Der Norddeutsche Galvanotag ist in der norddeutschen Galvanobranche eine fest etablierte Veranstaltung, die bei vielen Branchenunternehmen schon frühzeitig im Kalender vorgemerkt ist. So konnten die DGO-Bezirksgruppen Nord und Bielefeld auch in diesem Jahr am 23. Mai wieder rund 70 Teilnehmende und fünf Vortragende begrüßen, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e.V. (DGO). Der Leiter der Bezirksgruppe Bielefeld, Thomas Kruggel, führte gekonnt durch die Veranstaltung.
In zwei Themenblöcken wurde zu den Themen Nachhaltige Galvanotechnik und Rechtlichen Vorgaben referiert. Den Anfang machte Heinrich-W. Kämper von der Munk GmbH in Hamm zum Thema Gleichrichtergeräte und deren Technologie: Betrachtung zur Ressourcenschonung und Effizienz. Nach einer kurzen Vorstellung der Munk GmbH ging er auf die unterschiedlichen Gleichrichtertechnologien und deren Kühlung ein, die derzeit am Markt verfügbar sind. Interessant waren die Berechnungen, die aufzeigten, wie man mit einem Einsatz verstärkter Kupferverschienungen Betriebsspannungen senkt und dadurch Betriebskosten spart. Weitere Beispiele zur Nutzung der Abwärme mittels Kühlwassers beziehungsweise Abluft rundeten den Vortrag ab.
Den zweiten Vortrag hielt Henning Heimann, MKS Atotech Deutschland GmbH & Co. KG Berlin. Sein Thema lautete: Mittelphosphorhaltiger Chemisch-Nickel-Prozess bei reduzierter Badtemperatur – Reduzierung der CO2-
Emission. Anhand umfangreicher Berechnungsbeispiele führte Heimann aus, wieviel Energie für das Aufheizen und Halten der notwendigen Betriebstemperaturen von Elektrolyten für die chemische Vernicklung benötigt wird. Hieraus leitet sich eine Herausforderung zur Absenkung der notwendigen Betriebstemperatur ab. Die Antwort ist ein Verfahren, das mit einer verminderten Temperatur von 75 °C statt der herkömmlichen 90 °C arbeitet. Die Arbeitsparameter und Schichteigenschaften dieses Verfahrens werden eingehend betrachtet und das Sparpotential an CO2 wird hochgerechnet.
Henning Heimann zeigte Ansätze zur Reduzierung der C02-Emissionen auf (Bild: ©Thomas Kruggel)
Den ersten Themenblock beendete Marc Longerich von der SurTec Deutschland GmbH aus Zwingenberg mit seinem Vortrag Energieeinsparung durch Badoptimierung. Steigende Energiekosten machen es notwendig, die Prozesse auf Kosteneffizienz hin zu überprüfen. Am Beispiel einer alkalischen Verzinkung mit Vor- und Nachbehandlung zeigte er auf, dass hier ein erhebliches Einsparpotential ruhen kann. Abkochentfettungen sparen als Niedrigtemperaturverfahren viel Energie, aber auch Elektroentfettungen können auf Kaliumbasis durch eine erhöhte Leitfähigkeit, die auch durch eine hohe Karbonatkonzentration nur geringfügig vermindert wird, interessant sein. Ähnliches gilt auch für den Verzinkungselektrolyten. Abschließend ging der Referent auf die Besonderheiten bei Zinknickelelektrolyten ein.
Die Pause bei bestem Wetter bot wieder Gelegenheit zum Networking und Erfahrungsaustausch bei Kaffee und Kuchen sowie belegten Brötchen.
Nach der Pause startete der zweite Vortragsblock mit Dr. Joachim Heerman von der Dr.-Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG aus Geislingen/Steige. Dr. Heermann referierte zum Thema Die Regulierungswut der Europäischen Union kennt keine Grenzen: REACh macht‘s möglich. Zunächst ging der Referent auf die Vielzahl der Gesetze ein, die ein heutiges Unternehmen in der EU zu beachten hat. Es sind so viele, dass diese nur sehr oberflächlich angerissen werden konnten. Weiterhin werden die Ziele von REACh mittlerweile als moving targets definiert. Dr. Heermann legte in seinen Ausführungen den Fokus insbesondere auf die bisherige und derzeitige Situation von Chrom(VI) unter REACh. Hier sei Einiges im Wandel. Wohin dieser aber führe, sei ungewiss. Ein weiteres Thema war die derzeit geplante Beschränkung von PFAS. Die Zukunftstechnologien, wie zum Beispiel Elektromobilität und Wasserstoffwirtschaft, sind auf diese Substanzen angewiesen, wobei der Bedarf an PFAS in der Metallindustrie nur äußerst gering ist.
Den letzten Vortrag der Veranstaltung hielt Thomas Kruggel. In seinem sehr praxisbezogenen Vortrag Gut galvanisierte Teile: die Geschichte fängt oft VOR der Galvanik an beschrieb er Qualitätsprobleme in der galvanischen Fertigung und dem vorgelagert schon beim Lieferanten. Oft sind es hier Materialfehler und Transportschäden, die der Galvanik angelastet werden und hohe Kosten sowie viel Ärger verursachen können. Anhand verschiedener Beispiele aus der dekorativen Verchromung wurden Fehler und deren Ausschaltung beschrieben. Ein genaues Hinsehen vor dem Galvanisieren lohnt sich. Hier können Fehler erkannt und abgestellt werden, bevor vermeidbare Kosten entstehen. Es wäre sicherlich kein Fehler, wenn sich die Firmen auch auf Verbandsebene gegenseitig informieren und unterstützen, um Lieferantenfehler zu erkennen und zu vermeiden.
Im Anschluss beendete Tagungsleiter Thomas Kruggel die Veranstaltung mit seinem Dank an die Referenten, die gekonnt und kurzweilig interessante Themen präsentierten. Auch brachte er seine Freude über die rege Teilnahme zum Ausdruck, die zeige, dass der Norddeutsche Galvanotag nach wie vor ein populäres Ereignis unter den angebotenen Fachtagungen darstellt.
Der nächste 22. Norddeutsche Galvanotag ist für den 22. Mai 2025 geplant.
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