20-Jahr-Feier des FiT im Rahmen der Fachtagung Industrielle Bauteilreinigung

Oberflächen 08. 10. 2024
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2024 feiert der Fachverband industrielle Teilereinigung e. V. (FiT) sein 20-jähriges Bestehen. Einen idealen Rahmen dafür bot die 32. Fachtagung Industrielle Bauteilreinigung, die am 11. und 12. September mit insgesamt 121 Teilnehmenden und 26 ausstellenden Unternehmen in Dresden durchgeführt wurde. Zu den Highlights der Veranstaltung zählte die Verleihung des dritten FiT2clean Awards.

Das Programm der zweitägigen Veranstaltung am 11. und 12. September im Dorint Hotel in Dresden umfasste insgesamt 15 Vorträge. Passend zum Motto FiT – 20 Jahre im Dienste der industriellen Bauteilreinigung – Ein Blick zurück und zwei nach vorn verbinden Tradition und Innovation, konnten sich die 121 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei über weit mehr als die Innovationen und Fortschritte der letzten zwei Jahrzehnte in der industriellen Teilereinigung aus den Blickwinkeln Anlagentechnik, Chemie und Mess­technik informieren. So thematisierten die Plenarvorträge des ersten Tages, welche neuen Herausforderungen und grundlegenden Veränderungen in der Teilereinigung sich durch die Transformation vom Verbrenner zur Elektromobilität und Wasserstofftechnologie für die Automobilindustrie und ihre Zulieferer ergeben. Beleuchtet wurden darüber hinaus die Sauberkeitsanforderungen, die beispielsweise bei der Endreinigung von Komponenten für die Halbleiterindustrie, Medizintechnik, Hydraulik und Vakuumtechnik zu erfüllen sind – Felder, die als Zukunftstechnologien gelten. Die weiteren Referate aus den Berei­chen Umwelt & Chemie sowie Anlagen & Verfahren informierten unter anderem über die Produktentwicklung bei Reinigungsmedien und den Einfluss der nationalen und internationalen Chemikaliengesetzgebung darauf. Die Betrachtung der Entwicklungen in der Lösemittel- und wässrigen Teilereinigung sowie der Fortschritte bei Prozessen und Verfahren inklusive der partiellen Reinigung boten Lösungsansätze, um aktuelle Herausforderungen in der Teilereinigung nachhaltig, prozesssicher und wirtschaftlich zu meistern.

26 Unternehmen präsentierten auf der begleitenden Ausstellung dem Fachpublikum ihre Produkte und Dienstleistungen und diskutierten über Aufgabenstellungen (Bild: FiT e. V.)

Über 120 Teilnehmende informierten sich bei der 32. Fachtagung Industrielle Bauteilreinigung über aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze in der industriellen Teilereinigung (Bild: FiT e. V.)

 

Die Vorträge des zweiten Tages beschäftig­ten sich mit den Thema Messen & Prüfen, wobei Verfahren zur Sauberkeitsanalytik ebenso vorgestellt wurden wie Entwicklungen von Geräten für die Prozesskontrolle und der aktuelle Stand der VDA 19 sowie ein Ausblick auf künftige Entwicklungen in diesem Bereich. Auf den neuesten Stand wurden die Teilnehmenden auch zum FiT-Richtlinienwerk Prozesslösungen gebracht, mit dem der FiT den nächsten Schritt zur Wissensaufbereitung und -vermittlung eingeläutet hat. Ein weiteres Referat beleuchtete, wie sich die Anforderungen an die Oberflächensauberkeit bei High Purity-Anwendungen bis 2030 entwickeln können. Im abschließenden Impulsvortrag erfuhren die Zuhörer, mit welchen Schritten und Maßnahmen Künstliche Intelligenz (KI) zum besten Mitarbeiter im Unternehmen wird.

