Impulse für Energiesparen und innovatives Handeln

Werkstoffe 10. 11. 2013
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Rückblick auf die Hot and Cold-Technologietage der Balver Zinn, Chemische Farbrik Wocklum,Driesch Anlagentechnik GmbH und L&R Kältetechnik GmbH & Co. KG am 11. und 12. September 2013 in Langscheid/Sauerland

Regionales Netzwerken ist im Trend, denn es bringt Vorteile im Wettbewerb, wenn man Wissen teilt und daran arbeitet, sich bestmöglich auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.

Aus dieser Motivation heraus wurde die Initiative HOT gegründet. Die Abkürzung steht für Hönnetaler Oberflächentechnik. Vier Unternehmen, die alle um das Tal der Hönne im Sauerland herum angesiedelt sind und Anlagen sowie Verbrauchsmaterialien für Betriebe der Oberflächen-, vor allem der Galvanotechnik liefern, haben diesen Verbund ins Leben gerufen:

  • Balver Zinn, Balve (Lote, Anoden und Spezialdrähte für die Oberflächenveredelung und die Elektronikindustrie)
  • Chemische Fabrik Wocklum, Balve (Chemikaliengroßhändler)
  • Driesch Anlagentechnik GmbH, Menden (automatisierte Anlagen der Oberflächenbehandlung)
  • L&R Kältetechnik GmbH & Co. KG, Sundern (Anlagen der Kältetechnik)

Am ersten Tag der Veranstaltung in Langscheid wurde den Teilnehmern ein tiefer Einblick in den aktuellen Energiemarkt, Fördermöglichkeiten und technische Grundlagen der Energieeinsparung geboten. Die rund 60 Teilnehmer – zumeist Führungskräfte aus mittelständischen Unternehmen der Region – erfuhren zunächst in einem Vortrag der Stadtwerke Iserlohn etwas über die aktuelle Situation und die mögliche zukünftige Entwicklung des Energiemarktes in Deutschland und der Energiekosten allgemein. Was die Energiewende und die Umwälzungen im Energiemarkt gerade für mittelständische Unternehmen ganz praktisch bedeuten und was diese tun können, um die negativen Auswirkungen zu begrenzen, wurde in einem großen Überblick sehr anschaulich beschrieben. Energieeffiziente Produktionstechniken oder -anlagen können gefördert werden, ebenso auch die klassische Betriebsinfrastruktur wie Druckluftversorgung, Heizung, Kühlung oder Beleuchtung. Wie das geht, erklärten Referenten des Institutes für Entsorgung und Umwelttechnik in Iserlohn und der Energieagentur Nordrhein-Westfalen.

Nach dem Mittagessen im malerisch am Sorpesee gelegenen Strandbad in Langscheid ging es dann unter anderem mitten hinein in die Technologie der Galvanotechnik und der dort möglichen Energieeinsparungen. Dabei wurde die Aufmerksamkeit der Teilnehmer durch das einförmige Grau draußen immer wieder auf die spannenden Vorträge gelenkt. Zunächst erklärte Harald­ Holeczek vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart, welche Ansätze zum Energiesparen es grundsätzlich in galvanischen Prozessen und Anlagen gibt und wie diese praktisch umgesetzt werden können. Sein Fazit war: Ansätze und Wissen zur energieeffizienten Galvanik gibt es genügend, man muss sie nur umsetzen!

Hier wie auch in den folgenden Vorträgen bestätigte sich immer wieder, dass häufig nicht die Hightech-Lösungen einen großen Erfolg beim Energiesparen bringen, sondern viel eher die konsequente Umsetzung kleiner Schritte mit einem langen Atem.

