise strukturiert werden, dass auf ihrer Oberfläche eine geringere Zelladhäsion stattfindet. Für den Patienten bedeutet das laut Dölle eine problemfreiere Implantatentfernung, ein geringeres Risiko einer Nervenschädigung, weniger Schmerzen und kürzere Wundheilungsphasen. Zudem sollten die Operations- und Versorgungskosten gesenkt werden.
Schwerpunkt der Leistungsschau von innovativen kleinen und mittleren Unternehmen sind neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen, deren Entstehung über das branchenoffene Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des BMWi gefördert wurde. Mit einem aktuellen Jahresbudget von über 540 Millionen Euro verhilft das ZIM jährlich mehreren Tausend Entwicklungsideen aus dem Mittelstand zum Durchbruch. Seit Anfang 2015 wurden für innovative Entwicklungen im Bereich der Produktions- und Werkstofftechnologien über 265 Millionen Euro bewilligt (Stand Anfang April).
Auch neuartige Prüfverfahren für Oberflächeneigenschaften spielen auf dem Innovationstag eine Rolle: Um etwa die Effektivität von antimikrobiellen Beschichtungen gegen unterschiedliche Keime parallel testen zu können, haben Forscher der Klinik für Hautkrankheiten an der Uniklinik Jena einen neuen Screeningtest für antimikrobielle Oberflächen von Glas, Keramik und Kunststoff entwickelt. Mit ihm lassen sich laut Projektmitarbeiterin Dr. Kirsten Reddersen mit der Standardmethode zur Messung antibakterieller Aktivität (ISO 22196) bei gleichem Materialaufwand und unter konstanten Bedingungen deutlich mehr Proben als bisher bearbeiten. Das soll die Kosten für Verbrauchsmaterial senken. Der Test ist Dr. Reddersen zufolge für Hersteller und Anwender von antimikrobiellen Oberflächen zu deren Beurteilung ab sofort einsetzbar.
Weitere neuartige Prüfverfahren auf dem Innovationstag sind: Ein beschleunigter Korrosionstest zur realitätsnahen Darstellung des Schadbildes der sogenannten Russlandkorrosion, deren Korrosionserscheinungen an dekorativen Elementen im Automobilbereich sich bisher nur unzureichend abbilden lassen, sowie eine neue Variante der bekannten Monte-Carlo-Simulation, mit der erstmals verschiedene chemische Oberflächen untersucht werden können sollen.
Die branchenübergreifende multitechnologische Leistungsschau findet auf dem Parkgelände der AiF Projekt GmbH in Berlin-Pankow statt. Neben den rund 300 ausstellenden Unternehmen und Forschungseinrichtungen werden zahlreiche Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erwartet. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat sich mit einer Rede angekündigt.
Kontakt:
Lothar Braun, AiF Projekt GmbH
E-Mail: l.braun@aif-projekt-gmbh.de
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