Die Gesamtbewertung der Tagung mit der Note 1,8 sowie durchweg positive Kommentare der Teilnehmenden zu Programm, Qualität der Vorträge und Veranstaltungsort zeigen, dass der FiT als Navigator der Bauteilreini­gung Antworten auf aktuelle Herausforderungen geliefert hat. Gleichzeitig untermauert die hohe Zustimmung die führende Stellung der Fachtagung als Wissensquelle zur industriellen Bauteilreinigung. Sehr zufrieden äußerten sich auch die 26 ausstellenden Unternehmen über ihre Teilnahme.

Verleihung FiT2clean Award 2024

Ein gelungener Abschluss des ersten Tages war die Verleihung des 3. FiT2clean Awards. Sie begann mit der Präsentation der Lösungen der drei Finalisten vor Ort; anschließend konnten die Teilnehmenden über den Gewinner mitentscheiden. Den mit 10 000 Euro dotierten Innovationspreis sicherte sich die PartikelART Solution GmbH mit einer innovativen, KI-basierten App für die schnelle und einfache Partikelanalyse. Auf den Plätzen zwei und drei folgten die Lösungen der acp systems AG und der Kist + Escherich GmbH.

Verleihung des diesjährigen FiT2clean Award (v. l. n. r.): Juliane Schulze (FiT) Philipp Kist (Kist + Escherich), Dr. Ronny Zwinkau (PartikelART Solution), Karl-Heinz ­Menauer (acp systems), Dr. Michael Flämmich (FiT) (Bild: FiT e. V.)

 

KI-basierte App zur Vermessung und Klassifizierung von Partikeln

Gewinner des mit 10 000 Euro und einem Jahr kostenloser Mitgliedschaft im Fachverband dotierten FiT2clean Award ist die PartikelART Solution GmbH. Das Unternehmen entwickelte eine KI-basierte, leicht zu bedienende App für Android- und iOS-Smartphones, mit der sich Partikel ab 200 µm Feret max schnell, einfach und zuverlässig direkt in der Linie vermessen und klassifizieren lassen. Als Referenz für die Größenmessung dient ein violettes Quadrat, das sich beispielsweise auf einer Partikelfalle oder einem Partikelstempel befindet. Die Klassifizierung der Partikel in metallisch, nicht-metallisch und Fasern erfolgt mittels KI-basierter Bildverarbeitung. Die Messergebnisse können wie bei einer mikroskopischen Analyse als Bericht ausgegeben und direkt per Mail versandt beziehungsweise gespeichert werden. Im Vergleich zu Laboranalysen erfolgt die Kontrolle der technischen Sauberkeit mit der App jedoch deutlich kostengünstiger. Darüber hinaus stehen die Ergebnisse unmittelbar zur Verfügung, so dass bei Bedarf sofort reagiert werden kann.

CO2-Schnee als ­Extraktionsmedium für die Partikelanalyse

Mit der Prüfung der technischen ­Sauberkeit beschäftigt sich auch die Innovation der acp systems AG, die es auf den zweiten Platz geschafft hat. Für die Partikelextraktion, die klassischerweise durch Abspülen mit einem flüssigen, häufig gesundheits- und umweltschädlichen Medium beziehungsweise durch Abblasen oder Absaugen des Bauteils erfolgt, hat das Unternehmen ein komplett neues Extraktionsgerät entwickelt. Es basiert auf der bereits etablierten CO2-Schneestrahlreinigung, bei der recyceltes Kohlendioxid als Medium eingesetzt wird. Da sich damit Partikel bis in den Sub-Mikrometerbereich entfernen lassen, eignet sich die innovative Extraktionslösung insbesondere für Bauteile, deren spezifizierte Partikelgröße bei unter 50 µm liegt sowie für elektronische Komponenten, die nicht durch Abspülen geprüft werden können, beziehungsweise nach der Prüfung bisher verschrottet werden mussten. Dadurch ermöglicht das Extraktionsgerät zum einen Kosteneinsparungen, zum anderen lassen sich kritische Rohstoffe, Energie und Elektroschrott einsparen.