Nach dieser fundierten Einführung griffen die folgenden Beiträge jeweils einzelne Aspekte auf und beschrieben die praktische Umsetzung in Beispielen aus der eigenen Unternehmensperspektive. So berichtete Lars Fleischer vom Anlagenbauer Driesch, wie Energiesparen bei höchster Qualität durch moderne Steuerungstechnik unterstützt und teilweise erst möglich gemacht wird. Für Frank Benner von Ruhl & Co muss Energieeinsparung in das Gesamtkonzept einer ganzheitlichen Unternehmensorganisation eingebunden und mit dem QS-System verknüpft sein. Thomas Imenkämper von der L&R Kältetechnik erklärte den Zuhörern verschiedene Möglichkeiten des innovativen und energiesparenden Einsatzes von Kälteanlagen und Peter Fischer von Balver Zinn beschrieb die in seinem Unternehmen etablierten Rückführungskreisläufe für Zinn auf verschiedenen Nutzungsstufen. Den Abschluss der technischen Vorträge an diesem Nachmittag bildete der Vortrag von Ludwig Helleckes von der Chemischen Fabrik Wocklum, der aufzeigte, wie mit Hilfe der Reaktionswärme bei der Verdünnung von Schwefelsäure ein ganzes Fabrikgebäude beheizt werden kann. Die Wärme wird der Schwefelsäure mit Hilfe eines Wärmetauschers entzogen und in der Klimatisierung genutzt. Bisher bestimmt die Produktion den Wärmeanfall, für die Zukunft denkt das Unternehmen aber schon darüber nach, wie später einmal der Wärmebedarf die Produktion steuern könnte.

 

Nach so viel Technik bildete eine ganz besondere Präsentation von Matthias Dornbracht, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Aloys F. Dornbracht GmbH, einen gelungenen Abschluss für den ersten Tag. Er breitete unter dem Titel Anders denken – anders handeln ein ganzes Kaleidoskop ungewöhnlicher Gedanken, Ideen und Konzepte aus, die in seinem Unternehmen mal mehr und mal weniger gelebt werden. Es zeigt, wie erfolgreich die radikale Ausrichtung eines Unternehmens und einer Unternehmensphilosophie auf ein Produkt und seine Innovationsmechanismen sein kann. Es werden regelmäßig selbst grundlegende Gewissheiten in Frage gestellt und nach neuen Antworten auf die alten Fragen gesucht, was durchaus auch wieder zu den bereits bekannten Antworten führen kann. Oft entstehen so aber auch ganz neue Ideen. Diese können in Teilen des Unternehmens, die eher wie Labors organisiert sind, ausprobiert und weiterentwickelt werden.

Natürlich gelingt auch bei Dornbracht nicht alles. Andererseits hat beispielsweise die Zusammenlegung von Konstruktion, Montage und Vertrieb für bestimmte Produkte zu ganz neuen Einsichten bei den Mitarbeitern und zu viel kürzeren Wegen als früher bei Problemen oder unzufriedenen Kunden geführt.

Konsequent neue Wege zu gehen und Visionen radikal zu verfolgen sind zwei Pfeiler­ des Erfolges bei Dornbracht und die unkonventionellen Gedanken von Matthias Dornbracht haben sicher auch an diesem Nachmittag so manchen überrascht und nachdenklich zurückgelassen.

Am zweiten Tag kamen eher organisatorische Themen zum Zuge. Stefan Latsch von der LIM GmbH berichtete von den Möglichkeiten, die eine professionelle Auswertung von Patenten für Unternehmen bringt. Wie wir alle uns besser motivieren können beschrieb Michael Groß, der erfolgsreichste deutsche Schwimmer, sehr anschaulich in seinem Vortrag. Zwei Präsentationen über die Organisation von Netzwerken und über wirkungsvolle Werkzeuge für die Kommunikation und Führung rundeten dieses gelungene Seminar ab.

 

Text zum Titelbild: Thomas Imenkämper (L&R Kältetechnik), Peter Fischer (Balver Zinn), Lars Fleischer (Driesch Anlagentechnik) und Michael Bertzen (Wocklum Chemie) auf der Tagung in Langscheid (v.l.n.r.)

 
Michael Groß

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