Trockene, berührungslose ­Reinigung von Leiterplattenmagazinen

Den dritten Platz 2024 sicherte sich die Kist + Escherich GmbH mit einer neuen Reinigungslösung für ­Leiterplattenmagazine. Diese komplexen Behältnisse werden in der Elektronikindustrie für den Transport von Leiterplatten (PCBs, PCBAs) verwendet; bei deren Einsatz in Bestückungsautomaten sammeln sich in den Magazinschlitzen Partikel an, die in nachfolgende Prozesse ­beziehungsweise in die Produkte verschleppt werden ­können. Die Reinigung der Leiterplattenmagazine, die bisher üblicherweise nicht oder nur punktuell manuell durchgeführt wird, erfolgt in der neuen Anlage allseitig, trocken und berührungslos. Dabei werden Staub und Partikel mittels ionisierter Druckluft durch rotierende Düsen gelöst, von einem Absaugstrom erfasst und einer eingebetteten Filtereinheit zugeführt. Die integrierte elektrostatische Entladung ist für ESD-Anwendungen opti­miert.

Die Anlage kann sowohl offline als auch inline eingesetzt werden und ist für unterschiedliche Magazingrößen programmierbar. Durch die automatisierte, trockene Reinigung der Magazine lässt sich das Risiko partikelbedingter Defekte oder gar Ausfälle an empfindlichen elektronischen Bauteilen signifikant verringern.

Nächster FiT2clean Award wartet schon

Es sind aber nicht nur die ausgezeichneten Innovationen, sondern auch die anderen eingereichten Neu- und Weiterentwicklungen, mit denen die Anbieter industrieller Reinigungstechnik für eine effizientere, prozesssicherere und nachhaltigerer Umsetzung aktueller Anforderungen in der industriellen Teilereinigung sorgen, hebt Michael Flämmich hervor. Und da ständig an neuen Lösungen gearbeitet werde, sei man schon sehr neugierig auf die Einreichungen für den FiT2clean Award 2025. Der Innovationspreis des FiT wird im kommenden Jahr im Rahmen der parts2clean verliehen, die vom 7. bis 9. Oktober 2025 auf dem Stuttgarter Messegelänge durchgeführt wird.

FiT-Vorstand für drei Jahre gewählt

Bei der direkt an die Fachtagung anschließenden Mitgliederversammlung des FiT informierten die Leiter der verschiedenen Fachausschüsse über deren Tätigkeiten in den vergangenen zwölf Monaten und über aktuelle Projekte, die bearbeitet werden. Darüber hinaus wurden die in Strategiesitzungen erarbeiteten kurz-, mittel- und langfristigen Ziele des Verbands vorgestellt. Auf der Agenda stand außerdem die turnusmäßige Neuwahl des Vorstands, bei der das bisherige Vorstandsmitglied Andreas Pradel (Surtec Deutschland GmbH) auf eigenen Wunsch nicht mehr kandidierte. Die anderen Mitglieder des bisherigen Vorstands stellten sich zur Wiederwahl. Als neue Kandidatin präsen­tierte Birgit Fruggel (Senior Expert Oberflächenkonditionieren & Technische ­Sauberkeit, Schaeffler Technologies GmbH & Co. KG) ihre Expertise aus Anwendersicht. In der folgenden Blockwahl wurden alle Kandidaten einstimmig für die kommenden drei Jahre gewählt. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Michael Flämmich (Vacom Vakuum Komponenten & Messtechnik GmbH) und sein Stellvertreter Rainer Straub (Ecoclean GmbH) wurden bei der Wahl in ihren Ämtern bestätigt.

Der neu gewählte FiT-Vorstand (v. l. n. r.): Juliane Schulze (SITA Messtechnik), Rainer Straub (Ecoclean GmbH), Birgit Fruggel (Schaeffler Technologies), Florian Weber (Weber Ultrasonics), Kerstin Zübert (Hermann Bantleon), Dr. Michael Flämmich (Vacom) und Gerhard Koblenzer (LPW Reinigungssysteme)(Bild: FiT e. V.)

 

Für einen perfekten Abschluss der 20-Jahr-Feier des FiT sorgte die Fahrt mit einem Dampfschiff auf der Elbe.   Doris Schulz

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